Frankfurt (rad-net) - Am 23. Juli werden die Olympischen Spiele von Tokio eröffnet. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wird in den vier Disziplinen Bahn, BMX, Mountainbike und Straße um olympisches Edelmetall kämpfen. In den kommenden Wochen stellen wir alle Olympia-Kandidaten des BDR vor. In der heutigen Folge präsentieren wir Ronja Eibl, die im Mountainbike auf Medaillenjagd gehen will.
Ronja Eibl ist die Senkrechtstarterin im deutschen Mountainbike-Sport. Deutsche Meisterin in der Klasse U23 2018 und 2019, Bundesliga-Siegerin, Weltcup-Erste im Jahr 2019, nachdem sie drei Wertungsrennen gewinnen konnte und zweimal Zweite war. Nach einem kleinen Tief im letzten Jahr träumt die 21-Jährige jetzt von einer erfolgreichen Teilnahme an den Olympischen Spielen von Tokio.
Das letzte Jahr war für Ronja Eibl allerdings zum Abhaken. Nicht nur wegen der ausgefallenen Olympischen Spiele. Die 21-Jährige vom Team Alpecin-Feix fiel in ein Formtief, beendete die Saison vorzeitig. Kein Weltcup, keine WM, keine EM und keine DM für die Weltcupsiegerin von 2019, der man so viel zutraut in den kommenden Jahren. «Am Anfang war es schon schwer zu akzeptieren, von Hundert auf Null zu landen und nicht zu wissen, woran es liegen könnte», sagte Eibl, die dann nach mehreren Tests erfuhr, dass sie übertrainiert war. «Einerseits war ich dann froh, endlich zu wissen, woran es lag.» Die Zeit der Ruhe sei sehr schwierig für sie gewesen, erinnert sie sich. «Es war eine Zeit, in der ich sehr viel mit mir gehadert habe und viele Tage hatte, an denen es mir sowohl physisch als auch psychisch wirklich schlecht ging. Jeder, der viel Sport treibt, kennt das: Wenn einem der Sport fehlt, dann geht die Laune runter und den anderen dabei zuzusehen ist dann schon sehr hart.» Aber das ist Vergangenheit. Jetzt blickt Ronja Eibl zuversichtlich nach Tokio.
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist das wichtige Saisonziel der 21-Jährigen. Die Strecke von Tokio hat sie beim Testrennen 2019 in Augenschein genommen und erinnert sich an einen technisch sehr anspruchsvollen Kurs mit vielen giftigen Steigungen und genauso steilen Abfahrten. «Aber sie sind nie lang, es gibt keine längere Steigung auf dem gesamten Parcours, dafür viele Steinfelder, ein Kurs der einem Angst einflößt, auch wenn er technisch nicht der anspruchsvollste ist, den ich kenne», sagt sie. Beim Testrennen wurde sie Fünfte, obwohl sie den Kurs vorher kaum inspizieren konnte. «Ich habe so unter dem Jetlag gelitten, dass der Bundestrainer mich gleich wieder ins Hotel geschickt hat», erzählt sie.
Ronja Eibl hat einen straff organisierten Tagesablauf. Das braucht sie auch, denn neben dem täglichen Training absolviert sie noch das Studium zur Wirtschaftsingenieurin und gehört außerdem zur Bundeswehr Sportförderkompanie von Todtnau. «Das läuft aber alles gut», sagt sie. «Das Studium ist zwar zeitaufwendig, da ich bislang noch Vollzeit studiere. Aber während der Schulzeit war das ja nicht anders, und ich denke, das bekomme ich ganz gut hin», sagt sie optimistisch. Halt und Unterstützung findet sie bei ihrer Familie, Vater Harry, Mutter Andrea und der sechs Jahre jüngere Bruder Luca. «Die Familie war und ist mir sehr wichtig. Wir haben schon immer viel Zeit miteinander verbracht, in der Corona-Krise noch mehr. So viele Spieleabende wie in Corona-Zeiten hatten wir noch nie. Und ich war auch noch nie so froh, einen Bruder zu haben wie jetzt», lacht sie und freut sich, dass noch ein weiteres Familienmitglied hinzugekommen ist. Denn Ronja Eibl liebt es, mit Hund Luna «Gassi» zu gehen. Bald will sie den Vierbeiner auch daran gewöhnen, neben dem Rad herzulaufen, so dass sie ihn ab und zu zum Training mitnehmen kann. Auch Bruder Luca und Vater Harry begleiten sie gelegentlich im Gelände, nutzen dann ein E-Mountainbike, um mit ihr Schritt halten zu können.
Auch bei den Wettkämpfen ist der Vater oft dabei. Nur nach Tokio wird die Familie wegen der Corona-Bestimmungen nicht reisen können. Und wird von zu Hause kräftig die Daumen drücken.
Zehn Fragen an Ronja Eibl
Was war dein bisher schönster sportlicher Erfolg?
Die WM Silber-Medaille im Team-Relay und mein erster Weltcup-Sieg.
Was motiviert dich?
Der Spaß am Radfahren, immer besser zu werden, Ziele erreichen.
Welche Vorbilder hast du?
Eigentlich keine konkreten, als jüngere Fahrerin mit Sicherheit die damals besten Radfahrerinnen der Elite.
Deine Lieblingsfächer in der Schule?
Mathe, Sport, Bio, Physik manchmal.
Was ist dein Lieblingsessen?
Chili oder Lachs mit Kartoffelpüree.
Nenne deine persönliche Stärke/Schwäche.
Zielstrebigkeit. Manchmal zu perfektionistisch.
Auf was möchtest du nie verzichten?
Mein Mountainbike.
Welchen Traum möchtest du dir im Leben noch erfüllen?
An den Olympischen Spiele teilnehmen natürlich. Und ich möchte mal jeden Kontinent bereist haben.
Was ist für dich ein perfekter Tag?
Morgens eine gute Trainingseinheit absolvieren, mittags eine große Runde mit dem Hund laufen und abends noch was mit Freunden unternehmen.
Welche Überschrift möchtest du gern einmal von dir lesen?
«Ronja Eibl gewinnt Olympische Medaille» und «Ronja Eibl wird Weltmeisterin».
Steckbrief
Geburtstag: 30.08.1999 in Balingen
Wohnort: Grosselfingen
Größe/Gewicht: 1,67 m/50 kg
Verein: RSG Zollern-Alb '82
Team: Alpecin-Fenix
Erfolge:
2017: 2. U19-DM, 7. U19-WM
2018: 1. U23-DM, 3. WM Teamrelay, 4. Weltcup Lenzerheide, 3. Weltcup La Bresse, 1. Bundesliga Frauen in Freudenstadt und Singen
2019: Weltcup-Gesamtsiegerin U23, Weltcup-Siege in Les Gets, Val di Sole, Vallnord, 2. Nove Mesto, 2. Lenzerheide, Deutsche Meisterin U23, 1. Bundesliga in Freudenstadt, Gedern und Titisee-Neustadt, 2. Bundesliga in Obergessertshausen und Heubach, 5. Olympisches Testrennen in Tokio
2021: 9. Weltcup Les Gets
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