Sanremo (rad-net) - Wout van Aert beeindruckte am Samstag mit seinem Sieg bei Mailand-Sanremo, nachdem er am Wochenende zuvor schon Strade Bianche für sich entscheiden konnte. Doch der vielseitige Belgier weiß noch nicht, wo seine körperlichen Grenzen sind. Er gab zu, dass vielleicht nur Grand Tours außerhalb seiner Reichweite sind.
«Ich finde es super gut, dass ich meine Grenzen nicht kenne. Ich bin 25 und es ist wirklich eine Freude, noch zu entdecken, was ich kann», sagte Van Aert, der seine zweite Saison auf WorldTour-Niveau bestreitet, auf der Pressekonferenz nach Mailand-Sanremo. «Mein Traum ist es, eine Karriere mit vielen verschiedenen Siegen zu haben. Ich bin auf einem guten Weg und heute ist ein besonderer Tag, an dem ich mein erstes Monument gewinne. Letztes Jahr habe ich meine erste Etappe bei der Tour de France gewonnen und ich hoffe, bis zum Ende meiner Karriere eine Vielzahl verschiedener Dinge gewonnen zu haben, aber als Belgier stehen die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix ganz oben auf meiner Liste, und das möchte ich in den kommenden Jahren erreichen.»
Die Art und Weise, wie Van Aert Julian Alaphilippe nach dem Angriff des Franzosen auf den Poggio folgte, ihn auf der Abfahrt einholte und ihn dann im Sprint schlug, ließ den Sieg natürlich und fast einfach aussehen. Aber auch ein Wout van Aert leidet im Sattel. «Natürlich war ich weit über meinem Limit, Radrennen sind nie einfach», sagte er. «Letzte Woche [bei Strade Bianche, Anm. d. Red.] hatte ich die gleichen Schmerzen und es geht immer um Leiden.»
Und er war sich bewusst, dass er nicht der einzige war, der litt. «Auf dem Poggio war niemand mehr an meinem Hinterrad, also musste ich weiterfahren. Ich sah, dass ich keinen Platz verlor. Julian riss eine gute Lücke und war wirklich stark, aber ich versuchte auch zu glauben, dass er am Limit war. Die Abfahrt ist wirklich technisch, aber als ich zurückkam, wusste ich, dass ich genauso gute Chancen hatte.»
Mit seinen Siegen bei Strade Bianche und Mailand-Sanremo meldete sich Van Aert eindrucksvoll zurück. Er hat sich von seinem schweren Sturz bei der Tour de France, bei dem er in einer Barriere hängen blieb und sich einen tiefen Riss im Oberschenkelmuskel zuzog, vollständig erholt. Aber darauf will er gar nicht zurückblicken. «Letzte Woche gab es eine große Geschichte über das Comeback und bla, bla, bla. Aber ich würde gerne in die Zukunft schauen», sagte er. «Ich habe mich jetzt ein paar Mal bewährt, es war eine schwere Zeit. Es ist gut, zurück zu sein, aber ich war bereits auf einem hohen Niveau, als die Corona-Pandemie eintrat. Ich habe diesen Winter hart gearbeitet und ich war bereits vor einigen Monaten zurück.»
Bereits Mitte der Woche wird der sympathische Belgier wieder beim Critérium du Dauphiné (12. bis 16. August) am Start stehen, um sich über das schwere Etappenrennen für die Tour de France (29. August bis 20. September) vorzubereiten. Dort will er seine Kapitäne Tom Dumoulin, Primož Roglič und Steven Kruijswijk unterstützen. «Wir gehen mit großen Ambitionen in die Tour und das Ziel ist es, sie zu gewinnen. Für mich ist es etwas ganz Besonderes mit diesen Jungs zu fahren und Teil eines Teams mit solchen Ambitionen zu sein.»