Maulacène (rad-net) - Rigoberto Urán ist gestern auf der elften Etappe der Tour de France auf den zweiten Platz der Gesamtwertung vorgerückt. Der Kolumbianer löste damit den Tour-Debütanten Ben O'Connor (AG2R-Citroen) ab und liegt nun 5:18 Minuten hinter dem Gelben Trikot.
Urán zeigte sich am Mount Ventoux in guter Verfassung als er den zweiten Anstieg gemeinsam mit Richard Carapaz (Ineos Grenadiers), Tadej Pogacar (UAE-Team Emirates), und Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma) erklomm. Als Letzterer aber rund 600 Meter vor der Spitze des Berges eine Attacke setzte, konnten Carapaz und Urán zunächst nicht mehr folgen. Erst auf der Abfahrt zum Ziel in Maulacène holten beide Fahrer die Konkurrenz wieder ein, woraufhin Urán den fünften Platz in der Tageswertung verbuchte und sich damit an zweite Stelle der Gesamtwertung vorschob.
Trotz dieser guten Leistung erklärte der sportliche Leiter von EF Education-Nippo, Tom Southam, aber bereits gestern, dass dieses Zwischenergebnis noch kein Garant für eine Topplatzierung in Paris sei, wo Urán zuletzt 2017 Gesamtzweiter der Tour wurde. Der Kampf zwischen den Plätzen zwei und acht sei mit unter zwei Minuten einfach zu eng, um schon jetzt eine Prognose zu erstellen. «Heute mussten wir erst einmal sehen, wie es O'Connor geht, denn er ist eine unbekannte Größe im Klassementskampf. [...] Das hat sich schließlich von selbst erledigt. Aber es gab zeitlich noch eine ähnliche Gruppe um Vingegaard, Mas und so weiter. Heute war also der erste Tag, an dem wir ein paar Antworten darauf sehen konnten, was zwischen ihnen vor sich geht», erklärte Southam. «Es ist aber immer noch eine ganze Menge los an diesen Stellen. Es ist nicht so, dass wir sagen: 'Toll, das ist etwas, womit wir uns abfinden können'. Es gibt noch eine ganze Menge Arbeit zu tun.»
Als bester Deutscher präsentierte sich gestern Uráns Teamkollege Jonas Rutsch. Der 23-Jährige war lange in der Gruppe um den Kolumbianer präsent, wo er seinen Kollegen maßgeblich unterstützte. «Die erste Runde ging noch ziemlich gut bei mir, denn es ging nie großartig über sieben, acht Prozent Steigung und da konnte ich gut mitfahren», berichtete Rutsch nach der Etappe, vom ersten Anstieg des Mount Ventoux. «Als es in der zweiten Runde aber unten in den Berg reinging, mit dauerhaft zehn Prozent, war keine Chance mehr für mich. Ich bin dann mit Rigo noch unten reingefahren, habe meinen Job soweit fertig gemacht und dann bin ich raus.»
Mit dem 34. Platz und dem damit besten deutschen Ergebnis zeigte sich der Profi, der zurzeit seine erste Tour de France bestreitet, zufrieden. Insgesamt sei die Frankreich-Rundfahrt bislang ein einmaliges Erlebnis für den Erbacher: «Ich bin immer wieder überrascht. Manchmal ist es wie ein Endorphin-Stoß, wenn man den Berg hochfährt und so viele Leute am Rand stehen. Das ist eine echt tolle Sache und so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt.»