Oberlungwitz (dpa) - Der besonderen Bedeutung seiner neuen Arbeitskleidung ist sich Maximilian Schachmann durchaus bewusst.
«Es ist ja nicht so, dass man jedes Jahr im Meistertrikot fährt», sagte der 25 Jahre alte Berliner Radprofi, nachdem er das Trikot mit dem schwarz-rot-goldenen Brustring nach der Hitzeschlacht der deutschen Straßenmeisterschaften am Sonntag auf dem Sachsenring übergestreift hatte.
Mit dem begehrten Kleidungsstück wird Schachmann am kommenden Samstag in Brüssel für sein Team Bora-hansgrohe auch sein Debüt bei einer Tour de France geben. «Es ist natürlich ein tolles Gefühl, mit dem Trikot in die Tour zu gehen», bekannte Schachmann im Hinblick auf seine erste Frankreich-Rundfahrt.
«Es ist sicherlich wichtig, dass er mit viel Selbstvertrauen in seine erste Tour geht», meinte indes Schachmanns elf Jahre älterer Teamkollege Marcus Burghardt. Der Tour-Etappensieger des Jahres 2008 belegte bei den nationalen Meisterschaften Platz zwei hinter Schachmann. Der nicht für die Frankreich-Rundfahrt nominierte Andreas Schillinger rundete mit Platz drei den Bora-Dreifachtriumph auf der Motorsportstrecke in Sachsen ab.
Von Tour-Routinier Burghardt holte sich Schachmann bereits den ein oder anderen Rat, was ihn bei seinem Debüt in Frankreich erwarten wird. «Ich war jetzt mit Max in einem Zimmer, da hat er mich schon ein paar Sachen gefragt», erzählte der gebürtige Sachse, der in Brüssel zum elften Mal am Start des berühmtesten Radrennens der Welt stehen wird.
Sowohl für Burghardt als auch für Schachmann warten in Frankreich vorerst Helferaufgaben, um Bora-Kapitän und Branchen-Topstar Peter Sagan im Flachen zu Etappensiegen und erneut ins Grüne Trikot zu helfen. Bereits sechsmal konnte der 29-jährige Slowake das Trikot des Punktbesten in Paris gewinnen. Mit dem Ravensburger Emanuel Buchmann (26) sowie dem Österreicher Patrick Konrad (27) hat der Raublinger Rennstall zudem zwei Fahrer in seinen Reihen, die in der Gesamtwertung im Optimalfall unter die besten Zehn kommen sollen.
«Ich bin ein wichtiger Helfer, um diese Ziele zu erreichen», betonte Schachmann, der in diesem Jahr bereits sechs Saisonsiege einfahren konnte und damit genauso erfolgreich war wie Teamkollege Pascal Ackermann. Von dem zweimaligen Giro-Etappensieger konnte Schachmann das Meistertrikot übernehmen. Entsprechend selbstbewusst reist Schachmann zum Grand Départ in die belgische Hauptstadt. «Meine Chancen werden sich wahrscheinlich im Laufe des Rennens ergeben, und vielleicht kann ich in einer Ausreißergruppe um einen Etappensieg fahren. Das wäre etwas ganz Großes», erklärte er.
Dass der inzwischen am Bodensee lebende Berliner Berge kann, bewies er im Vorjahr beim Giro d'Italia, wo er im Trikot de belgischen Quick-Step-Mannschaft in Prato Nevoso die 18. Etappe gewann. Auch der in diesem Jahr bei der Tour fehlende John Degenkolb, traut Schachmann in Frankreich einiges zu. «Ich glaube, dass er Megapotenzial und Ambitionen hat. Ich hoffe, dass er bei der Tour etwas zeigen kann», meinte der Roubaix-Etappensieger des Vorjahres.
Schlagkräftiger Unterstützung kann sich Schachmann jedenfalls sicher sein. «Ein Fanclub aus Thüringen, mein alter Verein und meine Eltern werden kommen. Mir wurde versprochen, dass ich meinen Namen auf der Straße sehen werden. Die Malfarbe wurde bestellt.»