Berlin (dpa) - Im Fall des gedopten österreichischen Radprofis Bernhard Kohl hat Ex-Fahrer Jörg Jaksche den Chef des bisherigen Gerolsteiner-Teams, Hans-Michael Holczer, angegriffen. Der nach seinem eigenen Doping-Geständnis erst gesperrte und danach vergeblich nach einem neuen Team suchende Jaksche warf Holczer vor, Kohl ein unmoralisches Angebot gemacht zu haben. Holczer hatte seinen Ex-Fahrer aufgefordert, die Hintermänner zu nennen und erklärt, dann könne man sich auch über die Schadensersatzansprüche unterhalten.
«Herr Holczer war eine jener Personen, die gegen uns Kronzeugen geschossen haben. Jetzt sind ihm die Kronzeugen recht, weil sie sein Image theoretisch aufpolieren könnten. Das finde ich sehr grenzwertig», sagte Jaksche in einem Interview auf der Homepage des Österreichischen Rundfunks. Kohl habe Gerolsteiner nicht mehr geschadet als der ebenfalls verdächtigte Stefan Schumacher. Der Zimmer-Kollege des Bergkönigs bei der abgelaufenen Tour de France schweigt bisher zu den Vorwürfen des EPO-Missbrauchs und zweifelt die nachträglichen Doping-Tests an.
Für den Sport wäre es am besten, wenn Kohl alles offen legen würde, erklärte Jaksche. Ein Minimalgeständnis würde im Anti-Doping-Kampf wenig bringen, Kohl die Rückkehr in den Radsport aber erleichtern. «Möchte er wieder Rad fahren, dann soll er im eigenen Interesse die Klappe halten und die zweijährige Sperre auf sich nehmen», betonte der Ansbacher, der ebenso wie der frühere T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz nach seinem Geständnis keine neue Mannschaft mehr fand. Sinkewitz hatte Holczer «Betriebsblindheit» vorgeworfen und bezeichnete ihn in einem Streitgespräch in der Vorwoche als nicht glaubwürdig.
Kohl hatte erneut angekündigt, Hintergründe zu nennen. Der 26-Jährige will sich vor der Rechtskommission der Nationalen Anti-Doping Agentur Österreichs äußern, die binnen acht Wochen eine Anhörung zu dem Fall abhalten muss. Nachdem Kohl zuvor schon erklärt hatte, Teamchef Holczer habe nichts von seinem Dopingvergehen gewusst, nahm er auch seinen Manager Stefan Matschiner in Schutz. Matschiner habe ihm das verbotene EPO-Präparat CERA nicht besorgt, so Kohl.