14.10.2002 / Zabel ungefährdet
als Weltranglisten-Erster im Urlaub - Rummel um Cipollini
Zolder
- Erik Zabel flog beruhigt in den wohlverdienten Familien-Urlaub. An der
Spitze der Weltrangliste dürfte ihm nach seiner WM-Bronzemedaille von Zolder
kaum noch Gefahr drohen.
«Außer, der zweitplatzierte Paolo Bettini
beginnt, in den letzten Saisonrennen in Italien noch zu fliegen», meinte
Zabel. Die zweite Überwinterung am Platz an der Sonne steht für den beständigsten
deutschen Radprofi also bevor. Der Ärger über die entgangene Silbermedaille,
die sich der rabiate Australier Robbie McEwen im heißen Sprint gegen Zabel «erboxt»
hatte, war beim Telekom-Kapitän noch zu spüren: «Der Titel war nicht drin,
aber Silber.»
Alles andere als ruhig wird es demnächst beim
neuen Weltmeister Mario Cipollini zugehen. Auch nach dem Rennen auf der
Hochgeschwindigkeitsstrecke in Zolder reagierte der 35-jährige WM-Debütant
blitzschnell und lieferte einen weiteren Beweis seines PR-Geschicks. Zur
Pressekonferenz fuhr der Exzentriker aus der Toskana auf seinem neuen, in den
Regenbogenfarben gespritzten Fahrrad vor. Die italienische Presse schwelgte in
höchsten Tönen. Die «Gazzetta dello Sport» machte das WM-Rennen zum
nationalen Wettkampf: «Cipollini holt den Titel in die Heimat zurück.» «La
Stampa» titelte: «Der alte Löwe springt auf den Thron.»
Zu Hause warten jetzt endlose Feiern und
Vertragsverhandlungen auf Cipollini. Die Goldmedaille von Zolder wird ihm die
Suche nach einem neuen, potenten Sponsor erheblich erleichtern. Vermutlich
wird er große Anteile der italienischen WM-Prämie in Höhe von 50 000
Euro für jeden seiner elf Mitstreiter aber ohnehin aus der Portokasse zahlen
können. Im Finale konnte er sich in der selten so einigen Squadra Azzurra
sogar auf seinen sonstigen Intimfeind Alessandro Petacchi verlassen. Die «Gazzetta»
schwärmte: «Großartiges Italien.»
Seinen großen Sprüchen («Ich bin der
Superfavorit und nicht zu schlagen») folgten Taten. Damit krönte Cipollini
die perfekte WM-Inszenierung, die im März mit seinem ersten Sieg bei
Mailand-San Remo begann. Schon vor sieben Monaten sprach er vom Titel in
Zolder. Auf dem Weg dahin sammelte der jetzt in seiner 13-jährigen
Profi-Karriere 181 Mal erfolgreiche Italiener unter anderen sechs Etappensiege
beim Giro und feierte einen Klassiker-Erfolg bei Gent-Wevelgem.
Im Juli erfolgte Cipollinis merkwürdiger Rücktritt,
der die Konkurrenz und wahrscheinlich auch die eifrigen einheimischen
Doping-Fahnder überraschen sollte. 99 Tage später tat er seinen Sinneswandel
kund und startete bei der Spanien-Rundfahrt. Bei der Vuelta gewann Cipollini
drei Etappen und war für Zolder gerüstet. Aus Merdingen im Schwarzwald
spendete am Sonntag sogar Jan Ullrich Lob: «Mario war nicht zu schlagen. Der
Beste hat gewonnen.»
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13.10.2002 / Cipollini
Straßen-Weltmeister - Zabel Dritter
Zolder
- Auch Erik Zabel konnte ihn nicht halten: Mario Cipollini machte seine
Prophezeiung wahr und holte die Profi-Weltmeisterschaft nach zehn Jahren
wieder nach Italien. Bei seiner WM-Premiere krönte der 35-jährige
Topsprinter aus der Toskana in Zolder/Belgien seine Karriere mit dem Straßen-Titel.
