Besançon (rad-net) - Andreas Schillinger (31) vom Team NetApp-Endura berichtet in seinem exklusiven Tour-Tagebuch auf rad-net.de über seine Erlebnisse bei der 101. Tour de France. Der Deutsche Bergemeister von 2007 und 2009 aus Haselmühl in der Oberpfalz nutzte den gestrigen Ruhetag, um über die ereignisreichen vergangenen Tagen zu berichten.
Liebe Tour-Fans in Deutschland,
die ersten drei Tage der Tour waren absolut spektakulär. Ich glaube, so etwas hat die Tour selber noch nicht gesehen, was wir da in England erlebt haben. Das waren so viele Menschen ...
In England ist es durch die schmalen verwinkelten Straßen generell schwerer, Rennen zu fahren. Dazu dann die Menschenmengen, die einfach die Straße quasi gesperrt haben. Von daher war es eine ganz andere Erfahrung. Dazu kommt der Startschuss von Prince William, Kate und Harry - das war ein Gänsehauterlebnis. Das sind Eindrücke, die bestimmt mein Leben lang bleiben werden.
Danach ging's nach Frankreich, hier ist es nicht weniger aufregend. Es ging ja auf der fünften Etappe gleich weiter mit den Kopfsteinpflaster-Stücken von Paris-Roubaix: Eine schwere Etappe im Regen, viele nervöse Fahrer, viele Stürze.
Die Tour ist nochmal ein ganz anderes Rennen als der Giro, wo ich 2012 dabei war. Bisher kann man das vergleichen mit zehn Eintagesrennen à la Flandern-Rundfahrt oder Paris-Roubaix. Wirklich jeder ist jeden Tag bis ins Letzte motiviert und holt alles aus sich heraus. Das macht es natürlich nicht einfacher, in die Gruppe zu gehen oder am Berg bei den schweren Etappen im Feld zu bleiben.
Wir werden sehen, was in den nächsten Tagen auf uns zukommt. Die Etappen werden ja nicht einfacher. Auf Etappe 13 und 14 geht es ins Hochgebirge, da sind wir das erste Mal wirklich über 2000 Metern. Ich denke, da wird sich in der Gesamtwertung noch einiges verschieben. Für mich zählt's nur, die beiden Etappen zu überleben.
Dann werden wir sehen, was nachher auf uns wartet: Ob wir Leo vielleicht unterstützen müssen, wie sich Tiago wieder fühlt und wie gut er sich vom Sturz auf der zehnten Etappe erholt hat. Das war eine schwierige Situation fürs ganz Team. Wir hatten viel Pech und haben versucht, das Beste daraus zu machen. Letztendlich hatten wir Glück, dass uns die Kommissäre sechs oder sieben Sekunden geschenkt haben, so dass Tiago und ich noch im Rennen sein können.
Von daher bin ich froh, dass der Traum der Tour für mich weitergeht.
Drückt uns weiter die Daumen!
Euer Andreas
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