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Bradley Wiggins (M) kann sich vorerst noch auf seine Helfer verlassen. Foto: Nicolas Bouvy
13.07.2012 15:50
Helfer Froome stärker als Kapitän Wiggins?

Saint-Jean-de-Maurienne (dpa) - Als Bradley Wiggins von Christopher Froome für einen Moment distanziert wurde, fühlten sich nicht wenige Beobachter auf der 11. Etappe der laufenden Tour de France an Tour 1996 zurückerinnert.

Ein Kapitän, der seinem Helfer unterlegen scheint: Vor 16 Jahren zeigten bereits Jan Ullrich und Bjarne Riis eine ähnliche Konstellation. Der junge Rostocker strotzte bei seinem Tour-Debüt vor Kraft, sein dänischer Teamkollege musste kämpfen. Am Ende holte sich dennoch Riis den Tour-Sieg. Und in diesem Jahr?

«Das Verhältnis Froome/Wiggins ist genau umgekehrt zum Verhältnis Ullrich/Riis», meint Rolf Aldag, 1996 Telekom-Teamkollege des Duos. «Ullrich war der stärkere Zeitfahrer und der schwächere Bergfahrer. Er hätte theoretisch bei den Bergetappen nur Riis folgen müssen, um ihn dann im Zeitfahren zu bezwingen. Aber das ist alles Theorie.» Diesmal ist Froome stärker am Berg, aber Wiggins der bessere Mann im Kampf gegen die Uhr - wie schon bei dieser Tour gezeigt.

Sky-Teamchef Sean Yeats betonte klipp und klar: «Froome hat auf der ersten Etappe durch einen Defekt 1:25 Minuten verloren und noch einmal 30 Sekunden beim Zeitfahren. Wir spielen hier nicht Lotto - wir spielen die Karte des Teams, und da ist Bradley im Vorteil.»

Dieser Meinung ist Riis nicht. «Vielleicht tauschen sie bei Sky in der letzten Woche die Kapitänsrolle. Froome ist mein Topfavorit für den Tour-Sieg», sagte Riis, derzeit Chef des konkurrierenden Teams Saxo Bank-Tinkoff, am Freitag verschiedenen dänischen Medien.

Als Ullrich seinen erfahrenen Kapitän 1996 im letzten Zeitfahren schlug, wurde bereits gerätselt, ob er in der Gesamtwertung auf Sieg hätte fahren sollen. 1:41 Sekunden fehlten ihm in Paris. Danach belegten nie wieder zwei Teamkollegen die Podiumsränge eins und zwei.

Zum Gelben Trikot gehören aber nicht nur die schnellsten Beine. Der tägliche Stress eines Spitzenreiters - etwa durch Interviews, Dopingkontrollen oder der besondere Fokus - darf nicht unterschätzt werden. Damit hätte Ullrich im Alter von 22 Jahren bei seiner ersten Tour vermutlich nicht so umgehen können wie der routiniertere Riis. Beide Radprofis wurden mittlerweile übrigens als Doper enttarnt.


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