Nach 256 km war der lange Cipollini nicht zu
schlagen - auch nicht von dem deutschen Weltranglisten-Spitzenreiter, dem im
Sprint einer etwa 35 Fahrer starken Spitzengruppe aber immerhin die
Bronzemedaille blieb. Zweiter wurde der Australier Robbie McEwen, der Zabel im
Juli in Paris das Grüne Trikot der Tour de France abgenommen hatte.
«Die Besetzung auf dem Podium ist wie ein
Spiegelbild der gesamten Saison. Cipollini war der große Favorit. Dieses
Ergebnis ist in Ordnung», sagte Zabel, der aber mit McEwens Fahrweise
haderte: «Er hat das ganze heute mit einem Boxkampf verwechselt.» Der in
seinen Mitteln nicht immer feine Australier gab Zabel indirekt Recht: «Als in
der Schlussphase Petacchi und Lombardi das Tempo für Cipollini machten, war
mir klar, dass ich nur an 'Cipos' Hinterrad eine Chance hatte. Da war aber
Zabel. Ich habe nicht geboxt, vielleicht ein bisschen die Hände benutzt.»
Drei Kilometer vor dem Ziel ließ ein Massensturz das Feld auf jene
Fahrer-Anzahl schrumpfen, die den Sieg unter sich ausmachten. Daran war McEwen
aber nicht Schuld.
Zum Glück für die Fahrer und die rund 100.000
Zuschauer - unter ihnen auch der belgische König Albert - blieb der angekündigte
Regen aus. Damit war die Zielgerade im Motodrom von Zolder nicht das
glitschige Parkett der Vortage. Trotzdem kam es kurz vor dem packenden Finale,
in dem der 40fache Giro-Etappensieger Cipollini den Spurt 200 Meter vor dem
Ziel von vorne eröffnet hatte, zu dem Unfall. «Ich wusste beim Überqueren
der Ziellinie nicht, ob ich jubeln sollte, ob es ein Traum oder Wirklichkeit
ist. Mein Sieg im März bei Mailand-San-Remo war auch ein großer Moment, aber
nicht vergleichbar mit heute», sagte der neue Weltmeister, der sich und
seinen Team- Kollegen nebenbei auch 50.000 Euro Prämie erstrampelt hatte.
Noch bevor Cipollini, der während der Tour
seinen Rücktritt verkündet hatte, um ihn sieben Wochen später zu
widerrufen, die Ziellinie überquert hatte, rissen seine Team-Kollegen jubelnd
die Arme in die Höhe. Sie hatten sich einig wie selten in den Dienst eines
Kapitäns gestellt und damit zehn Jahre nach Gianni Bugno den Titelgewinn
sicher gestellt. Heinz Müller (1952) und Rudi Altig (1966) bleiben vorerst
die einzigen beiden deutschen Straßen- Weltmeister der Radprofis. «Die drei
besten Sprinter der Welt haben den Titel unter sich ausgemacht. Mario war
nicht zu schlagen», sagte Jan Ullrich vor dem Fernseh-Mikrofon zu Hause in
Merdingen.
Ab der 18. Runde kontrollierten die Italiener
an der Spitze des Feldes das Rennen und zeigten sich mannschaftlich
geschlossen. Immer wieder neue Attacken in der heißen Schlussphase, vor allem
der Gastgeber, brachten sie nicht aus dem Konzept, einen Massensprint
vorzubereiten. Auch Zabels Telekom-Team-Kollegen waren im Finale ganz vorne zu
finden. Aber gegen den locker siegenden Cipollini war auf dem
Hochgeschwindigkeits-Kurs der ehemaligen Formel 1-Rennstrecke nichts zu
machen.
Im Frauen-Rennen über 128 km, in dem die
Topfavoritin Petra Roßner (Leipzig) nach einem Sturz schon in der dritten
Runde aufgeben musste, hatte sich die Schwedin Susanna Ljungskog Gold geholt.
Die Silbermedaille sicherte sich Nicole Brändli aus der Schweiz. Dritte wurde
die zweifache Tour-Siegerin Joane Sommarriba (Spanien).
Wie bei den Frauen hatte auch bei den Junioren
ein schwerer Sturz im Zielbereich das WM-Rennen überschattet. Etwa 15 Fahrer
stürzten in voller Fahrt kurz vor dem Zielstrich, unter ihnen auch der 14.
