Stuttgart (rad-net) 6 Tage vor Beginn der Bahn-Weltmeisterschaften in Stuttgart äußert sich BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer (Berlin) in einem Interview zu den Chancen des BDR-Kaders und seiner Zielsetzung.
Die Bahn-WM wurde sehr kurzfristig nach Stuttgart vergeben, die
Vorbereitungszeit betrug nur drei Monate. Das war sicherlich nicht einfach.
Burckhard Bremer: „Nein, aber wir haben in Stuttgart beste Voraussetzungen
vorgefunden. Schwierig ist vor allem die kurzfristige Vermarktung einer so hochkarätigen Veranstaltung. Dank der guten Unterstützung durch die Stadt
Stuttgart sowie die Stuttgarter Messe-und Kongressgesellschaft sind wir aber sehr zufrieden. In Berlin 1999 hatten wir fast zwei Jahre Vorlaufzeit. Das
ist nicht zu vergleichen, aber im Verhältnis dazu werden wir in Stuttgart ganz sicher sehr gute Titelkämpfe präsentieren können.“
Konnten Sie von den Erfahrungen der Titelkämpfe 1999 profitieren, als der BDR zuletzt Gastgeber der Bahn-Weltmeisterschaften war?
Bremer: „Die organisatorischen Erfahrungen von Berlin haben wir natürlich
einfließen lassen und konnten davon profitieren. Stuttgart hat den großen Vorteil, dass die Hanns-Martin-Schleyer-Halle beste technische
Voraussetzungen bietet. Das ist eine weitaus bessere Ausgangslage als in Berlin, wo wir vieles erst installieren mussten.“
In Berlin gewann der Bund Deutscher Radfahrer mit Bartko, Fiedler und dem Vierer drei Titel. Letztes Jahr musste man ohne Goldmedaille nach Hause
fahren. Wie sind Ihre die Prognosen für Stuttgart?
Bremer: „Nach den tollen Erfolgen bei der WM 1999 und den Olympischen
Spielen im Folgejahr war ein gewisser Neuaufbau nötig, so dass Erfolge in der absoluten Spitze nicht so gegeben waren. Der Vierer musste
beispielsweise neu formiert werden. Unsere Zielstellung im Olympiazyklus ist, dass wir jetzt, ein Jahr vor den Spielen in Athen, wieder mindestens
eine Goldmedaille anpeilen. Ein Titel ist Pflicht, meine Zielstellung sind zwei Goldmedaillen.“
In welchen Disziplinen sehen Sie BDR-Athleten so stark?
Bremer: „In erster Linie hoffe ich auf den Vierer. Aber auch Katrin Meinke
ist für mich im Sprint der Frauen eine ganz große Favoritin, die um Gold mitfahren kann. In den Kurzzeitdisziplinen der Männer erwarte ich nach der
nicht so erfolgreichen WM 2002 Endlaufteilnahmen mit Medaillen.“
Bundestrainer Detlef Uibel sprach von vier Medaillen, die mindestens drin sind. Ist das eine zu hohe Hypothek?
Bremer: „Nein, bei der Vielzahl der Wettbewerbe sind vier Medaillen keineswegs überzogen sondern eine realistische Einschätzung. Das wird auch
von mir erwartet.“
Daniel Becke bestreitet zur Zeit die Tour de France und stößt erst sehr kurzfristig auf den Vierer. Ist das nicht ein Risiko?
Bremer: „Bradley McGee (Anmerkung der Red.: McGee ist amtierender Verfolgungsweltmeister) macht das doch auch so. Wenn er gesund aus der Tour
herauskommt, dann kann er die Fußstapfen des Australiers treten. Seine Zeit bei der deutschen Meisterschaft stimmt mich jedenfalls sehr optimistisch.“
Gegen wen müssen sich die Verfolger am ehesten behaupten?
Bremer: „Die Briten und Australier werden sicherlich ein harter Brocken. Ich
erwarte sehr spannende und sehr knappe Entscheidungen.“
Freuen Sie sich, dass es gelungen ist, den Olympiavierer von Sydney wieder auf die Bahn zu holen?
Bremer: „Natürlich. Becke und Bartko haben sich nach Sydney für die Straße
entschieden und eine erfolgreiche Profilaufbahn begonnen. Wenn sie jetzt wieder auf die Bahn zurückkehren, sind sie sicherlich nicht langsamer
geworden. Ihre Rückkehr erhöht auch den Leistungsdruck auf die gesamte Spitze unseres Kaders. Das kann für die Entwicklung nur förderlich sein.“
Gibt es auch Schwachpunkte in der deutschen Mannschaft?
Bremer: „Die liegen im Ausdauerbereich der Frauen. Dort hinken wir der
internationalen Konkurrenz hinterher.“
Der Bund Deutscher Radfahrer gewann in dieser Saison den Bahn-Weltcup. Eine WM im eigenen Land verspricht einen weiteren Bonus. Mit wie viel Medaillen
rechnen Sie in Stuttgart?
Bremer: „Insgesamt rechne ich mit acht Medaillen. Das muss auch unsere Zielsetzung
sein.
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