Paris (dpa) - Unter den kritischen Blicken der Seriensieger Lance Armstrong und Alberto Contador ist die für Zeitfahr-Spezialisten wenig attraktive 97. Tour de France vorgestellt worden.
Nach dem Start am 3. Juli in Rotterdam nimmt die Frankreich-Rundfahrt Kurs auf Brüssel und hat auch Passagen des Kopfsteinpflaster-Klassikers Paris- Roubaix im Programm. Das einzige 51 Kilometer lange Einzelzeitfahren in Bordeaux und der zweimal zu absolvierende Anstieg auf auf den Pyrenäen-Riesen Tourmalet zählen auf den insgesamt 3596 Kilometern zu weiteren Haupt-Schwierigkeiten der kommenden Tour. Das Finale am 25. Juli 2010 steigt wie immer seit 1975 auf den Pariser Champs Elysées. «Leider fehlt auch ein Teamzeitfahren», lautete Armstrongs Kurz-Kommentar nach der Strecken-Präsentation in Paris. «Ein Parcours für Bergspezialisten», frohlockte dagegen sein Rivale und Titelverteidiger Contador.
Von gedrückter Stimmung der «Radsport-Familie» im Palais des Congrès zwei Tage nach dem tragischen Tod des Belgiers Frank Vandenbroucke unter bisher noch nicht geklärten Umständen war nicht viel zu merken. Auch die Vorwürfe der Französischen Anti-Doping- Agentur AFLD, dass die Kontrollen bei der vergangen Tour nicht immer regelkonform abgelaufen seien, ließen die Beteiligten kalt. Tour- Direktor Christian Prudhomme betonte noch einmal - nicht ohne Stolz - dass die 96. Tour ohne positiven Dopingfall über die Bühne gegangen war.
Die Niederlande sind die neue Mitte der Radsport-Welt. Nicht nur die 97. Tour startet im kommenden Jahr in Rotterdam. Vorher zieht der Giro d'Italia zum Start am 8. Mai nach Amsterdam um. Die WM 2012, mit geändertem Modus und auf zehn Tage ausgedehnt, ist in drei Jahren in der Region Limburg rund um Maastricht zu Gast. Assen war im vergangenen August Schauplatz des Auftaktes der Spanien-Rundfahrt, die in den drei Wochen danach niemals einen solchen Zuschauer- Zuspruch erhielt wie in den Niederlanden.
Contador hatte schon vor der Präsentation große Töne gespuckt. Der zweifache Tour-Sieger sagte der französischen Sportzeitung «L'Equipe», er habe mit Blick auf die nächste Saison 2010 «vor niemandem Angst». Der 26-jährige Spanier erlaubte sich auch einen Seitenhieb auf Erzrivale und Ex-Teamkollege Armstrong. «Andy Schleck bereitet mir deutlich mehr Sorgen», sagte Contador auf die Frage, ob er den US-amerikanischen Tour-Rekordsieger als seinen größten Gegner im kommenden Jahr bei der «Großen Schleife» ansehe.
Contador räumte ein, Armstrongs Weggang vom kasachischen Astana- Team habe ihn von einer großen Last befreit. «Ganz ehrlich, ich konnte mir nicht vorstellen, eine solche Saison noch einmal zu fahren und vor allem noch eine Tour unter den selben Bedingungen zu absolvieren.» Ganz sorgenfrei ist der Madrilene vor der neuen Saison aber nicht. Seine Gedanken beschäftigen sich mit der ungewissen Zukunft seines Astana-Teams, das er liebend gerne so schnell wie möglich verlassen würde. «Das Problem ist, dass ich immer noch auf ein echtes Sportprojekt der Astana-Manager warte», sagte Contador.
Man wisse nicht, so Contador über Astana, «wer das Team in der nächsten Saison führen wird, und nicht einmal, ob die Zukunft (der Mannschaft) im Radsport gefährdet» sei. «Wenn sich aber morgen alles klären sollte, dann werde ich keine Probleme damit haben, mein Vertragsjahr zu erfüllen», versicherte der Spanier.
«Ich bin dann 39 Jahre alt und ich weiß nicht, ob das sehr hilfreich ist. Natürlich ist es mein Ziel, die Tour noch einmal zu gewinnen, zumal mit meinem neuen Team RadioShack. Aber es gibt sehr starke Konkurrenten», sagte Armstrong, der für seine neue Mannschaft noch immer auf die ProTour-Lizenz des Weltverbandes UCI wartet.
Der Etappenplan im Überblick:
Samstag, 03. Juli 2010: 1. Etappe/Einzelzeitfahren, Rotterdam - Rotterdam (8 km)
Sonntag, 04. Juli 2010: 2. Etappe, Rotterdam - Brüssel (224 km)
Montag, 05. Juli 2010: 3. Etappe, Brüssel - Spa (192 km)
Dienstag, 06. Juli 2010: 4. Etappe, Wanze - Arenberg Porte du Hainaut (207 km)
Mittwoch, 07. Juli 2010: 5. Cambrai - Reims (150 km)
Donnerstag, 08. Juli 2010: 6. Etappe, Épernay - Montargis (185 km)
Freitag, 09. Juli 2010: 7. Etappe, Montargis - Gueugnon (225 km)
Samstag, 10. Juli 2010: 8. Etappe, Tournus - Station des Rousses (161 km)
Sonntag, 11. Juli 2010: 9. Etappe, Station des Rousses - Morzine-Avoriaz (189 km)
Montag, 12. Juli 2010: Ruhetag
Dienstag, 13. Juli 2010: 10. Etappe, Morzine-Avoriaz - Saint-Jean-de-Maurienne (204 km)
Mittwoch, 14. Juli 2010: 11. Etappe, Chambéry - Gap (179 km)
Donnerstag, 15. Juli 2010: 12. Etappe, Sisteron - Bourg-lès-Valence (180 km)
Freitag, 16. Juli 2010: 13. Etappe, Bourg-de-Péage - Mende (210 km)
Samstag, 17. Juli 2010: 14. Etappe, Rodez - Revel (195 km)
Sonntag, 18. Juli 2010: 15. Etappe, Revel - Ax-3 Domaines (184 km)
Montag, 19. Juli 2010: 16. Etappe, Pamiers - Bagnères-de-Luchon (187 km)
Dienstag, 20. Juli 2010: 17. Etappe, Bagnères-de-Luchon - Pau (196 km)
Mittwoch, 21. Juli 2010: Ruhetag
Donnerstag, 22. Juli 2010: 18. Etappe, Pau - Col du Tourmalet (174 km)
Freitag, 23. Juli 2010: 19. Etappe, Salies-de-Béarn - Bordeaux (190 km)
Samstag, 24. Juli 2010: 20. Etappe/Einzelzeitfahren, Bordeaux - Pauillac (51 km)
Sonntag, 25. Juli 2010: 21. Etappe, Longjumeau - Paris (105 km)
Gesamtlänge: 3596 km