Heinrich Haussler aus Cottbus. Weltmeister nach 128 km wurde der Franzose
Arnaud Gerard. Die Silbermedaille holte der Finne Juka Vastaranta, Bronze der
Australier Nicolas Sanderson.
Sylvia Schenk, Präsidentin des BDR, zog eine
weitgehend positive Bilanz der sechs WM-Tage von Zolder: «Nach Gold und
Silber im Vorjahr haben wir diesmal vier Medaillen geholt. Mit etwas weniger
Sturzpech hätten es sicher noch mehr sein können.»
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13.10.2002 / Sturz-Serie in
Zolder sorgt für Diskussionen
Zolder
- Schwere Stürze ziehen sich wie ein roter Faden durch die Straßen-Rennen
der Titelkämpfe auf der ehemaligen Formel I- Rennstrecke in Zolder. Nach den
unfallfreien Entscheidungen im Zeitfahren an den ersten drei Tagen mussten in
jedem weiteren Wettbewerb Stürze registriert werden. Es erwischte auch die
deutsche Topfavoritin Petra Roßner.
«So schlimm war es selten», meinte der
deutsche Verbands-Vize und Ex-Profi Olaf Ludwig, der im ebenfalls sturzreichen
Regenrennen von Oslo 1993 als WM-Dritter die vorerst letzte WM-Medaille für
die deutschen Radprofis geholt hatte. «Die Nervosität ist schuld, nicht der
Kurs. Wir haben heute die beanstandeten Füße der Absperrgitter, die auf die
Straßen ragen, kontrolliert. Daran können sich die Pedale nicht verhaken»,
sagte der Weltverbands-Präsident Hein Verbruggen (Niederlande) vor dem Start
des Profirennens.
Petra Roßner aus Leipzig hatte es bei einem
Sturz in der dritten von zehn Runden schwer erwischt. Die 35-Jährige, die
sich im September den Gesamtsieg im Weltcup-Wettbewerb geholt hatte, kam auf
gerader Strecke unbedrängt zu Fall. Sie erlitt Schürfwunden und eine
Verletzung am Kinn. Ihre linke Gesichtshälfte schwoll stark an. «Ich weiß
nicht, wie es passiert ist. Ich war kurz ohne Bewusstsein. Im Feld waren
einige aufgeregte Hühner unterwegs. Wahrscheinlich bin ich an ein Hinterrad
gestoßen», vermutete sie. In 17 Jahren Rennkarriere sei sie noch nie schwer
auf das Gesicht gestürzt.
Nach dem Roßner-Unfall schlitterten immer
wieder Fahrerinnen über den inzwischen regennassen Asphalt, auch die
Mitfavoritin Ina Yoko- Teutenberg. Sie verletzte sich die Hand und gab eine
Runde vor Schluss auf. Am Vortag hatte sich ein schwerer Unfall 500 m vor dem
Ziel des U23-Rennens ereignet. Fabio Borghesi aus Italien musste nach seinem
Sturz, in den auch Eric Baumann aus Rostock in aussichtsreicher Position
verwickelt war, ins Krankenhaus gebracht werden. Am Abend konnte er wieder
entlassen werden.
Auch seiner Mutter, die am Straßenrand stand
und vor Schreck über den Sturz ihres Sohnes einen Schock erlitten hatte, geht
es wieder besser. Im Junioren-Rennen waren etwa 15 Fahrer vor dem Zielstrich
gestürzt (s. Foto), darunter der 14., Heinrich Haussler aus Cottbus.
Schuld an der Sturzserie haben in erster Linie
neben den Witterungsverhältnissen wahrscheinlich die zum Teil engen Schikanen
der Rennstrecke aus den 50er Jahren und die Absperrgitter, deren Füße auf
die Rennstrecke ragen. Jochen Dornbusch, Bundestrainer der deutschen Damen,
nennt einen anderen Grund: «Hier finden noch zahlreiche
Motorsport-Veranstaltungen statt. Der Gummi-Abrieb auf der Strecke, die sie
bei Feuchtigkeit sehr glatt macht, ist auch Schuld.» Die WM-Runde für die
Radsportler ist 12,8 Km lang, die letzten vier Kilometer führen über den früheren
Formel-1-Kurs.
