Nizza (dpa) - Die Sünden der Vergangenheit lassen den Radsport nicht los. In Dänemark laufen Untersuchungen gegen Bjarne Riis, in Frankreich zittert die Branche vor den Ergebnissen der Doping-Analysen der Tour de France 1998, was die Eltern des verstorbenen Marco Pantani verhindern wollen.
Sie haben einen Offenen Brief an den Weltverband UCI und die Tour de France-Veranstalter ASO mit der Forderung geschickt, die Totenruhe ihres 2004 an einer Überdosis Kokain gestorbenen Sohnes zu wahren.
Es war spekuliert worden, dass der französische Senat am 18. Juli nachträgliche Doping-Analysen der Tour 1998 veröffentlichen könnte. Pantani hatte die Rundfahrt vor 15 Jahren vor Jan Ullrich gewonnen. UCI-Chef Pat McQuaid hatte bereits mögliche Änderungen der Siegerlisten von 1998 angedeutet.
Ihr Sohn habe keine Möglichkeit mehr, sich zu verteidigen. Abgesehen davon sei die Rechtmäßigkeit der möglichen Nachkontrollen fraglich, schrieben die Eltern des einstigen «Piraten». Der italienische Toursieger Felice Gimondi hat Verständnis für diese Sichtweise. «Der Junge hat vielleicht schwere Fehler begangen, aber er hat dafür bereits einen zu hohen Preis gezahlt», sagte der Italiener der Zeitung «Rebubblica».
Riis bestätigte am Rande der 100. Tour die Untersuchungen der dänischen Anti-Doping-Agentur gegen ihn und akzeptiert sie. Dabei könnte es auch um die Verbindungen des Tour de France-Gewinners von 1996 zu den Ex-Profis Ullrich, Tyler Hamilton und Laurent Jalabert gehen, räumte er ein. Riis' ehemaliger Telekom-Teamkollege Ullrich hatte kürzlich ein Doping-Teilgeständnis abgelegt.
Hamilton als geständiger Kronzeuge in den Ermittlungen gegen Lance Armstrong und der jüngst in Verdacht geratene Franzose Jalabert waren ehemalige Fahrer in früheren Riis-Teams. Der umstrittene Däne, der 2007 Doping-Praktiken in seiner Karriere gestand, ist seit Jahren Manager der Saxo-Bank-Teams, in dem Alberto Contador bei der laufenden Frankreich-Rundfahrt seinen dritten Gesamtsieg anstrebt.
Riis zeigte Verständnis für seine Kritiker. «Die Leute haben ein Recht meinen Ausschluss aus dem Sport zu fordern. Aber ich glaube, ich habe in den letzten Jahren viel für den Radsport getan und ich will das fortsetzen», sagte er dem Internetportal «cyclingnews».
Unter anderem hatte auch Kronzeuge Jörg Jaksche dem Dänen vorgeworfen, in seinem Team aktiv Doping gefördert zu haben. In den vergangenen Jahren brüstete sich Riis damit, die Strukturen in seiner Mannschaft von Grund auf reformiert zu haben.