Lüttich (rad-net) - Die deutschen Kunstradsportler sind das Maß der Dinge, fahren seit Jahrzehnten auf höchstem Niveau. Und so kann Bundestrainer Dieter Maute zum Saison-Highlight, den Weltmeisterschaften am kommenden Wochenende in Lüttich (Belgien), nur die Losung ausgeben: «Ich bin zuversichtlich, dass wir das Optimale schaffen.» Mit anderen Worten: Edelmetall in allen Disziplinen, oftmals in Gold. Insgesamt wird um fünf WM-Titel im Kunstradsport sowie den im Radball gekämpft.
Und noch eine Aussage des Verantwortlichen, einst selbst fünffacher Weltmeister im 1er, die viel aussagt: «Alle sind gesund und haben beim WM-Vorbereitungslehrgang sehr, sehr konzentriert gearbeitet. Alle sollten zum Tag X ihre absolute Saison-Höchstleistung abrufen können.» Nach den nationalen Titelkämpfen mussten die WM-Teilnehmer kurz etwas rausnehmen, um die Form nach dem letzten Lehrgang in Albstadt wieder Richtung 100 Prozent zu trimmen.
Das trifft auf Lukas Kohl im Besonderen zu. Der 22-jährige Weltmeister von 2016 und 2017 im 1er Kunstfahren der Männer setzte sich mit einer imposanten Serie von Wertungen über 200 Punkte in Szene. «Es lief fast perfekt bisher in dieser Saison, die Form stimmt.» Auch Moritz Herbst ist ein Medaillenkandidat und es wird erwartet, dass die beiden Deutschen mit großem Vorsprung der Konkurrenz davonfahren.
Im 1er der Damen tritt Milena Slupina als Titelverteidigerin («des wird scho») an – neue Akzente aber setzt Iris Schwarzhaupt. Die Stuttgarterin stellte einen neuen Weltrekord (191,86) auf, überzeugt mit astreinen Handständen und dem sicheren Maute-Sprung. «Vor allem bin ich mental stärker geworden», sagt die 21-Jährige, die inzwischen auch kleine Rückschläge (bei der DM ohne Medaille) «mit einem Lächeln abhaken» kann. Schon vor Jahresfrist trugen die BDR-Damen in Vorarlberg mit zwei Podestplätzen zum großen Ganzen bei. Aber es wird ein enger Wettkampf erwartet. Neben den beiden Deutschen «kommen auch die beiden Österreicherinnen und Schweizerinnen für die WM-Medaillen in Fragen. Das wird vermutlich eine enge Kiste. In dieser Disziplin ist alles offen. Da darfst Du Dir keinen Absteiger erlauben», so Maute.
Die BDR-Vertreter gelten auch im Zweier als Gold-Favoriten. Serafin Schefold und Max Hanselmann (Offene Klasse) agieren in ihrer eigenen Liga – hochkonzentriert lautet der Slogan «Titelverteidigung». Erstmals bei einer WM vertreten auch Patrick Tisch und Nina Stapf die deutschen Farben. Und die aktuellen Europameister Sophie-Marie Wurth/Caroline Nattmann im Zweier der Frauen, deren Siegesserie 2018 beeindruckte, wollen ebenfalls aufs WM-Podest, genauso wie Lena und Lisa Bringsken. Bundestrainer Maute verweist allerdings auf die aufkommende internationale Konkurrenz, die vor allem in der Offenen Klasse den (oft vorprogrammierten) deutschen Doppelsieg verhindern könnte: «Die Schweizer und auch die Asiaten haben den Rückstand verkürzt. Hier dürfen sich die beiden 2er keine großen Fehler mit hohen Abzügen erlauben.»
Im 4er Kunstfahren sind allerdings die Schweizerinnen die Topfavoritinnen. Die Sportlerinnen vom SV Sirnach sind die Titelverteidigerinnen und aktuelle Weltrekordinhaberinnen. Der 4er des RSV Steinhöring mit Katharina Gülich, Ramona Ressel, Annamaria Milo und Julia Dörner hat etwas weniger an Schwierigkeit eingereicht. «Ein perfekter Vortrag und alles ist möglich», so Maute.
Im Radball zeigt die Formkurve der Weltmeister aus Stein, Bernd und Gerhard Mlady, stetig nach oben. «Wir haben sehr intensiv trainiert und beide sind in einer guten Verfassung», so Bundestrainer Matthias König, der den amtierenden Deutschen Meistern eine ähnliche Performance wie 2017 zutraut. In Dornbirn, der Höhle des Löwen, bezwangen sie im WM-Finale die eigentlich unschlagbaren Österreicher aus Höchst. «Das ist auch unser Anspruch für Lüttich», sagt Gerhard, der (zuverlässige) Keeper des fränkischen Duos. Aus Königs Sicht ist Österreich nach den bisherigen Aufeinandertreffen im Rahmen des Weltcups der klare Favorit und auch die Schweizer dürfen nicht unterschätzt werden. Aber auch Frankreich und Tschechien sind bei der WM immer unbequeme Gegner. «Wir haben auf alle Fälle die Chancen ins Finale zu kommen und dann ist alles möglich. Wir wollen auf alle Fälle eine Medaille. Am besten wieder den Titel», so König.
Das BDR-Aufgebot:
1er Kunstfahren Männer:
Lukas Kohl (Kirchehrenbach)
Moritz Herbst (Wendlingen)
Ersatz: Marcel Jüngling (Dornheim)
1er Kunstfahren Frauen:
Iris Schwarzhaupt (Stuttgart)
Milena Slupina (Bernlohe)
Ersatz: Maren Haase (Hoffnungsthal)
2er offene Klasse:
Serafin Schefold/Max Hanselmann (Öhringen)
Patrick Tisch/Nina Stapf (Magstadt)
Ersatz: Matthias und Michael Quecke (Bad Schussenried)
2er Kunstfahren Frauen:
Caroline Wurth/Sophie-Marie Nattmann (Gutach)
Lena und Lisa Bringsken (Böhl-Iggelheim)
Ersatz: Selina Marquardt/Helen Vordermeier (Oberjesingen)
4er Kunstrad:
RSV Steinhöring (Katharina Güllich, Ramona Ressel, Julia Dörner, Annamaria Dörner)
Ersatz: RKV Denkendorf (Nelly Ludwig, Anja Fahrion, Sandra Möbius, Anna Beth)
Radball:
Bernd und Gerhard Mlady (RMC Stein)
Ersatz: Marcel Schüle und Björn Bootsmann (RSV Waldrems)