Gstaad (rad-net) - Auf der letzten Etappe des Snow Bike-Festival in Gstaad hat Nadine Rieder das Blatt noch umgedreht. Am letzten Tag rang sie der Österreicherin Lisi Osl noch 1:28 Minuten ab und holte sich damit den Gesamtsieg. Bei den Herren verteidigte Ramon Lauener von Fehr Velo seine Führung souverän. Beim zweiten Etappensieg von Joris Ryf holte sich Jannick Zurnieden als Zweiter noch einen Podestplatz.
Nadine Rieder (AMG-Rotwild) war mit 1:11 Minuten Rückstand auf Lisi Osl (jb Brunex-Felt) in die letzten 34,7 Kilometer gegangen. Gleich nach dem Start ging es hinauf zur Bergwertung (Kilometer 7). «Ich wollte wieder versuchen gleich Tempo zu machen und von vorne zu fahren», berichtete Rieder. «Das ist aufgegangen und ich habe mir wieder den Bergpreis geholt.»
Rieder ließ sich nicht mehr einholen, gestand aber, dass sie «ein paar Schrecksekunden» überstehen musste. Unter dem Neuschnee sei es etwas eisig gewesen. «Ich konnte es jeweils gerade noch ausbalancieren ohne zu stürzen.»
Die Sonthofenerin versuchte mit Blick auf die Gesamtwertung «überall Druck» zu machen. Das zahlte sich aus. Am Ende kam Lisi Osl als Tageszweite 17 Sekunden zu spät an die Ziellinie und musste ihre Führungsposition noch aus der Hand geben. «Ich freue mich natürlich, dass es gereicht hat und ich trotz der knapp sieben Minuten Rückstand vom Prolog wirklich noch geschafft habe die Gesamtwertung zu gewinnen», bilanzierte Nadine Rieder. Der Rückstand beim Prolog war durch eine verfehlte Abbiegung zustande gekommen
Lisi Osl zollte ihrer Konkurrentin Respekt: «Nadine hat verdient gewonnen, da gibt es nichts zu rütteln. Klar ist es ein bisschen ärgerlich mit 17 Sekunden zu verlieren, aber die muss ich in den Tagen vorher suchen.»
Osl war nach ihrer schweren Verletzung bei der WM in Lenzerheide aber froh, dass sie überhaupt schon wieder so gut unterwegs sein kann. «Ich bin ohne Erwartungen hergekommen. Im Januar bin ich normal noch nicht in Rennstimmung», so Osl. «Ich will nicht jammern, aber der Winkel am operierten Knöchel ist noch nicht optimal. Die Schrauben stechen noch.»
Die Polin Paula Gorycka (Strüby BiXS) wurde Tagesdritte und landete auf dieser Position auch in der Gesamtwertung (+10:14).
Herren: David List verteidigt Rang drei
Sein «Minimalziel», hätte er erreicht, den dritten Platz in der Gesamtwertung zu verteidigen. Aber insgeheim wollte David List (Lexware) versuchen, die zweite Position des Kanadiers Raphael Gagné (OMX Pro Team) anzugreifen. «Ich habe versucht am zweiten Anstieg am See entlang Zeit auf Gagné gut zu machen, aber die Etappe war ein richtiger Bolzer-Kurs. Ich kannte die Etappe und wusste, dass es schwer wird, da was rauzuholen», erklärte David List, der Sechster wurde. «Daher bin ich ganz glücklich, dass es mit dem dritten Platz noch geklappt hat." Diesen Rang hatte List bereits 2018 belegt.
Es war Vorjahres-Gesamtsieger Joris Ryf (Swiss MTB Pro Team), der die Etappe prägte. Ryf hatte durch einen Defekt am Samstag viel Zeit verloren («zu viel riskiert») und wollte noch mal einen Angriff starten. «Ich wusste, dass ich zwei Minuten gut machen musste, um mir noch den zweiten Gesamtrang zu holen», erklärte Ryf.
Sein erster Angriff nach dem Bergpreis wurde wieder neutralisiert. Sein zweiter Angriff, in der eisigen Abfahrt zum Lauensee brachte Erfolg. Dort war er bereits 2018 erfolgreich gewesen.
Allerdings arbeiteten die Verfolger gut zusammen, so dass Ryf zwar mit 30 Sekunden Vorsprung seine zweite Etappe gewann, aber in der Gesamtwertung nur noch auf Platz fünf vorstoßen konnte. Zeit hatte Ryf bereits am zweiten Tag verloren, gemeinsam mit Gesamtsieger Ramon Lauener, weil er vor dem Ziel «falsch geleitet» wurde.
Bei den Verfolgern versuchte Raphael Gagné mit derselben Strategie wie am Tag zuvor sich den zweiten Rang zu sichern. Doch er hatte die Rechnung ohne Jannick Zurnieden (Lexware) gemacht. Gagné griff zwei Kilometer vor dem Ziel an und konnte sich etwas absetzen. Zurnieden ergriff etwa 300 Meter vor dem Ziel die Möglichkeit, die beiden Schweizer Casey South (jb Brunex Felt) und Ursin Spescha (Thömus RN Swiss Bike Team) abzuhängen. Fünf Meter vor der Ziellinie schoss er auch noch an Raphael Gagné vorbei. «Das lief echt super heute, das hätte ich nicht gedacht», freute sich Zurnieden über seinen zweiten Tagesrang. In der Gesamtwertung bedeutete das Rang sechs (+6:05).
Niklas Schehl (Team Bulls) landete mit 10:44 Minuten Rückstand auf Platz zwölf und nahm damit auch noch ein paar Weltranglistenpunkte mit. «Wenn man meinen Kranheit vorher berücksichtigt, bin ich zufrieden mit dem Ergebnis», bilanzierte Schehl. «An meiner Fahrtechnik im Schnee kann ich noch ein bisschen arbeiten», fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu, «weniger Schneeproben wären gut.» Die vier Tage Snow Bike würde er aber nicht so schnell vergessen. Und bis zum Weltcup in Albstadt sei ja noch ein wenig Zeit, so Schehl.