Magstadt (rad-net) - Mit vier Abgängen und zwei neuen Fahrern hat sich das Multivan-Merida Biking Team neu aufgestellt. Für die Cross-Country-Equipe, die von Magstadt aus gelenkt wird, sind fünf Sportler aus fünf Nationen unterwegs – aber kein Deutscher mehr.
Auf Mallorca hat sich das Team dieser Tage den Medien präsentiert. Teil des fünftägigen Events war auch das Pro-Tour Straßenteam Lampre mit Sprinter Alessandro Petacci und dem früheren Giro-Sieger Damiano Cunego. Die italienische Mannschaft fährt seit dieser Saison auf den Rädern des taiwanesischen Bike-Produzenten – auch ohne einen Fahrer mit einer deutschen Lizenz.
Bei den Mountainbikerin ist das noch ungewöhnlicher, denn seitdem im Jahr 2000 das Merida MTB-Team (Multivan ist seit 2004 Titelsponsor) gegründet wurde, waren immer deutsche Biker für die Offroad-Spezialisten unterwegs.
Jochen Käß und Hannes Genze waren 2012 noch für das Team unterwegs, doch zweierlei Gründe haben dazu geführt, dass sich Käß und Genze bei Centurion-Vaude eine neue Heimat suchen mussten.
Einerseits wurde die Marathon-Abteilung aufgelöst, weil den Taiwanesen der mediale Ertrag im Vergleich zum Aufwand im Marathon-Bereich nicht ausreichend war. Anderseits habe man «frischen Wind» ins Team bringen wollen, so Andreas Rottler, der die Geschicke der Crew seit gut zehn Jahren leitet.
Der frische Wind trägt die Namen von Thomas Litscher (Schweiz) und Ondrej Cink (Tschechien). Litscher war 2011 U23-Weltmeister, Cink im vergangenen Jahr sein Nachfolger. Auf die altgedienten Koryphäen Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Norwegen, 40) und José Hermida (Spanien, 34) wollte man nicht verzichten. Erstens sind die erfolgreichste Mountainbikerin aller Zeiten und der Ex-Weltmeister weiterhin international absolut konkurrenzfähig und zweitens nach über zehnjähriger Teamzugehörigkeit so was wie die Gesichter von Merida.
«Gunn-Rita ist eine Tochter Taiwans», hob Merida-Vizepräsident William Jeng auf Mallorca die achtfache Weltmeisterin auf eine Art Firmenthron und Hermida gilt aufgrund seiner humorvollen und feinsinnigen Art als eine der Integrationsfiguren in der Cross-Country-Szene. Als fünfter Fahrer bleibt der Niederländer Rudy van Houts im Team.
Die Reduzierung des MTB-Teams habe aber mit dem Engagement im Straßenrennsport nichts zu tun, so Andreas Rottler.
«Das Engagement im Straßenrennsport ist seit zwei Jahren geplant gewesen», sagt Rottler. Als Deutscher hätte er natürlich gerne einen deutschen Fahrer an Bord gehabt, doch für die Sponsoren spiele das eine untergeordnete Rolle.
«Merida Europa sitzt in Deutschland, ist aber in über 70 Ländern der Welt vertreten. Volkswagen ist ein deutscher Hersteller, aber weltweit agierend», erklärt Rottler. Jetzt sei man halt mal zwei Jahre oder auch nur eines ohne deutschen Fahrer, meint er, bekennt aber dann doch, dass es «natürlich ungewohnt» sei, bei der Deutschen Meisterschaft nicht vertreten zu sein.
Dass man sich dennoch irgendwie als deutsches Team begreift, unterstreicht die Tatsache, dass man den Weltcup in Albstadt vom 17. bis 19. Mai als einen der Saisonhöhepunkte bezeichnet. «Albstadt ist nur eine Stunde von unserer Teamzentrale in Magstadt entfernt», erklärt Rottler den Weltcup-Auftakt zum «Heimrennen».
Andreas Rottler selbst wird sich jetzt auch um Vermarktung von Lampre-Merida kümmern müssen. Deshalb übernimmt der bisherige Assistent Fabian Aust das Team-Management des MTB-Teams.