Paris (dpa) - Ein fader Beigeschmack begleitet die Erfolgstour von Alberto Contador seit 2006. Sein Name verschwand vor vier Jahren aus der Kundenkartei des mutmaßlichen Dopingarztes Eufemiano Fuentes fast so schnell wie er mit der Codierung «A.C.» erschienen war.
Sogar der spanische Sportminister Jaime Lissavetzky stellte sich vor den populären Sport-Hero des Landes und sprach ihn von sämtlichen Verdächtigungen frei. Seither erklärte Contador, der am 25. Juli 2010 in Paris seinen Tour-de-France-Hattrick feiern konnte, er habe mit der Fuentes-Affäre rein gar nichts zu tun.
Contador war am vorletzten Tour-Tag gefragt worden, wie wichtig es ihm sei, eine «saubere» Tour gewonnen zu haben. Während der drei Wochen in Frankreich war - bis zu diesem Donnerstag - kein Fahrer des Dopings überführt worden. Der Spanier gab keine Antwort. Contador redet nicht gern über Negatives in seinem Sport und beginnt fast jeden Satz mit einem einleitenden «Bueno» (Gut).
Er will nicht nur ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen, er will auch anerkannt, geschätzt und geliebt werden - wie der fünffache Toursieger Miguel Indurain. Contador stammt aus einem Arbeitervorort von Madrid.
Mit 27 Jahren hat das Leichtgewicht bereits die drei wichtigsten Landesrundfahrten in Frankreich, Italien und Spanien gewonnen. Seinen letzten Triumph in Paris hatte er mit 39 Sekunden Vorsprung vor Andy Schleck perfekt gemacht. Der geringe Vorsprung entbehrte nicht einer gewissen Pikanterie, seine Attacke in den Pyrenäen während eines Defektes an Schlecks Rad brachte ihn im Tagesziel genau 39 Sekunden Vorsprung auf den unglücklichen Luxemburger.
In seiner Heimat ist Contador, der 2004 eine riskante Operation an einem Aneurysma (Gefäßerweiterung) im Gehirn nach tagelangem Koma überlebte, ein Nationalheld. Der Rest der Radsportwelt hatte ihn nie ganz ins Herz geschlossen. Das nagt an ihm. Nach der Attacke gegen Schleck hatte sich Contador lang und breit entschuldigt, persönlich, in Interviews, über Twitter und sogar per Videobotschaft im Internet. Er musste berichten, warum er gefahren war, als sein Kontrahent ein technisches Problem hatte. Damit setzte sich auch 2010 fort, was Contador bereits seine gesamte Karriere begleitet: Erklärungsnot.
Zu Beginn seines Siegeszuges in Frankreich - 2007 - hätte man von ihm gern gewusst, inwieweit er mit Fuentes in Kontakt stand. Im vorigen Jahr ging es im Prinzip meist nur darum, wie sein Verhältnis zu Rückkehrer und Co-Kapitän Lance Armstrong sei. In diesem Jahr vollbrachte er keine außergewöhnlich souveräne Vorstellung - 39 Sekunden eben und die gebetsmühlenartige Beteuerung, weiterhin eng mit Schleck befreundet zu sein.
Dabei hat Contador seine Qualitäten mehrfach unter Beweis gestellt. Die Mischung aus hervorragendem Kletterer und starkem Zeitfahrer - die diesjährige Etappe von Bordeaux nach Pauillac mal ausgenommen - ist das Erfolgsrezept des Madrilenen. Vor allem im Gebirge ist Contador eine Klasse für sich. Kein anderer kann an steilen Anstiegen so antreten wie er. Diese Leistungsexplosionen am Berg sind es aber auch immer wieder, die Zweifel nähren.
2007 hatte er sich bei der Tour mit dem inzwischen aus der Dopingsperre zurückgekehrten Michael Rasmussen aus Dänemark berghoch regelrechte Sprints geliefert, die Konkurrenten und Beobachter sprachlos zurückließen.