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Der Deutsche Marathon-Meister Markus Bauer hat kein Team für 2018 gefunden. Foto: Michael Buehrer
05.01.2018 12:14
Markus Bauer: Als amtierender Deutscher Meister vor dem Karriere-Aus

Freiburg (rad-net) - Vier Monate nach seinem bis dato größten Erfolg sieht es so aus, als ob der Deutsche Marathon-Meister Markus Bauer seine MTB-Karriere beenden wird. Nach dem Ende seines Kreidler Werksteams fand er keinen Platz mehr in einem Profiteam.

Aktuell scheint alles wie gehabt. Markus Bauer befindet sich im Trainingslager auf Gran Canaria und bereitet sich auf die Saison 2018 vor. Genauer gesagt, auf den ersten Teil der Saison, denn seine Planung reicht nur bis zum Cape Epic Ende März. «Ob ich im Juni in Kirchzarten als Titelverteidiger an den Start gehen werde, weiß ich noch nicht. Es wird sich zeigen, ob es geht oder nicht», sagt Markus Bauer.

In der Tonlage lässt sich Enttäuschung erkennen. Immer noch. Obschon Bauer bereits ein paar Wochen Zeit hatte, zu verdauen, was für einen ambitionierten Athleten Schlag in die Magengrube bedeutet: Nach dem größten Erfolg seiner Karriere nirgendwo eine Unterschrift unter einen existenzsichernden Vertrag setzen zu können.

Markus Bauer ist einer von der Spezies Allrounder. Er hat (Deutsche) Meisterschaftsmedaillen in den Disziplinen Cross-Country, Eliminator und Marathon vorzuweisen. Den einzigen Meister-Titel hat er im vergangenen September in Gruibingen auf der Langstrecke gewonnen, verweist auf die größten Perspektiven, die er als 28-Jähriger sportlich noch haben würde: den Marathon.

Das gleichzeitig ein Teil seines Problems. Abgesehen vom bisherigen Topeak-Ergon Racing Team, vom Team Bulls und von Centurion-Vaude gibt es wohl kaum noch eine Marathon-Formation, die einem Biker einen Vertrag anbieten kann, von dem er auch leben kann. Verhandlungen mit zwei dieser Teams haben sich, trotz interner Fürsprecher, für 2018 eher aus strukturellen Gründen zerschlagen. «Es ist schon enttäuschend», bekennt Bauer. Nicht nur sportlich sah er sich in einer «guten Position». Seit Jahren schon versucht er auch medial eine Grundlage für das Marketing der jeweiligen Sponsoren zu legen und hat in dieser Hinsicht mehr zu bieten als manch anderer Profi. Der Erfolg? «Null Euro und drei Materialsponsoren.» Ziemlich ernüchternd sei das. Nur der Komponentenhersteller Ceetec aus der Schweiz hat sich von sich aus gemeldet.

Markus Bauer ist 28 Jahre alt. «Ein Jahr überbrücken?», stellt er eine rhetorische Frage und gibt die Antwort: «Das habe ich schon mal gemacht. Und dann gibt es vielleicht wieder einen anderen Grund, warum es nicht klappt. Und es würde heißen, mit weniger Budget die gleichen Leistungen zu bringen. Ich hätte es schon gewagt, aber nur mit einer echten Perspektive, die wirklich Sinn macht.» So was mache man mit 22, 23 Jahren, aber nicht mehr fünf Jahre später. Zumal dem Wirtschaftsingenieur, der aktuell an seinem Master bastelt, auch andere berufliche Optionen offen stehen.

«Im Endeffekt habe ich das Gefühl jahrelang einer Sau hinterher gerannt zu sein, die es gar nicht gibt», meint Bauer frustriert. Einer möglichen Karriere als Profi-Mountainbiker. Das Eis im Cross-Country- und Marathon-Sport ist dünn. Eigentlich schon immer gewesen, denn es war und ist vornehmlich die Bike-Industrie, auf deren Marketing-Interessen das Profi-Gebäude erstellt ist. Und jetzt, wo sich erst durch Enduro, dann durch eBike quasi innerbetriebliche Konkurrenz aufgebaut hat, wird die Fläche brüchig.

