Nach der erfolgreichen Beendigung seines Studiums entschied sich der
Kippenheimer Christoph Kindle, seine Zeit als aktiver Radrennfahrer hinter sich
zu lassen. Diese Entscheidung traf der junge Mann keines Wegs spontan: „So wie
ich mein Studium und meinen Berufseinstieg geplant habe, wusste ich schon im
Jahr 2008, dass ich nach der Saison 2010 meine Laufbahn beenden werde.“
Nachdem in den ersten Lebensjahren der Fußball die dominante Rolle spielte,
entschloss sich Kindle mit 14 Jahren den Radrennsport auszuüben. Wie bei allem
im Leben, war der Badener sehr konsequent und zielstrebig. So war es auch nicht
verwunderlich, dass Kindle schnell Erfolg hatte und immer mehr gefallen am
Radsport fand. Nachdem er im Nachwuchsbereich die verschiedenen Landeskader
durchlief, wechselt er als Amateur zur badischen U23-Bundesligamannschaft
Rothaus. Dass Loyalität bei Kindle eine hohe Bedeutung hat, zeigte sich an
seinen Stationen – sechs Jahre Team Rothaus und bis Heute in nur einem Verein,
dem RSV Hofweier.
Die ersten sechs Amateurjahre lag Kindles stärke in langen und harten
Straßenrennen, er fuhr einige Rundfahrten, vier Jahre in der Nachwuchsbundesliga
und konnte bei allen süddeutschen Straßenklassiker starke Ergebnisse einfahren.
Nach seiner Fachhochschulreife erreichte Kindle einen der begehrten Plätze zum
Sport-Zivildienstleistenden an der südbadischen Sportschule in Steinbach. In
diesem Jahr fuhr Kindle mit 25.000 Jahreskilometer seinen Kilometer-Spitzenwert.
Unter seinen 22 Amateursiegen und vielen Podestplatzierungen ragte ein Sieg
besonders heraus. Mit 20 Jahren gewann er den prestigeträchtigen 200 Kilometer
langen Amateurklassiker in Bellheim. „Keine Frage, mein wichtigster Sieg. Sehr
cool war auch, als ich im Jahr darauf dritter wurde und ein gewisser Mark
Cavendish gewann. Zwei Jahre später, nach seinen ersten Tour de France
Etappensiegen, wusste ich auch, warum ich im Sprint gegen ihn verloren hatte“.
Es gab jedoch immer ein gewisser Unterschied zwischen Kindle und dem Großteil
seiner Mitstreiter, für Kindle war der Radsport nicht das Wichtigste. Während
viele Andere ausschließlich Radrennen fuhren, entschied sich Kindle von Anfang
an für eine Zweigleisigkeit aus Studium und Sport. Durch starke Partner und Dank
den erfolgreichen Ergebnissen konnte Kindle sein Studium komplett über den
Radrennsport finanzieren. „Ich hatte schon immer ein gewisses unternehmerisches
Denken, das stark Marketing- und Vertriebsorientiert war. Die Kippenheimer Firma
Neugart beispielsweise unterstützte mich zu Rothaus-Zeiten finanziell bei meinem
Studium und ich fuhr dafür im Training immer in ihrem Dress.“
Im Herbst 2007 traf Kindle mit einem seiner besten Freunde Alexander Gut eine
der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens. Mit einem einzigartigen Konzept
wurde das Radrennteam RACING STUDENTS gegründet. Leistungssport vereint mit
einem Hochschulstudium oder einer Berufsausbildung, welches von privaten
Unternehmen getragen wird. „Es war und ist ein harter Weg, vor allem bei dem
Anspruch den wir sportlich, sowie in der Außendarstellung haben.“ Kindle und Gut
ziehen mit dem Team ihre Vorstellungen durch und haben bis Heute das Ziel, alles
besser zu machen, was in ihren vorherigen Teams nicht ideal war. „Sie können
jeden Fahrer, der in diesem Team gefahren ist Fragen. Das gesamte Team und die
Möglichkeiten sind einmalig.“ Die beiden Teamgründer kennen sich bereits seit
dem 14. Lebensjahr und die ersten Begegnungen waren nicht die Einfachsten. „Im
Nachhinein sehr lustig, wir sind von den Charaktereigenschaften ähnlich direkt
und geradlinig. Heute vertrauen wir uns blind und dies ist die Grundlage des
Erfolges der RACING STUDENTS.
Für Kindle kommt das Laufbahnende zum richtigen Zeitpunkt. „Ich hatte schöne
Erfolge, bittere Niederlagen und blieb zum Glück immer von schlimmen
Verletzungen und Knochenbrüchen verschont“. Der Hauptgrund für die Beendigung
des aktiven Radrennsports ist, dass das Konzept vorgelebt werden muss. „Es ist
doch ganz einfach, ich musste aufhören, sonst wäre dieses Konzept nicht
authentisch. Während der Endphase seines Studiums unterstützte die Schneeweiss
AG den Kippenheimer. Ich konnte während Praxissemester, Werkstudent und
Diplomarbeit voll meinen Radrennsport ausleben, jetzt will ich in diesem
Unternehmen beruflich Karriere machen und dass geht wie jeder weiß nicht mit
einer 35 Stundenwoche. Nachgelagerte Argumente sind auch, dass der 27-jährige
Betriebswirt mehr Zeit in die strategische Zukunftserweiterung der RACING
STUDENTS investieren möchte, da er dort großes Potential sieht. Die letzten 13
Jahre seines Lebens hat Kindle auf einiges Verzichtet, was jetzt nachgeholt
werden kann und mit den Neuverpflichtungen tritt er auch sportlich beruhigt ab,
ohne Sorge um einen Leistungsverlust im Team. „Dies wäre in den vergangenen
Jahren nicht möglich gewesen, 2011 mache ich mir mit den drei Neuen aber keine
Gedanken“.
So darf man gespannt sein, wohin der Weg der RACING STUDENTS in den nächsten
Jahren führt. Auf jeden Fall wird Kindle als Teamchef weiterhin die Fäden in der
Hand haben und die Konzeption, Leistungssport mit Studium zu vereinen,
vorantreiben.
Die Siegerliste von Christoph Kindle im U23 und Amateurbereich bis heute:
Erfolge Amateure
Sieg Wyhl (2003, 2009)
Sieg Herxheim (2002)
Sieg Weil am Rhein (2002)
Sieg Wendlingen (2004)
Sieg Steinbach (2004)
Sieg Bellheim (2004)
Sieg Volkertshausen (2008)
Sieg Hofweier (2008)
Sieg Ellmendingen (2008, 2009)
Sieg Essingen (2009)
Sieg Kartung (2009)
Sieg Holzhausen (2010)
Sieg Singen (2010)
Sieg Rheinfelden (2010)
Sieg Kirrweiler (2010)
Sieg Sprinttrikot LBS-Team-Cup (2006)
Sieg Landesmeisterschaft U23 (2004)
Sieg Badische Meisterschaft Kriterium (2010)
Sieg Bezirksmeisterschaft (2003, 2010)