Hagen (rad-net) - Das Team Lotto-Soudal hat sein Aufgebot für die Tour de France (29. August bis 20. September) präsentiert. Zu der achtköpfigen Mannschaft gehören mit John Degenkolb und Roger Kluge auch zwei deutsche Rennfahrer. Degenkolb wird für die Frankreich-Rundfahrt sogar auf Mailand-Sanremo verzichten.
Das Team Lotto-Soudal wird bei der Tour aus zwei Gruppen bestehen: den Sprintern und jene Rennfahrer, die in die Ausreißergruppen gehen. Letztere sollen Thomas de Gendt, Tim Wellens, Philippe Gilbert und Debütant Stef Cras sein.
Während Caleb Ewan bei Sprints auf den Flachetappen seine Chancen auf Etappensiege nutzen soll, sind für Degenkolb die schwereren Teilstücke vorgesehen, zudem wird er Ewan in den Sprintvorbereitungen gemeinsam mit Kluge und Jasper de Buyst unterstützen. «Wir haben Vertrauen in Caleb, da er einer der schnellsten Sprinter ist. Wir haben auch John Degenkolb, also haben wir zwei Karten als Team, mit denen wir spielen können», erklärte Teammanager John Lelangue in einer Online-Pressekonferenz.
«Ich freue mich darauf, Teil des Puzzles zu sein und gemeinsam mit dem Team um Etappensiege zu kämpfen. Das Hauptziel ist es, mit Caleb möglichst viele Sprints zu gewinnen. Wenn sich die Chance ergibt, dann werde aber auch ich auf Etappensiege fahren», sagte Degenkolb. Diese Chancen werden für den 31-Jährigen hauptsächlich bei profilierteren Teilstücken sein. «Bei Paris-Nizza habe ich mich gut gefühlt und bin gut die Berge hochgekommen. Das gibt mir Zuversicht für die Tour, um dort auf schwereren Etappen in einer selektierten Gruppe um den Sieg zu sprinten.»
Genaue Etappen haben sich Degenkolb und seine Mannschaft für dieses Vorhaben noch nicht ausgesucht. Er sagt: «Es ist schwer, so etwas im Voraus zu planen. Es kommt auch auf die Form und das Feeling an. Wir werden bei der Tour jeden Tag über unseren Plan und die Strategie sprechen.»
In Vorbereitung auf die Tour de France wird Degenkolb auf Mailand-Sanremo verzichten. «Mailand-Sanremo ist immer ein großes Highlight. Wenn man es verpasst, ist es eine große Enttäuschung. Allerdings brauche ich Rennen, um in Form zu kommen. Vor der Tour wollte ich ein bis zwei Etappenrennen fahren», so Degenkolb, der für die dreiwöchige Landesrundfahrt topfit sein und sich eventuell auch schon vorher gut präsentieren will. Deshalb wird er bei der Polen-Rundfahrt (5. bis 9. August) sowie bei der Tour de Wallonie (16. bis 19. August) starten - und die Tour de Pologne ist es, die mit Mailand-Sanremo (8. August) kollidiert. «Das ist halt dieses Jahr der Preis, den man zahlen muss.»
John Degenkolb hat deshalb in diesem Jahr zudem die «Frühjahrs»-Klassiker im Herbst ins Auge gefasst, konkret Gent-Wevelgem (11. Oktober), den Scheldeprijs (14. Oktober), die Flandern-Rundfahrt (18. Oktober), Driedaagse Brugge-De Panne (21. Oktober) und Paris-Roubaix. Sorgen vor schlechtem Witterungsbedingungen macht er sich etwa bei der «Hölle des Nordens», die für den 25. Oktober terminiert ist, derweil nicht. «Natürlich sind die Chancen für schlechtes Wetter größer, aber ich glaube, dass das Wetter genauso gut oder schlecht sein kann wie im Frühjahr. Mir wären trockene Bedingungen lieber, aber ich gehe nicht mit der Einstellung ins Rennen, dass ich bei Regen schon alles verloren habe», erklärt der Paris-Roubaix-Sieger von 2015.
Nach dem langen Corona-Lockdown erwartet Degenkolb bei den Klassikern auch die ein oder andere Überraschung: «Die Situation ist für alle neu. Ich persönlich finde es sogar aufregend, denn es kann alles passieren. Es könnte Fahrer geben, die bei den Kopfsteinpflasterklassikern überraschen könnten und auf der anderen Seite auch Favoriten geben, die man am Ende gar nicht sieht.» Für ihn bringe die Rennverschiebung auch ein ungewohntes Gefühl mit sich: «Man hat überhaupt kein Feeling für das Timing und in welchem Monat man sich eigentlich befindet. Das ist komisch. Aber ich bin optimistisch, dass wir Anfang August wieder starten können.»
Ehe es in die Kopfsteinpflasterklassiker geht, will das Team Lotto-Soudal auch bei den EuroEyes Cyclassics in Hamburg (3. Oktober) starten. «Obwohl drei andere WorldTour-Rennen parallel stattfinden, wollen wir in Hamburg fahren», bestätigte Lelangue. Wer neben Degenkolb das Rennen in Angriff nehmen wird, steht noch nicht fest. Dort war Degenkolb 2013 auch schon einmal erfolgreich.