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12.10.2002 / Italien im Cipollini-Taumel
Zolder (dpa) - Mario Cipollini soll Italien erlösen.
Zehn Jahre ohne Weltmeistertitel - das ist für die Radsport-verrückten
Tifosi zu viel. Und der Exzentriker aus der Toskana verspricht ihnen auf dem
Hochgeschwindigkeits-Kurs von Zolder, auf dem schon der Nachwuchs einen
Schnitt von über 46 km/h fuhr, den Titel.
«Ich bin der Superfavorit. Bisher bin ich nur
Super-Mario. Ab Sonntag werde ich zum Campionissimo. Die U23-Rennen haben
gezeigt, dass es einen Massensprint geben wird und da bin ich nicht zu
schlagen», verkündete Cipollini, der im Alter von 35 Jahren sein WM-Debüt
feiert, und ließ dabei wie üblich jegliche Zurückhaltung vermissen.
Sein erster Start bei einer Weltmeisterschaft
soll der Höhepunkt einer fein ausgeklügelten Inszenierung und das I-Tüpfelchen
auf die bisher schon erfolgreichste Saison seiner Karriere werden. Der erste
Sieg im März bei Mailand-San-Remo, wo Cipollini Erik Zabel hinderte, zum fünften
Mal erfolgreich zu sein, war nur das Vorspiel. Es folgten der sehr
eindrucksvolle Erfolg auf belgischem Boden beim Frühjahrs- Klassiker
Gent-Wevelgem und sechs Etappensiege beim Giro d'Italia. Der im Juli verkündete
Rücktritt, der die Konkurrenz und vielleicht auch die eifrigen einheimischen
Doping-Fahnder verwirren sollte, bildete den vorläufigen Kulminationspunkt.
Cipollinis Rückzieher überraschte die
wenigsten. Zabel hatte schon bei der Tour de France keinen Gedanken daran
verschwendet, dass der in seiner Karriere bisher 180-mal erfolgreiche Riese
aus der Toskana in Zolder wirklich fehlen könnte. Seinen erfolgreichen
WM-Aufbau brach Cipollini im Vormonat nach drei Etappensiegen bei der Vuelta
ab. Zabel hatte bei den Massensprints in Spanien gegen den Aqua e Sapone-Kapitän
und seine Mannschaft, in dem sein Ex-Team-Kollege Giovanni Lombardi der
treueste Cipollini-Vasall ist, nie eine Chance. Der ehemalige Telekom-Profi
organisierte auch die WM-Unterkunft der italienischen Elite-Fahrer bei einem
befreundeten Hotelier.
Das größte Handicap der Italiener in den
vergangenen zehn Jahren - mangelnder Teamgeist - soll Cipollini keinen Strich
durch die Rechnung machen. An den ebenfalls spurtstarken Alessandro Petacchi
aus dem Konkurrenz-Team Fassa Bortolo richtete Cipollini via italienischer
Presse eine deutliche Warnung: «Alessandro ist schlau. Er wird sich vor
Millionen von italienischen Fernseh-Zuschauern keine Illoyalität leisten.»
Ein weiterer Kandidat aus den eigenen Reihen, Paolo Bettini (Mapei), im
Vorjahr Vize-Weltmeister, kündigte an: «Wenn das Feld 60 Kilometer vor dem
Ziel noch zusammen ist, fahre ich hundertprozentig für Cipollini.»
Als Lohn für einen Weltmeistertitel winkt
jedem im zwölfköpfigen Team ein 50Â 000 Euro-Scheck, für den
Cipollini bei Vollzug in Zolder den größten Teil sicher selbst beisteuern müsste.
Dabei steht seine Zukunft noch nicht auf soliden Füßen, weil er immer noch
nach einem zahlungskräftigen Team für 2003 sucht. Sein bisheriger
Arbeitgeber Aqua e Sapone macht Schluss. Verhandlungen mit Renault ziehen sich
in die Länge und sein angeblich geplanter Umzug ins Team Marco Pantanis
erscheint wenig realistisch. Der erste italienische WM-Titel nach Gianni Bugno
(1992) könnte die Arbeitsplatz-Suche enorm erleichtern.
