Monte Carlo (dpa) - Lance Armstrong baut vor. Zwei Tage vor dem Start der 96. Tour de France in Monte Carlo redet der siebenfache Toursieger nur ganz zaghaft vom achten Erfolg beim schwersten Etappenrennen der Welt.
«Im Dezember, Januar dachte ich, es wird einfacher. Vielleicht ist es jetzt komplizierter wegen meines Sturzes im März oder weil ich eben älter geworden bin», sagte der 37-jährige Armstrong, der vier Jahre nach seinem Tour-Rücktritt wieder am Start der Frankreich-Rundfahrt steht. «Ich kann nicht sagen, ob ich gewinnen kann, aber diejenigen, die mir Rang zehn prognostizieren werden sich verdammt täuschen», erklärte der Texaner, der seinen Team-Kollegen Alberto Contador - vorerst - als uneingeschränkten Kapitän anerkennt.
«Aus Respekt vor ihm und vor dem Team wird es eine Freude für mich sein, ihn zu unterstützen. Seine Beine sind elf Jahre jünger und er ist hungrig auf den Sieg», sagte der prominente Rückkehrer, der im Rennen um den Altersrekord bei der diesjährigen Tour nur Platz drei belegt: Der Spanier Inigo Cuesta ist mit 40 Jahren der älteste der 180 Starter, Jens Voigt ist einen Tag vor Armstrong geboren, der in den vergangenen Tagen alter Gewohnheit folgend einige Alpenpässe abfuhr. Der Belgier Firmin Lambot (36) war 1922 der älteste Toursieger.
Viel von der tatsächlichen Rollen-Verteilung im wahrscheinlich stärksten Team der Tour wird vom ersten Tag abhängen. Der verwinkelte Kurs des 15,5 Kilometer langen Auftakt-Zeitfahrens auf Teilen des Formel I-Kurses von Monte Carlo dürfte sowohl Armstrong als auch Contador liegen. Der Spanier hat als frisch gekürter Landesmeister im Kampf gegen die Uhr seine alte Schwäche im Zeitfahren wohl endgültig überwunden. Auf jeden Fall wird Contador, Toursieger von 2007 und Giro- und Vuelta-Gewinner von 2008, am Samstag mit der Nummer eins im Team an den Start gehen und damit auch nach außen dokumentieren, wer der Chef bei Astana ist. Die Tour-Startnummer eins trägt sein Landsmann, Titelverteidiger Carlos Sastre.
Das Alter beschäftigt Armstrong, der sich vergangenen September nach dreieinhalb Jahren Pause zum Comeback entschloss. «Wir haben 2009, nicht 2004, 2005 oder 2001», sagte er und spielte damit auf seine Glanzjahre als unumschränkter und respektierter Toursieger an, an dem die Doping-Verdächtigungen noch mühelos abperlten. «Meine Kondition ist gut - vielleicht nicht die beste meines Lebens, aber ich fahre mit um den Sieg», sagte der Zwölfte des vergangenen Giro d'Italia, dem Ambitionen nachgesagt werden, in die große Politik einzusteigen, wenn sich bei ihm nicht mehr alles um das Gelbe Trikot dreht.
«Armstrong kommt nicht unter die ersten drei», prophezeite Christian Henn, Teamchef des einzigen deutschen ProTour-Rennstalls Milram. Der Heidelberger ist als Telekom-Profi noch gegen Armstrong gefahren.