Interview: Der frühere Weltklasse-Kunstradfahrer Florian Blümmel trainiert beim RC Friesenheim auch die Rennradfahrer
LUDWIGSHAFEN. Einen dicken Fisch hat der RC Friesenheim Mitte Oktober an Land gezogen: Florian Blümmel, zweifacher Vize-Weltmeister und Europameister sowie dreifacher Deutscher Meister im Zweier-Kunstradfahren mit Bruder Felix, gehört nun zum Trainerstamm des Vereins und bereitet derzeit den Radsportnachwuchs in der Halle auf die anstehende Saison vor. Der 28-Jährige spricht über seine neue Aufgabe in Friesenheim.RCV Böhl, RC Langenselbold – jetzt RC Friesenheim. Wie kam der Kontakt mit den Friesenheimern zustande, Herr Blümmel?Friesenheim ist im Radsport ja von jeher ein Begriff. Hier ist auch der Kunstrad-Stützpunkt des E-Kaders, den ich trainiere. Im Kunstrad geht es sehr familiär zu und daher war es ein kurzer Weg. In Friesenheim wurde ein Trainer benötigt. Herr Seifert (Rudolf Seifert, 2. Vorsitzender des RC Friesenheim, Anmerkung der Red.) hat mich angesprochen und so bin ich seit Oktober dort Trainer.
Vom Weltklasse-Kunstradfahrer zum Trainer: Haben Sie Ihr Kunstrad endgültig an den Nagel gehängt?Die Wahrscheinlichkeit, dass ich wettkampfmäßig nochmals aufs Rad steige, tendiert gegen Null. Ich sage aber niemals nie. Ich denke jedoch, dass die Jungen inzwischen weit weg sind. Bekanntlich sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist. Und das haben wir getan. Allerdings kann man mich bei Schaufahren sehen.
Sie machen in Friesenheim das Athletik- und Krafttraining sowohl für die Rennrad- als auch die Kunstradfahrer. Wie lässt sich das kombinieren? Vergleicht man nicht Äpfel mit Birnen?In beiden Bereichen sind Schnellkraft und Koordination gefragt, sowohl bei den Rennfahrern als auch auf dem Kunstrad. Auf dem Rennrad muss man auch mal fünf Dinge auf einmal können: Getränkeflasche annehmen, bei einer Rundfahrt vielleicht auch mal das Trikot wechseln. Da sind die koordinativen Fähigkeiten gefragt. Derzeit kommen ausschließlich Rennradfahrer ins Training, da es den Friesenheimern ja leider an Kunstrad-Nachwuchs mangelt..
Und wie läuft es, wenn ein Kunstradfahrer die Rennradfahrer trainiert?Das klappt super. Die Fahrer ziehen klasse mit, trainieren intensiv. Zurzeit bin ich zweimal pro Woche in der Halle, dienstags trainiere ich die 13- bis 15-Jährigen, donnerstags die Acht- bis Zehnjährigen. Zudem schaut auch immer mal wieder der eine oder andere Radtouristikfahrer vorbei.
Kunstrad steht nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Dem RC Friesenheim fehlt der Nachwuchs. Wie wollen Sie das ändern?Zum einen wollen wir im Rahmen von Schaufahren Werbung machen und gezielt auch in Schulen reingehen. Über das Einrad möchten wir versuchen, Kinder zu ködern und für den Sport zu begeistern.
Interview: Saskia Helfenfinger-Jeck aus der Rheinpfalz Nr. 16 vom 19.01.2013