«Ich bin glücklich, dass ich meine duale Karriere durchgezogen habe. Das rettet mich jetzt. So waren auch die schwierigen Zeiten nie existenzbedrohend. Zu Studieren hat mir viel Sicherheit gegeben», stellt Markus Bauer fest. Vor allem in zwei Verletzungsphasen, die ihn jeweils massiv zurückwarfen. Das erste Mal 2012 ein Kahnbeinbruch beim Weltcup in Nove Mesto und das zweite Mal der Beckenbruch beim Weltcup in Cairns 2016. Beide Male kämpfte sich Bauer zurück zu einer guten Form.

Wäre das Biken nicht seine Leidenschaft, müsste er jetzt verlorenen Jahren nachtrauern. Doch Bauer weiß, dass er als Sportler «privilegiert» ist, die letzten drei Jahre auch gut dotiert war, Kontinente gesehen, Menschen kennen gelernt, Erfahrungen gemacht hat, die ihn auch für das was im Leben noch kommt, weiter bringen.

Für den Kirchzartener U23-Fahrer Vinzent Dorn agiert Markus Bauer als Mentor und er bekennt, dass es ihm aktuell «schon schwer fällt, den in Richtung Leistungssport zu lenken», weiß aber gleichzeitig, dass der Gewinn in diesem Metier über Geld und Medaillen weit hinaus reichen.

«Klar, man kommt im Sport irgendwann an den Punkt, an dem man sich entscheiden muss. Da spielt es nicht mal eine Rolle, ob man erfolgreich ist. Bei Moritz war es 2014 das Gleiche», räsoniert Bauer und verweist auf seinen Freund Moritz Milatz, dem vor drei Jahren im Grunde dasselbe Schicksal widerfuhr, als er nach der besten Saison seiner Karriere keinen Vertrag mehr bekam, wegen Olympia aber trotzdem weitermachte.

Markus Bauer kann man aus der Perspektive des leidenschaftlichen Sportlers sicher bedauern, Sorgen machen muss man sich um den Freiburger aber nicht. «Auch wenn es meine Passion ist, ich habe meine Persönlichkeit noch nie über den Sport definiert», sagt er. Über den Tellerrand hinaus blicken, das gehört zu seinen Stärken. Engagement als Mentor, Engagement beim Bundesliga-Rennen in Titisee-Neustadt. Und so weiter. Sich um andere kümmern auch. Und Dinge auf den Weg bringen. Markus Bauer wird nach dem Leistungssport beruflich seinen Weg gehen. Dafür hat er die Weichen bereits gestellt. Und vermutlich erfolgreich, wie seine beiden Altersgenossen Andy Eyring und Felix Euteneuer. Die beiden Konkurrenten vom Jahrgang 1989 sind schon früher aus dem Sport ausgestiegen und arbeiten in guten Jobs in Koblenz, respektive Berlin.

Dieses Trio, beziehungsweise der Jahrgang 1989 war nach einer jahrelangen Durststrecke vor rund zehn Jahren übrigens der erste, der im Vergleich mit den Schweizern nicht unterging, sondern mithalten konnte. In die Weltspitze haben sie es alle nicht geschafft. Der gleichaltrige Thomas Litscher (jb Brunex Felt) aus der Schweiz hingegen schon.

Wenn Bauers Karriere nun also zu Ende geht, was macht er dann jetzt auf Gran Canaria? Nun, ein großes Ziel hat er noch. Gemeinsam mit dem Belgier Frans Claes wird er im März das Etappenrennen Cape Epic bestreiten. «Das will ich noch erleben», freut er sich, nachdem ihn Claes im Oktober gefragt hatte. Als Vorbereitung bestreitet Markus Bauer das Snow Bike-Rennen in Gstaad und dann das Tankwa Trek-Etappenrennen in Südafrika. «Ich war im Dezember zwar krank, aber ich denke, bis zum Cape Epic werde ich noch fit genug», glaubt Bauer. Und jetzt liegt eine optimistische Klangfarbe in seiner Stimme.

Nach dem Cape Epic wird man ihn auch bei Rennen sehen, als Team-Kapitän des Kirchzartener FSM-Firmenteams, wo Bauer auch arbeitet. Für die Mitarbeiter soll er als Zugpferd zum (MTB-)Sport motivieren.

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