Fréjus (rad-net) - Jochen Käß ist in französischen Fréjus zweimal aufs Podest gefahren. Beim 29. Roc d'Azur-Festival belegte er im Marathon Rang drei, im Cross-Country-Wettbewerb Platz zwei. Europameister Moritz Milatz wurde hinter Käß Dritter.
Beim größten Mountainbike-Festival Europas belegte Jochen Käß eindrucksvoll, dass er eine Woche vorher bei der Marathon-WM durchaus ein Medaillenkandidat hätte sein können - ohne Magen-Darm-Beschwerden ein paar Tage zuvor.
Beim Cross-Country-Rennen, das – untypisch, aber traditionell – über eine 56 Kilometer lange Schleife im Hinterland von Fréjus verläuft, bildete Jochen Käß gemeinsam mit Ex-Weltmeister Christoph Sauser aus der Schweiz und Moritz Milatz eine dreiköpfige Verfolgergruppe. Der Franzose Stephane Tempier war in Führung gegangen, als er eine Tempoverschärfung von Wolfram Kurschat am Berg mitging. Kurschat fiel dann genauso wie der Italiener Tony Longo später zurück und wurde Siebter, während Käß, Milatz und Sauser versuchten Tempier einzuholen.
«Ich dachte, wir kriegen den noch, aber es hat nicht geklappt, obwohl er gar nicht so weit weg war», erzählte Milatz. Auf dem letzten Stück, einer Flachpassage am Strand der Cote d’Azur, verkürzte das Trio zwar den Rückstand noch, doch Tempier sicherte sich den Sieg in 2:15:24 Stunden. 150 Meter vor dem Ziel griff Jochen Käß an und riss eine Lücke, die ausreichte, um sich Rang zwei mit 15 Sekunden Rückstand auf den Sieger vor dem Freiburger Milatz zu sichern. Sauser, bekannt als schlechter Sprinter, wurde Vierter. «Das ist ein wenig Versöhnung für den Freitag. Aber ich habe schon gemerkt, dass mich das Körner gekostet hat, auch mental», erklärte Käß.
Der Bietenhausener war zwei Tage zuvor beim Marathon über 83 Kilometer Dritter geworden, allerdings unter kuriosen Umständen. Käß hatte sich in der ersten Abfahrt abgesetzt und eine Minute Vorsprung heraus gefahren. Bei Kilometer 25 wurde Käß vom Fahrer eines Mopeds allerdings angehalten und für 30 Sekunden gestoppt. In schlechtem Englisch wurde er darüber informiert, dass er die Strecke verlassen hätte und die Strafe akzeptieren müsse, sonst würde er disqualifiziert. Abgesehen davon, dass das Regelwerk ein solches Vorgehen nicht vorsieht, zeigte sich Jochen Käß völlig verständnislos. «Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, aber ich kann mich nicht erinnern, irgendwo die Strecke verlassen zu haben. Ich kenne den Kurs aus den Vorjahren und ich bin sie zwei Tage zuvor auch noch abgefahren. Das Ganze war mehr als dubios», sagte ein konsternierter Jochen Käß.
Der Multivan-Merida-Biker war von dem Vorfall so beeindruckt, dass er laut eigener Aussage einige Fahrfehler produzierte, von Olympiasieger Jaroslav Kulhavy aus Tschechien und Christoph Sauser eingeholt wurde und auch nicht mehr reagieren konnte, als Sauser angriff. Kulhavy wurde schließlich 59 Sekunden hinter Kulhavy, der im Sprint gewann, Dritter. «Ich hätte das Rennen sicher gewonnen, meine Beine waren super, aber nach dem Vorfall konnte ich mich einfach nicht mehr konzentrieren. Das hat mich völlig aus dem Konzept gebracht.» Robert Mennen aus Nörvenich wurde als zweitbester Deutscher Elfter.
Die Rennen des Roc d'Azur-Festivals waren in diesem Jahr nicht UCI-notiert. So war kein internationaler Kommissär vor Ort und es gab auch keine Weltranglistenpunkte.