Monte Carlo (dpa) - Alexander Winokurow will einen Schlussstrich. Aber so leicht wie der Kasache zuletzt Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Trentino-Rundfahrt gewann und damit ein bemerkenswertes Comeback nach zweijähriger Dopingsperre feierte, wird die Resozialisierung nicht verlaufen.
Der 36-Jährige mit Wohnsitz Monte Carlo ist «tief traurig» und fühlt sich weiter missverstanden. In einem offenen Brief auf der Webseite seines Astana-Teams beklagte er sich bitterlich: «Ich möchte nicht das einzige Ziel sein für alle Kritik an den Krankheiten des Radsports».
Winokurow, schon zu T-Mobile-Zeiten liebevoll «Wino» genannt, hat die Affäre für sich abgehakt: «Ich habe mit zwei Jahren Sperre für die dunklen Jahre meiner Karriere gezahlt. Ich rede nicht mehr darüber.»
Eine Aufklärung seines Dopingfalls von 2007, als er nach Fremdblutdoping aufflog und sein gesamtes Team danach bei der Tour de France die Rote Karte sah, verweigert der Freund von Jan Ullrich nach wie vor. Und nach der Tour-Affäre trickste Winokurow weiter mit einem fingierten Rücktritt. Er wollte so seine Sperre mindern, die sein Landesverband auf lediglich ein Jahr festgelegt hatte. Der Weltverband UCI setzte sich zwar mit der Verdoppelung der Sperrzeit bis Juli 2009 vor dem Sportgerichtshof CAS durch, nicht aber mit der Forderung nach einer Geldbuße.
«Die Geldstrafe - bis zu einem Jahresgehalt - ist bei nachgewiesenem Doping erst seit 2009 obligatorisch und durch unseren Artikel 226 gedeckt. Wie viele andere hat Winokurow aber vor 2009 eine Vereinbarung unterzeichnet, im Dopingfall zu zahlen. Deshalb klagen wir gegen ihn vor dem CAS», sagte UCI-Sprecher Enrico Carpani der Nachrichtenagentur dpa, verwies aber gleichzeitig auf die juristisch wenig belastbare «Absichtserklärung» des Profis.
Die Zweifel, die sich an Winokurows hohem Leistungsniveau nach der Zwangspause ergaben, konnte er mit der Standardantwort «hartes Training» bereits in Lüttich nicht zerstreuen. Seinen Aufenthalt in Teneriffa - dort praktizieren die einstigen Skandal-Doktoren Eufemiano Fuentes und Michele Ferrari - begründete er mit schönen Bergen, gutem Essen und exzellenten Massagen. «Neben mir waren noch 20 bis 25 andere Fahrer da. Sie alle wollten von den Vorteilen profitieren», erzählte er und verwies auf zwei unangemeldete Dopingtests vor Ort.
Die «verfolgte Unschuld» aus Bischkul rüstet sich derweil ungerührt für weitere sportliche Großtaten. Für den am 8. Mai in Amsterdam beginnenden Giro d'Italia gilt er in seiner augenblicklichen Verfassung als Topfavorit. Auch seiner Tour-Rückkehr im Juli steht wohl kaum noch etwas im Weg - entsprechend äußerte sich bereits Tour-Direktor Christian Prudhomme, der Astana 2008 wegen der Doping-Vergangenheit des Teams ausgeladen hatte.