Frankfurt/Main (dpa) - Seine Pannenserie hatte Pascal Ackermann im Moment des großen Triumphs nicht vergessen.
Mit seinem Sieg bei Eschborn-Frankfurt beendete der 25 Jahre alte deutsche Meister nicht nur die achtjährige deutsche Durststrecke beim Heimspiel-Klassiker der Radprofis, sondern auch seine ganz persönliche Misere. «Für mich war das eine Riesenerleichterung. Das Frühjahr lief nicht so wie geplant. Ich hatte vier Stürze in fünf Rennen. Ich bin einfach nur froh, dass wir da sind, wo wir hinwollten», sagte ein strahlender Ackermann, für den der emotionale Schub genau zur richtigen Zeit kommt.
Durch seinen eindrucksvollen Sprintsieg vor beeindruckender Kulisse an der Alten Oper hat sich Ackermann richtig viel Selbstvertrauen geholt, schließlich konnte er bei dem prestigeträchtigen Rennen Lokalmatador und Routinier John Degenkolb sowie den norwegischen Dauersieger Alexander Kristoff besiegen. «Das war ein unglaubliches Feeling», befand Ackermann. Auch sein deutscher Rivale Degenkolb musste neidlos anerkennen: «Das zählt schon etwas. Das ist eine große Nummer, hier einen Sieg mitzunehmen.»
Der Radprofi aus dem südpfälzischen Kandel gilt als ausgewiesener Spezialist für flache Profile und Massensprints. Auch deshalb soll er sein Team Bora-hansgrohe bei seinem Debüt beim Giro d'Italia (11. Mai bis 2. Juni) zu weiteren Siegen führen. Ein Etappenerfolg in den ersten zwei überwiegend flachen Wochen sei definitiv das Ziel, betonte Ackermann. «Der Sieg ist eine Riesen-Motivation für den Giro. Jetzt hoffe ich, dass es beim Giro auch gut läuft», sagte er. Dass sein Team solche Erfolge perfekt vorbereiten kann, bewies die Bora-hansgrohe-Truppe am Maifeiertag eindrucksvoll.
«Wir haben auf ein Ziel hingearbeitet: den Sieg. Es war ein geiles Gefühl, das zu vollenden. Das ist ein großer Druck, da fällt alles von den Schultern», sagte Ackermann. Im Sprint schien der Youngster zwischenzeitlich eingeklemmt zu sein, doch er fand die Lücke und siegte vor Degenkolb, der 2011 für den letzten deutschen Sieg gesorgt hatte. «An der Bande war es eng. Ich bin froh, dass ich mich noch durchgearbeitet habe», erklärte der Sieger.
Das nicht einfache Profil mit 3200 Höhenmetern und vier knackigen Anstiegen (Feldberg, den Ruppertshainer Berg, die Billtalhöhe und den Mammolshainer Berg) meisterte er zuvor souverän, bevor er im Herzen Frankfurts auf der flachen Zielgerade seine allergrößte Stärke ausspielen konnte. «Pascal ist in Giro-Form. Da kann man nur Chapeau sagen», ergänzte Nils Politt, der Zweitplatzierte bei Paris-Roubaix, der sich nach einigen Attacken während des 187,5 Kilometer langen Kurses am Ende geschlagen geben musste.
Für Ackermann, der eineinhalb Autostunden von Frankfurt aufgewachsen ist, ist der deutsche Klassiker ebenfalls ein Höhepunkt im übervollen Radsport-Kalender. «Es ist etwas ganz, ganz anderes, hier ein Rennen zu gewinnen. Es war immer mein Traum, hier den Sieg einzufahren», sagte er. Schon mit elf Jahren war er beim Nachwuchsrennen gestartet und habe die Profis «immer beneidet». Das ist nun vorbei. «Jetzt bin ich froh, selbst mal ganz oben zu stehen», sagte Ackermann.