Aigle (rad-net) - Gravel-Rennen sind im US-amerikanischen Sport derzeit ein großes Thema und ein absoluter Zuschauerliebling. Die Fahrer der Rennen umgehen vielbefahrene Straßen und begeben sich auf speziellen Rennrädern auf Naturstraßen, wobei sie die entspannte, weniger geregelte Atmosphäre der neuen Rennkategorie genießen. Nun will der Weltradsportverband UCI eine offizielle Gravel-Weltmeisterschaft einführen und den Sport unter ihre Fittiche nehmen.
Die UCI agiert als Radsport-Dachverband unter dem Schirm des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und hat zahlreiche nationale Föderationen unter sich. Nun möchte UCI-Präsident David Lappartient auch die Gravel-Rennen unter Kontrolle der UCI bringen, wobei er auf Proteste gestoßen ist. Die unabhängigen Organisatoren der Rennen sträuben sich gegen eine Übernahme ihres Sportes, für den sie eigene Regeln entwickelt und eingeführt haben, durch die UCI.
«Ich würde sagen, dass Gravel seit Anbeginn des Radrennsports in dessen DNA verankert ist, denn die Straßen waren nicht immer wie sie heute sind. Man kann sehen, dass der Sport weltweit beliebt ist und großes Entwicklungspotential birgt. (...) Wir haben schon Gravel-Abschnitte in Wettbewerben wie der Tour de France und Strade Bianche integriert, das in den vergangenen zehn Jahren eines der wichtigsten Rennen im Kalender geworden ist, deshalb könnte Gravel dabei helfen, den Sport zu innovieren», argumentierte Lappartient bei einer Pressekonferenz in Australien. Zusätzlich habe man bereits mit den Organisatoren der Eroica und Giancarlo Brocci gesprochen, sowie eine internationale UCI-Konferenz über das Thema und die eigene Strategie abgehalten.
«Wir leben im Umbruch, das heißt, dass die Dinge nicht bleiben wie sie waren. Internationale Verbände sind ein wenig wie große Schiffe: sie sind schwierig zu steuern und in eine andere Richtung zu bewegen. Ich versuche, mehr Flexibilität in die UCI zu bringen», so Lappartient unter anderem gegenüber Cyclingnews. Dazu wolle die UCI nun auch der Verband für Gravel-Rennens werden. Lappartient argumentiert weiter, dass es für neue Sportarten immer besser sei, unter dem Schirm des internationalen Sports zu agieren und dadurch die eigene Reichweite zu vergrößern. Das Ziel sei es schließlich nicht gegen jemanden anzukämpfen, sondern alle zusammenzubringen.
Auf die Frage, ob es dann zukünftig auch eine UCI Gravel-Weltmeisterschaft geben werde, an deren Ende der Sieger ein Regenbogentrikot verliehen bekommt, antwortete der UCI Präsident: «Ich denke schon. Das ist schon in der Diskussion und in der Zukunft definitiv möglich.»