Erfurt (dpa) - Das Regenbogen-Trikot leuchtete, Maximilian Levy strahlte: Trotz Prüfungsstress', Trainingsausfalls und Arbeitslosigkeit raste der Weltmeister im Kampfsprint Keirin bei den deutschen Bahnrad-Meisterschaften allen Konkurrenten davon.
Rechtzeitig vor der U-23-Europameisterschaft in Minsk zeigte der 22 Jahre alte Cottbuser ansteigende Form. «Das Level ist inzwischen so hoch, dass man in Topform sein muss, um zu gewinnen. Das ist eine Genugtuung, nachdem es im Sprint nicht so lief wie vorgestellt. Und der Weltmeister-Titel bringt auch Verantwortung mit sich», erklärte er.
Levy ist einer von nur zwei deutschen Einzel-Meistern, die ihren Titelgewinn aus dem Vorjahr wiederholt haben. Neben dem Cottbuser gelang dies lediglich seiner Sprint-Kollegin Miriam Welte aus Kaiserslautern im 500-Meter-Zeitfahren. Die Doppel-Europameisterin siegte zudem im Keirin. Im Bund Deutscher Radfahrer (BDR) herrschte Freude über die Jugend in der Meisterliste. Die schon arrivierten Levy und Welte sind ebenso wie Verfolger-Meister Patrick Gretsch (Erfurt) 22 Jahre alt, Zeitfahr-Champion Joachim Eilers (Chemnitz) zählt gerade erst 19 Lenze. «Die jungen Leute sind auf dem Vormarsch», sagte BDR-Vizepräsident Udo Sprenger.
Vor allem um Gretsch, der demnächst für das Profi-Team Columbia startet, will sich der BDR intensiv bemühen, um ihn weiter auf der Bahn zu halten. Sprenger bestätigte Gespräche mit Erik Zabel, der bei dem Straßen-Team Berater ist. «Wir wollen einen Weg finden, ihn zur WM und zu Olympia zu bringen», erklärte Sprenger.
Keirin-Weltmeister Levy ist der prominenteste Fahrer des deutschen Aufgebotes, das bei den Europameisterschaften in Minsk möglichst Podestplätze einfahren soll. «Er müsste sich durchsetzen können. Und wir werden einen starken Teamsprint fahren», prognostizierte Sprenger. Weniger zuversichtlich ist er für den Ausdauer-Bereich, in dem Bundestrainer Andreas Petermann mit Blick auf Olympia 2012 ganz auf Perspektiv-Fahrer setzt. «Das sind ganz junge, die müssen sich erstmal bewähren», sagte der BDR-Vizepräsident.
Für Levy ist die EM Schlusspunkt eines stressigen Jahres. «Danach mache ich erstmal eine Pause», erzählte er. Nach den Olympischen Spielen in Peking mit Rang drei im Teamsprint und Platz vier im Einzel hatte er seine Ausbildung zum Industriekaufmann vorangetrieben. «Dadurch habe ich nicht so viel trainiert», berichtete der fünfmalige Junioren-Weltmeister. Nach den schriftlichen Prüfungen im Mai hat er seine Ausbildung just vor den nationalen Titelkämpfen abgeschlossen - und steht nun trotz Berufs ohne Job da. «Im Moment bin ich arbeitslos», bekannte er.
Während Levy sich als Weltmeister der nationalen Konkurrenz stellte, trat Zeitfahr-Weltmeister Stefan Nimke (Schwerin) in seiner Erfolgsdisziplin nicht an. «Wir hätten es begrüßt, wenn er hier im WM-Trikot in seiner Disziplin an den Start gegangen wäre», monierte BDR-Vizepräsident Sprenger.