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12.10.2002 / Topfavoritin
Roßner nach Sturz ausgeschieden
Zolder - Einen Tag vor dem WM-Finale in Zolder hofften die deutschen Teilnehmer
vergeblich auf sicher geglaubte Medaillen. Die favorisierten Frauen gingen
ebenso leer aus wie davor die Junioren.
Wie an den Vortagen kennzeichneten schwere Stürze
die Titelrennen auf der ehemaligen Formel-1-Rennstrecke. Für die Topfavoritin
Petra Roßner war das Rennen schon nach drei von zehn Runden nach einem
schweren Sturz zu Ende. Den Titelgewinn der Schwedin Susanne Ljungskog nach
128 Kilometern erlebte die 35-jährige Leipzigerin mit verpflastertem Gesicht.
Petra Roßner, die sich im September den
Gesamtsieg im Weltcup-Wettbewerb geholt hatte, war auf gerader Strecke alleine
zu Fall gekommen. Sie erlitt schwere Schürfwunden, auch im Gesicht. «Nichts
gebrochen, eine geschwollene Gesichtshälfte, eine Verletzung am Kinn und
Hautabschürfungen», lautete ihre kurze Diagnose nach der ersten Untersuchung
durch die Teamärzte. In 17 Jahren Renn-Karriere sei sie noch nie aufs Gesicht
gestürzt. «Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Ich hatte kurz das
Bewusstsein verloren», sagte die deutsche Meisterin, die fast wie Dariusz
Michalczewski nach seinem letzten WM- Kampf aussah.
Das Frauen-Rennen, das in strömendem Regen
endete, wurde von einer vierköpfigen Spitzengruppe entschieden. Nach der Überraschungs-
Weltmeisterin aus Schweden, die in diesem Jahr zweite der Tour de France war,
passierten die Schweizerin Nicole Brändli und die zweifache Toursiegerin
Joane Sommarriba (Spanien) die Ziellinie. Die Mitfavoritin Ina Yoko Teutenberg
(Mettmann) war zwei Runden vor Schluss ausgeschieden, nachdem sie sich in
einem Sturz die Hand verletzt hatte. Die Weltranglisten-Zweite Judith Arndt
aus Frankfurt/Oder wurde 44., Regina Schleicher (Marktheidenfeld) 13.
Wie bei den Frauen hatte davor auch bei den
Junioren ein schwerer Sturz im Zielbereich das WM-Rennen überschattet. Etwa
15 Fahrer stürzten in voller Fahrt kurz vor dem Zielstrich, unter ihnen der
14., Heinrich Haussler aus Cottbus. Weltmeister nach 128 Km wurde der Franzose
Arnaud Gerard. Die Silbermedaille sicherte sich der Finne Juka Vastaranta vor
dem Australier Nicolas Sanderson.
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11.10.2002 / Juniorin Stumpf
gewinnt Silber in Zolder - Massensturz verhindert Medaille für BDR beim
U23-Rennen
Zolder
(dpa) - Die 18-jährige Claudia Stumpf hat bei den Rad-Weltmeisterschaften in
Zolder die Silbermedaille bei den Juniorinnen gewonnen. Ein Massensturz 500
Meter vor dem Ziel des U23-Rennens verhinderte anschließend eine fast sicher
scheinende weitere Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und zog
eine umstrittene Jury-Entscheidung nach sich.
Der als starker Sprinter bekannte Eric Baumann
aus Rostock war in aussichtsreicher Position vermutlich durch einen Rempler
von Weltmeister Francesco Chicchi gestürzt. Der Italiener siegte nach 166,4
km im Massensprint nach einem wahren Endspurt-Slalom vor dem Niederländer
Hans Dekkers und dem Spanier Francisco Gutierrez. Zur allgemeinen Überraschung
setzte die Jury Dekkers auf den letzten Platz, Gutierrez rückte auf und zum
neuen Bronzemedaillen-Gewinner wurde der Schweizer David Loosli erklärt.
