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21.07.2003 14:40
René Wolff, der etwas andere Sprinter fordert Jens Fiedler zum Duell

Frankfurt/M. (rad-net) Schnelle Autos, laute Musik und als Lieblingsbeschäftigung mit Freunden in einem Café sitzen. Das sind die typischen Klischees eines Radrennfahrers. Wenn sie noch den Sprintern zuzuordnen sind, gelten Radrennfahrer als besonders extrovertiert. René Wolff ist anders, auch wenn er von sich behauptet, kein stiller Typ zu sein. Er studiert Literatur und Philosophie, mag Geschichte und Architektur und statt des neuesten Playboy liegt Hermann Hesses Buch „Demian“ auf dem Nachttisch seiner Studentenwohnung, die er sich mit drei Kommilitoninnen teilt. Auf dem Rücken zeigen mehrere Tattoos (Zahnkranz, Kette, Kettenblatt) seine Verbundenheit zum Radsport.

René Wolf, geboren am 4. April 1978 im thüringischen Erfurt, aufgewachsen auf einem Bauernhof in Gamstädt, wurde noch durch die Schulsichtung der ehemaligen DDR entdeckt. In der BSG Lock Neudietendorf lernte er Radfahren und zeigte sehr bald sein großes Talent. Jochen Wilhelm holte ihn Mitte der 90er-Jahre zum RSC Turbine Erfurt, wo er sich schnell entwickelte und schon 1995 bei den Junioren-Weltmeisterschaften seinen ersten Sprinter-Titel holte. Ein Jahr später wiederholte er diese Leistung. Auch in seinen ersten Jahren in der Eliteklasse ließ er hier und da mit guten Platzierungen aufhorchen, aber erst 1999 holte er bei den Europameisterschaften erneut einen Titel, natürlich im Sprint. „Ich wurde langsam, aber solide aufgebaut,“ sagt Wolff, der im letzten Jahr in Kopenhagen im Keirin-Wettbewerb Bronze gewann und damit endgültig auch international den Durchbruch schaffte. Normalerweise mag der Thüringer den Sprint lieber, „aber durch meine Erfahrungen bei der Keirin-Serie in Japan in diesem Jahr liegt mir Keirin inzwischen genauso,“ erklärt der 25-Jährige, der sich zur Zeit mit der Nationalmannschaft auf die Welttitelkämpfe in Stuttgart vorbereitet und in der Schwaben-Metropole eine Medaille gewinnen will.

„Ich freue mich auf diese WM im eigenen Land, auf diese Bahn, wo ich drei deutsche Meistertitel gewinnen konnte. Es ist ein Vorteil und es macht Spaß, zu Hause vor heimischem Publikum zu fahren“, meint der 1,73 Meter große Sprinter, der im Trainingslager abends schon mal zu philosophischer Lektüre greift und sich bei Homer und Aristoteles entspannt.

Die Doppelbelastung von Studium und Hochleistungssport nimmt René Wolff gern in Kauf. „Ich mag mein Studium sehr, darum ist es für mich auch keine Belastung, sondern willkommene Abwechslung.“ Dass die Kombination reibungslos funktioniert liegt auch am Kooperationsvertrag der Universität Erfurt mit dem Olympiastützpunkt in der thüringischen Landeshauptstadt. „Ich kann beispielsweise Klausuren verschieben, wenn sie mit wichtigen Wettkämpfen kollidieren,“ erklärt Wolff, der in Stuttgart auch gegen den großen deutschen Sprinter Jens Fiedler antreten muss. „Auf der Rennbahn sind wir Rivalen, darum besteht immer eine gewisse Distanz zwischen uns, auch wenn wir außerhalb des Wettkampfes ein kollegiales Verhältnis pflegen,“ sagt Wolff.

Beide sind die Spitzenfahrer unterschiedlicher Teams, der eine fährt für das XXL-Team, der andere startet im Sprintteam der Stadtwerke Erfurt. Darum werden Jens Fiedler und René Wolff nie freundschaftlich verbunden sein. In Stuttgart darf man sich auf packende Duelle zwischen dem „alten“ Sprinterfuchs Fiedler und seinem jungen Herausforderer Wolff freuen, die aber auch auf eine große internationale Konkurrenz treffen. Dazu zählen neben den traditionell starken französischen Sprintern vor allem die Australier, die im vergangenen Jahr mit Weltmeister Sean Eadie überraschten.

Weitere Infos zur Bahn-WM in Stuttgart...


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