Köln (dpa) - Fans, Medien und Radprofis haben weltweit mit Misstrauen und Wut auf das TV-Dopinggeständnis Lance Armstrongs in der vergangenen Woche reagiert. Eine Analyse des Kölner Beratungs-Unternehmens für Sport-Sponsoring, «Sport und Markt», kommt zu diesem Ergebnis.
Nach Auswertung von 1,9 Millionen Twitter-Einträgen aus 152 Ländern würden die Menschen das dosierte Geständnis des Texaners als «Kalkül ohne Reue» bewerten. Die am häufigsten benutzten Begriffe seien «Betrug, Lügner und hinterlistig» gewesen.
Der zweifache Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin fürchtet nach der TV-Beichte finanzielle Einbußen. «Jetzt werden wieder viele Sponsoren ihr Engagement im Radsport überdenken», sagte Martin der «Sport Bild». Star-Talkerin Oprah Winfrey, die das Interview mit Armstrong führte, macht dem tief gefallenen Ex-Seriensieger Mut. «Wenn er den Willen hat, die Arbeit zu erledigen, kann er ein richtiger Held werden», sagte sie in Edmonton/Kanada und meinte vermutlich bevorstehende Aussagen des Ex-Radprofis vor verschiedenen Gremien.
«Will Armstrong als gefallener aber reuiger Star in der Achtung der Menschen wieder etwas steigen, muss er sich viel stärker öffnen und tiefgreifende Bekenntnisse zu seiner Dopingvergangenheit liefern», sagte «Sport und Markt»-Chef Pascal Schulte. «Die Öffentlichkeit ist momentan weit davon entfernt, Armstrong zu vergeben.»
Den Fernsehauftritt des früheren Rad-Superstars bezeichnete Martin als «emotionslos und kalkuliert». Viele andere Radprofis, frühere Wegbegleiter Armstrongs und Anti-Doping-Kämpfer hatten Armstrongs Aussagen ebenfalls als zu dürftig und zu spät kritisiert. «Wenn man bedenkt, dass er dafür mit Sicherheit auch noch eine Menge Geld kassiert hat, wird einem ganz anders», sagte Martin.