Ein Sprecher des Weltverbandes UCI erklärte,
die Jury-Entscheidung sei nach einem Protest der deutschen Delegation zu
Stande gekommen. Der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR),
Burkhard Bremer aus Berlin, dementierte dies allerdings: «Wir haben keinen
Protest eingelegt.» Bei dem Sturz waren etwa zehn Fahrer bei Tempo 60 zu Fall
gekommen. Ein schwer verletzter Italiener wurde ins Krankenhaus gebracht.
«Ich hätte sicher eine Medaille geholt. Ich
glaube, es war der Weltmeister, der mir im Finale einen Stoß versetzt hat»,
sagte Baumann nach dem turbulenten Ende. «Ich habe einige Schürfwunden, aber
der Schmerz über die entgangene Chance nach unserer geschlossenen
Mannschaftsleistung ist schlimmer», sagte er weiter. «Meine Jungs sind sehr
aufmerksam und gut gefahren. Wir waren bei allen Ausreißversuchen dabei.
Schade, dass das nicht belohnt wurde», erklärte Bundestrainer Peter Weibel.
Abiturientin Claudia Stumpf aus Queidersbach
hat mit der Vize-Weltmeisterschaft im Rennen der Juniorinnen über 76,8 km
positiv überrascht. Den Titel nach einem Rennen mit zahlreichen Stürzen
holte die Niederländerin Suzanne de Goede. Die Bronzemedaille sicherte sich
die Schwedin Monica Holer. Claudia Stumpf, in diesem Jahr deutsche Meisterin
der Juniorinnen, hatte bei der vorigen WM in Lissabon Rang 13 belegt. «Die
vier Mädchen sind großartig gefahren», freute sich BDR-Präsidentin Sylvia
Schenk.
Die Chancen für einige der deutschen
U23-Fahrer, in der kommenden Saison im Profilager zu fahren, stehen schlecht.
«Ich habe für einige schon mal die Fühler ausgestreckt, aber in diesem Jahr
sieht es sehr schlecht aus. Allein in Italien stehen wegen der angespannten
Lage auf dem Arbeitsmarkt 80 gute Rennfahrer auf der Straße», sagte Weibel.
Baumann, der 2003 nicht mehr in der U23-Klasse starten dürfte, rechnet
allerdings damit: «Ich habe Kontakte.»
Vor Beginn des vierten Wettkampftages waren am
Morgen in Zolder Blut-Kontrollen bei 29 Fahrern und Fahrerinnen vorgenommen
worden. Es gab in keinem Fall Beanstandungen. Auch Mitglieder der deutschen
Mannschaft waren getestet worden.
Ergebnis
Juniorinnen'
Ergebnis Männer U23
11.10.2002 /
Sprinter versprechen Loyalität - Zabel will Titel
Zolder (dpa) - Die Sprinter-Kollegen im eigenen
Team versprechen Loyalität. Erik Zabel, Kapitän der 12-köpfigen deutschen
WM-Mannschaft mit berechtigten Titel-Ambitionen, hat «Vertrauen in die Jungs».
Aber letzte Zweifel bleiben. Die Italiener haben in den letzten zehn Jahren
bewiesen, wohin Uneinigkeit im National-Team manchmal führen kann.
«Sie haben es gut hingekriegt, immer andere
zum Weltmeister zu machen, obwohl sie oft die stärksten waren. Ich hoffe,
diese italienische Serie hält», sagte Zabel scherzhaft zwei Tage vor dem
Titelkampf auf dem 256-Km langen Sprinter-Kurs auf der ehemaligen Formel
I-Rennstrecke in Zolder. Die Meteorologen sagen Regen und Temperaturen unter fünf
Grad voraus.
Nur ein Mal im Jahr sollen Firmen- und eigene
Interessen nichts gelten. Der Treueschwur der Fahrer gilt der
Nationalmannschaft. Doch die Realitäten sind oft andere. «Mit einem
WM-Trikot könnte man sicher bestens verhandeln. Aber man kann sich natürlich
auch anders in Szene setzen», sagte der für die kommende Saison noch
arbeitslose Sven Teutenberg (Mettmann), der im Schweizer Phonak-Team den
Laufpass für 2003 erhalten hat. Zolder soll ihm vor allem dazu dienen, seinen
Wert auf internationaler Bühne unter Beweis zu stellen.
