Stuttgart (dpa) - Völlig unerwartet und fast beiläufig hat Ex-Radprofi David Kopp vor dem Landgericht Stuttgart ein umfassendes Doping-Geständnis abgelegt.
«Ich habe jetzt hier eine Plattform gehabt, wo ich es machen konnte auf einem vernünftigen Weg», sagte der 34-Jährige aus Meckenheim in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Der Anlass sei wichtig gewesen. «Es geht hier um die Existenz von Herrn Schumacher.»
Welche Doping-Mittel haben Sie während ihrer Zeit bei Gerolsteiner genommen?
Kopp: «Epo, Wachstumshormone, Testosteron, Synacthen, Cortison, das müsste es eigentlich gewesen sein.»
Bei welchen dieser Mittel wussten Teamärzte und Teammitglieder von Gerolsteiner, dass sie das einnehmen?
Kopp: «Alle. Unterhalten habe ich mich über alle Präparate.»
Mit wem?
Kopp: «Mit den Ärzten (Ernst) Jacob, (Giuliano) Peruzzi und (Mark) Schmidt.»
Aber niemals mit dem Teamchef Hans-Michael Holczer?
Kopp: «Nein, mit ihm ist man nie ins Detail gegangen.»
Was hat Sie dazu gebracht, vor Gericht jetzt reinen Tisch zu machen?
Kopp: «Der Anlass an sich. Für mich war das wichtig jetzt, um auch die Glaubwürdigkeit herstellen zu können und dass ich nicht mehr Lügen muss und mich da nicht in Widersprüche verstricke. Ich bin jetzt auch ein paar Jahre raus, kann das mit Abstand betrachten. Ich war auch unheimlich stolz auf Stefan, dass er den Schritt gegangen ist, das Geständnis da abzulegen. Ich weiß, dass ihm das nicht leicht gefallen ist, genau wie mir heute.»
Befürchten Sie Konsequenzen aus ihrem Geständnis?
Kopp: «In rechtlicher Form nicht. Aber es werden viele Menschen sehr enttäuscht sein. Da kann ich mich nur entschuldigen bei allen, die darauf vertraut haben, dass ich sowas nicht gemacht habe. Das tut mir unheimlich Leid.»
Hat Ihre Familie gewusst, dass sie gedopt haben?
Kopp: «Nein, die erfahren das durch diese Umstände.»
Kann Ihr Auftritt auch als Gefallen an Herrn Schumacher werten?
Kopp: «Das ist ein Geben und Nehmen. Das ist ein Gefallen in beide Richtungen. Ich habe jetzt hier eine Plattform gehabt, wo ich es machen konnte auf einem vernünftigen Weg. Mir ist schon klar, dass es ihm auch hilft. Der Anlass war wichtig.»
Sie haben die Namen der Ärzte genannt, Herr Schumacher will das nicht. Wo ist der Unterschied? Warum haben Sie damit kein Problem?
Kopp: «Ich habe da sehr wohl ein Problem mit. Das sind Ärzte, die mit mir Informationen ausgetauscht haben, auf aktives Nachfragen von mir. Mich hat keiner dazu gezwungen irgendwas zu tun. Es war ein Stück weit auch eine Verpflichtung der Ärzte. Da wurde vor Gericht leider nicht darauf eingegangen, dass ich mich auf einem gesunden Level bewege. Meine Gesundheit nicht gefährde. Mir ist das nicht leicht gefallen. Aber ich glaube, dass das wichtig war. Die drei werden sicherlich enttäuscht sein. Es geht hier aber um die Existenz von Herr Schumacher, dass er nicht zu Unrecht wegen Betrugs verurteilt wird. Das hat eine höhere Priorität, als drei Namen nicht zu nennen.»