Stein (rad-net) - Ex-Weltmeister Uwe Berner (32) hat am vergangenen Wochenende beim Spieltag der 1. Radball-Bundesliga nach sechswöchiger Pause aufgrund einer Herzmuskelentzündung sein Comeback gegeben. Zusammen mit Matthias König gewann er alle vier Partien des ersten Rückrunden-Spieltages, inklusive der Spitzenbegegnung gegen die heimstarken Gastgeber RMC Stein (Bernd und Gerhard Mlady) mit 4:3. Hinterher konstatierte er vor allem «Euphorie, dass ich wieder dabei sein darf.»
Großer Sport des Gespanns aus Gärtringen, der Weltmeister von Stuttgart 2010, WM-Vierte des Vorjahres. Im entscheidenden Match übernahm Berner noch die Rolle des Moderators. Lobte und feuerte seinen Partner nonstop an, zählte die letzten Sekunden lautstark herunter. Alle Last war abgefallen.
Vor sechs Wochen hatten ständige Schmerzen in der Brustgegend zur Odyssee durch Behandlungsräume gesorgt. EKGs, MRT – und dann die Diagnose, die sofortige Abstinenz vom Sport erforderte. «Ich fühlte mich voll im Saft, topfit, warum also ich?», so der Bewegungs-Fetischist, dem plötzlich klar wurde «dass man nur ein Herz hat.»
Zugute kamen ihm frühere Sport-Untersuchungen, die eine vergrößerte linke Herzkammer zeigten. Aber die Befürchtungen seiner Umgebung, dass er wohl auf ein neues Organ hoffen solle, zogen Berner in den Keller. Der Sport schien sowieso weiter weg denn je.
Am Mittwoch der vergangenen Woche, nach ärztlichem Okay, dann das erste intensive Training, am Samstag in Stein vier Siege und Platz drei in der Tabelle, hinter RVS Obernfeld I und RMC Stein.
Zum Hinrundeausklang hatte König mit Markus Schäfer aus der zweiten Mannschaft der RVG die Kohlen einigermaßen aus dem Feuer holen müssen, während Uwe den ersten Test «mit 280 Watt auf dem Hometrainer» bestand. Zwischen den Partien in Stein lag er ausgepumpt wie ein Maikäfer auf dem Boden, aber trotz Trainings-Rückstand hielt er seinen Kasten häufig sauber, schoss blitzsaubere Tore - wie befreit, einfach wieder mitmischen zu können.
Die Ratschläge aus der Heimat, beim geringsten Anzeichen vom Rad zu steigen, waren schnell vergessen. Trainer Oliver Allmendinger staunte selbst über die lockeren Kombinationen seines Duos. In dieser Saison lautet das Ziel «Deutsche Meisterschaft», nachdem der Zwischenschritt, das Comeback, so überzeugend funktionierte. «Vielleicht aber jetzt ein Grund, mit so viel Spaß zurückzukehren», vermutet Allmendinger. Die Gärtringer können das große Ziel, die WM 2016 in Stuttgart, wieder ins Visier nehmen.