Auf die Frage, wie der Verhaltens-Codex
aussieht, wenn es am Sonntag zu einem Massenspurt unter Beteiligung aller
deutscher Sprinter käme, antwortete der schnelle Olaf Pollack mit süffisantem
Lächeln: «Dann werden wir eben Erster, Zweiter, Dritter.» Spätestens seit
seinem Sieg über Zabel im Vorjahr in Nürnberg gilt der Gerolsteiner-Profi
aus Cottbus nicht gerade als bester Kumpel des Telekom-Kapitäns. Aber die
falsch angeordnete Kombination der deutschen Farben auf den neu geschneiderten
Trainings-Jacken der National-Fahrer sollte kein schlechtes Omen sein.
Einen schwierigen Spagat muss am Sonntag, an
dem die Spanier (Freire), Italiener (Cipollini, Bettini) und Belgier (Museeuw,
van Petegem) zu den Hauptgegnern des deutschen Teams zählen dürften, auch
Zabels Telekom-Kollege Danilo Hondo hingekommen. Schon bei der
Deutschland-Rundfahrt hatte der Cottbuser im Mai Ambitionen für Zolder
angemeldet. «Es ist kein Problem, wenn alle hundertprozentig an einem Strang
ziehen. Ich habe bei der Tour bewiesen, dass ich Erik die Sprints anziehen
kann», sagte Hondo, der im Eigeninteresse auf Fluchtgruppen hofft, in denen
er vertreten ist: «In diesem Fall könnte ich sicher auch meine eigene
Chancen nutzen.»
«Wenn auf dem Fahrrad diskutiert wird, ist es
schon zu spät. Das muss vorher geklärt sein und deshalb haben wir uns auf
Erik als uneingeschränkten Kapitän festgelegt», beschwor auch Verbands-Vize
Olaf Ludwig, als Teamsprecher beruflich der Telekom verpflichtet, die
Solidarität im schwarz-rot-goldenen Team. Auch Ludwigs Vorgesetzte auf
BDR-Ebene, Präsidentin Sylvia Schenk, hat vorgesorgt: «Wenn einer unserer
Fahrer den Titel holt, wird es eine Prämie geben, auch wenn der Verband dazu
die Mittel nicht hat. Dafür stünden Sponsoren bereit».
Die dritte Weltmeisterschaft eines deutschen
Profis nach Heinz Müller (1952) und Rudi Altig (1966) würde Zabel und vor
allem seinem Team, das in Zukunft ohne sein Aushängeschild Jan Ullrich glänzen
muss, gut zu Gesicht stehen. Der Führende der Weltrangliste, der in Zolder
auch auf der Jagd nach den Punkten ist, die ihm das Überwintern an der Spitze
sichern, wirkte am Freitag trotz des enormen Drucks gelöst und locker. Auf
seine alte Aversion vor Rennen in Belgien angesprochen, flachste Zabel: «Es
ist wunderschön hier. Ich schaue mich schon nach Immobilien um.»
09.10.2002 / Arndt bei Straßen-WM
ohne Medaille - Titel an Russland
Zolder
- Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ging am zweiten Tag der Straßen-Weltmeisterschaften
in Zolder/Belgien bei der Medaillenvergabe leer aus. Beide Titel gingen nach
Russland.
Besonders die deutschen Frauen blieben im
Zeitfahren über 23,3 km bei Sonnenschein, aber empfindlicher Kühle unter ihren
Möglichkeiten. Die Weltranglisten-Zweite und Verfolgungs-Weltmeisterin Judith
Arndt, Frankfurt/Oder (Foto) wurde mit 30:50,98 Minuten Neunte. Weltmeisterin
wurde die Russin Sulfia Zabirowa (30:02,62) vor den Schweizerinnen Nicole Brändli
(30:17,33) und der Triathletin Karin Thürig (30:18,28).
Drei Wochen vor ihrem 44. Geburtstag musste
Titelverteidigerin Jeannie Longo-Ciprelli (30:44,81) mit Rang sieben zufrieden
sein. Die Französin mit dem langem Atem scheint bei ihrer 22. WM-Teilnahme
inzwischen doch an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Nach Zolder kam sie direkt
aus einem mehrwöchigen Höhen-Trainingslager in North Carolina.
