Mailand (dpa) - Klassiker-Spezialist John Degenkolb würde im Kampf für einen sauberen Radsport auch nächtliche Dopingkontrollen in Kauf nehmen.
«Ich weiß nicht, ob Kontrollen nachts um 2.00 Uhr den Unterschied ausmachen. Aber wenn das der Preis ist, wäre ich auch bereit, das zu machen. Wenn es Indizien gibt, dass dort vielleicht getrickst wird, muss man halt nochmal genauer hinschauen», sagte Degenkolb vor dem Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo der Deutschen Presse-Agentur.
Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass der Biologische Pass «so viele Schlupflöcher hat». Wenn im Umkehrschluss nun mehr und enger gestrickte Kontrollen nötig seien, wäre er bereit, mehr Privatsphäre aufzugeben. «Ich will mit gutem Beispiel vorangehen», sagte Degenkolb, der in diesem Jahr auf die Wiederholung seiner Siege bei Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix aus dem Jahr 2015 hofft.
Mit Blick auf das mutmaßliche Erfurter Doping-Netzwerk hofft der 30-Jährige, dass «die ganze Geschichte komplett aufgeklärt wird». Auch auf die Gefahr hin, dass der Radsport womöglich wieder in die Negativ-Schlagzeilen rückt. «Jeder, der Dreck am Stecken hatte und mit im Boot saß, soll zur Rechenschaft gezogen werden», betonte Degenkolb und fügte hinzu: «Wir müssen immer hinterfragen, ob es mit rechten Dingen zugeht.»
Die Münchner Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass in der «Operation Aderlass» inzwischen gegen 21 Sportler aus acht europäischen Ländern und fünf Sportarten ermittelt werde. Ausgangspunkt waren Razzien bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld/Österreich und Erfurt, wo der Sportarzt Mark S. als mutmaßlicher Drahtzieher mit seinen Hintermännern seit 2011 ein mutmaßliches Doping-Netzwerk betrieben haben soll.