Bei
Hallenradsport-Weltmeisterschaften wird in fünf Disziplinen um die begehrten
Regenbogentrikots gekämpft. Radball sowie die Einer- und Zweier-Disziplinen
bei Männern und Frauen im Kunstradsport stehen auf dem WM-Programm.
Geschichtliche
Überlieferungen besagen, dass Kunstradsport bereits vor der Jahrhundertwende
in den USA betrieben wurde. „Pioniere“ waren die Amerikaner Nikolas
Edward-Kaufmann und John Featherly, die ihren Lebensunterhalt mit dieser
Sportart verdienten. Die beiden gelten auch als „Urheber“ des ersten
Radballspiels am 14. September 1893 in Rodchester/USA.
In
Deutschland sind gegenwärtig rund 10.000 Hallenradsportler in 1.500 Vereinen
aktiv. Deutschland ist - quantitativ wie qualitativ - einer der geographischen
Schwerpunkte des Hallenradsports neben der Schweiz, Österreich, Belgien,
Frankreich und der Tschechischen Republik. In den letzten Jahren verzeichneten
vor allem die ostasiatischen Nationen wie Japan, China, Hongkong, Macao
und Malaysia einen großen Entwicklungssprung.
Offizielle
Weltmeisterschaften finden im Radball seit 1930 statt, im Kunstradsport seit
1956 (Männer) bzw. 1970 (Frauen). Die Zweier-Disziplinen wurden bis 1985 als
Europameisterschaft durchgeführt, seit 1986 sind auch sie offizielle
WM-Disziplin.
Deutschland
war bisher 14-mal Gastgeber von Welt-Titelkämpfen der Radballer und
Kunstradsportler: 1930 Leipzig, 1934 Leipzig, 1954 Köln, 1958
Karl-Marx-Stadt, 1959 Stuttgart, 1966 Köln, 1968 Kassel, 1969 Erfurt, 1972
Offenburg, 1976 Münster, 1982 Wiesbaden, 1988 Ludwigshafen, 1994 Saarbrücken
und 2000 Böblingen.
Die
Fahrfläche beträgt bei internationalen Wettkämpfen 11 x 14 Meter. Bei
nationalen Wettkämpfen darf sie das Mindestmaß von 9 x 11 Metern nicht
unterschreiten.
Disziplinen
im Kunstradfahren sind das Einer- und Zweier-Kunstradfahren bei Männern und
Frauen. Der/Die Einer-Kunstradfahrer/in kann innerhalb von maximal sechs
Minuten maximal 28 Übungen absolvieren. Als Timing-Hilfe für die Sportler
ertönt alle 60 Sekunden ein Signal. Die Zweierpaare absolvieren maximal 22 Übungen.
Die ersten 11 Übungen bestreiten sie getrennt auf zwei Rädern, die
restlichen gemeinsam auf einem Rad. Die tragende Funktion übernehmen die
sogenannten Untermänner/Unterfrauen.
Aus
rund 120 verschiedenen, international anerkannten Übungen können die
Kunstradsportler ihre Kür zusammenstellen. Die Begleitmusik ist frei wählbar.
Jede Übung hat einen bestimmen Schwierigkeitsgrad, der in der Addition aller
gefahrenen Übungen die „eingereichte Schwierigkeitspunktzahl“ ergibt. Sie
entscheidet über die Startreihenfolge. In der Regel starten Aktive mit der höchsten
eingereichten Punktzahl zum Schluss (Ausnahme: Titelverteidiger). Bewertet
werden Schwierigkeiten (Inhalt) und Ausführung einer Kür. Punktabzüge gibt
es u.a. wenn die festgelegte Zeit von sechs Minuten überschritten wird, bei
Berühren des Bodens, bei schlechter Haltung oder wenn eine Figur ausgelassen
wird.
Ein
neuer Modus im Radball garantiert in Zukunft noch mehr Spannung. Die Teams aus
Gruppe A und B spielen zunächst eine einfache Runde (jeder gegen jeden).
Aus Gruppe A gelangen dann die vier Erstplatzierten in die Medaillenrunde.
Dort finden folgende Spiele statt: Erster Gruppe A gegen Vierten Gruppe A und
Zweiter Gruppe A gegen Dritten Gruppe A. Bei einem Remis gibt es kein
Entscheidungsspiel, sondern es erfolgt sofort ein 4-Meter-Schießen. Die
unterlegenen Mannschaften spielen um Platz 3, die Sieger um Platz 1 und das
Regenbogentrikot.
Die
Spielzeit im Radball beträgt 2 x 7 Minuten. Beim Seitenwechsel erfolgt eine
zwei Minuten dauernde Halbzeitpause.
Radpolo
(Frauen), 5er-Radball, 4er- und 6er-Kunstradfahren sowie Einradfahren sind
weitere Hallenradsport-Disziplinen im Bund Deutscher Radfahrer. Sie sind
allerdings noch nicht als offizielle Disziplin bei Weltmeisterschaften
vertreten.
Das
Vierer-Kunstfahren der Frauen findet immer mehr Anhängerinnen. Bei der
Junioren-EM 1999 in Ginsheim wurde in dieser Disziplin erstmals ein Titel
vergeben. In Böblingen feierten die Sportlerinnen vom Liemer RC 1994 ihre
„WM-Premiere“. In einem Rahmenwettbewerb gewannen sie den „Preis des Fördervereins
Hallenradsport“.
Ihr Können geben auch Manfred und
Dieter Maute weiter. Insgesamt drei Lehrfilme, in denen alle Schritte der
relevanten Kunstrad-Übungen erklärt werden, haben die beiden Tailfinger
bisher produziert. Vater (3x) und Sohn (5x) waren übrigens insgesamt
siebenmal Weltmeister.