«Eigentlich hatte ich mit einer Medaille
gerechnet. Ich weiß nicht, woran es lag, dass es nicht geklappt hat. Vielleicht
haben mich die Zwischenzeiten über Funk verunsichert oder die Saison fordert
jetzt doch ihren Tribut. Seit März fahre ich Rennen. Am Samstag im Straßenrennen
wollen wir unbedingt eine Medaille holen», sagte Judith Arndt, die in der nächsten
Saison zusammen mit der Weltcup-Gewinnerin Petra Roßner (Leipzig) vielleicht im
Team Nürnberger fahren wird.
Ergebnis Frauen EZF
Der Russe Michail Ignatiew gewann das Zeitfahren
der Junioren über 23,3 km, bei dem die beiden deutschen Starter ohne Chancen
waren. Der gelernte Bahnfahrer holte Gold in 28:30,37 Minuten und verwies den
Australier Mark Jamieson (10,36 Sekunden zurück) und Vicenzo Nibali aus Italien
(25,98) auf die nächsten Medaillenränge. Heinrich Haussler aus Cottbus wurde
24. mit 1:35,34 Minuten Rückstand direkt vor Felix Gniot (Berlin/1:36,01).
Der Junior mit der Startnummer 22 trug den
prominentesten Namen. Nicholas Roche ist der Sohn des Iren Stephen Roche, der
1987 den Giro d'Italia, die Tour de France und die Weltmeisterschaft gewann und
damit einen seltenen «Grand Slam» des Radsports schaffte. «Er hat Talent, ist
nicht unbedingt ein Zeitfahr-Spezialist und ein besserer Sprinter als ich es
war. Ob er dabei bleibt und vielleicht einmal in eine Profi-Mannschaft geht, weiß
er noch nicht», sagte Vater Stephen, dessen 18-jähriger Sohn auf dem 33. Platz
landete.
Ergebnis Junioren
EZF
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08.10.2002 / Juniorin holt Bronze
zum Auftakt der Straßen-WM
Mit
dem Auftakt der sechstägigen Straßen-Weltmeisterschaften konnte der BDR in
Zolder/Belgien zufrieden sein. Claudia Hecht aus Halle/Saale holte im 11,2
km-Zeitfahren der Juniorinnen die Bronzemedaille.
Die Gymnasiastin Claudia Hecht erreichte hinter
den Italienerinnen Anna Zugno (15:54,21 Minuten) und Tatiana Guderzo (6,54
Sekunden zurück) in 16:01,42 überraschend den 3. Platz. Vierte wurde Luise
Keller (18,33) aus Jena. 30 Juniorinnen waren am Start.
Ergebnis Juniorinnen
EZF
In der U23-Klasse wurde der deutsche Meister
Markus Fothen aus Kaarst im Zeitfahren über 33,7 km 5. und verbesserte damit
seine WM-Platzierung aus dem Vorjahr um zwei Ränge. «Ich bin nur um drei
Sekunden an der Bronzemedaille vorbeigefahren, das ist ärgerlich. Aber mehr war
nicht drin, ich habe alles gegeben», sagte Fothen, der in 40:13,75 Minuten
gestoppt wurde.
Der Vize-Weltmeister von 2001 in der U23-Klasse,
Sebastian Lang, war in diesem Jahr zu den Profis gewechselt und fährt jetzt für
das Gerolsteiner-Team. Zum WM-Abschluss ist der Erfurter beim Straßenrennen über
262 km Mitglied der 12-köpfigen deutschen Nationalmannschaft um den
Telekom-Kapitän und Mitfavoriten Erik Zabel.
Mit überlegenem Vorsprung holte sich der Litauer
Tomas Vaitkus auf der ehemaligen Formel 1-Rennstrecke von Zolder bei strahlendem
Sonnenschein die Goldmedaille in 38:40,80. Damit stieß er die Tür für eine
Verpflichtung ins Profi-Lager weit auf - italienische Mannschaften interessieren
sich für ihn. Silber ging am Dienstag an den Russen Alexander Bespalow
(39:22,50), Bronze an den Portugiesen Sergio Paulinho (40:09,77).
Ergebnis U23 EZF
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