Paris (rad-net) - Nur wenige Tage, nachdem die Spitzen-Profis zwischen Compiègne und Roubaix über das Kopfsteinpflaster gejagt sind und die Fans wild darauf waren, zu sehen, wie Weltmeister Peter Sagan einen überzeugenden Sieg einfährt, sagte UCI-Präsident David Lappartient, dass er von einem Paris-Roubaix für Frauen träume.
In einem Interview mit der französischen Sport-Tageszeitung «L'Equipe» betonte Lappartient, dass die Entwicklung des Frauenradsports eine Priorität sei und dass Frauen «mehr verdienen». Er sagte, dass er gerne sehen würde, dass jeder Organisator der Männerrennen auch eines für Frauen ausrichtet.
Die A.S.O., Veranstalter von Paris-Roubaix und Tour de France, ist derzeit Gastgeber von «La Course», dem Damenrennen im Rahmen der Frankreich-Rundfahrt. Die Veranstaltung begann im Jahr 2014 als Rundstreckenrennen entlang der Champs-Élysées in Verbindung mit der Schlussetappe der Männer. Letztes Jahr wurde die Veranstaltung erstmals in Form eines zweitägigen Events organisiert, das mit den Etappen 18 und 20 der Tour zusammenfiel. Zunächst stand eine Etappe hinauf zum Col d'Izoard auf dem Programm, gefolgt von einem Verfolgungsrennen in Marseille. Annemiek van Vleuten gewann beide Etappen.
In diesem Jahr ist La Course wieder ein Eintagesrennen, welches am 17. Juli in den Alpen, auf einer 118 Kilometer langen Strecke zwischen Annecy und Le Grand Bornand - eine Version der zehnten Etappe der Tour - ausgetragen wird.
Aber die Radsportgemeinde hat sich gefragt, warum die Organisatoren nicht ein längeres Etappenrennen für die Damen, vergleichbar mit der Tour de France der Männer, veranstalten. Und da die Frühjahrsklassiker den Großteil der Eintagesrennen in der UCI Women's WorldTour 2018 ausmachen, steigt auch der Druck, eine Frauenversion von Paris-Roubaix anzubieten. «Ich möchte, dass jeder Organisator ein Rennen für Männer und Frauen hat. Ich träume von einem Paris-Roubaix Feminine», sagte David Lappartient der «L'Equipe».
Die diesjährige Women's WorldTour umfasst 23 Veranstaltungen, bei denen die besten 15 Teams der Weltrangliste zum Wettbewerb eingeladen werden. Aber mit den zeitgleich stattfindenden Rundfahrt Tour of California (USA) und Emakumeen Bira (Spanien) wird deutlich, dass viele Frauenteams nicht die Kapazitäten haben, um bei zwei Veranstaltungen zur gleichen Zeit oder sogar im gesamten Kalender zu konkurrieren.
«Die Women's WorldTour hat sich entwickelt, aber die Teams haben nicht die Kader dafür. Ich möchte, dass sie besser anerkannt und besser bezahlt werden. Sie brauchen eine bessere Fernsehberichterstattung und es gibt nicht das Frauen-Äquivalent zur Tour de France, wir brauchen ein Etappenrennen, das weltweit ausgestrahlt wird», so Lappartient. Zwei Drittel der Rennfahrerinnen verdienen weniger als 10.000 Euro pro Jahr, was auch in die Problematik mit hineinspiele. Für viele sei der Sport nicht lukrativ genug. «Das Problem des Frauenradsports ist, dass die Basis der Pyramide nicht breit genug ist», erklärte Lappartient. «Wir müssen die Anzahl der Teilnehmerinnen erhöhen.»