Frankfurt (rad-net) - Die Tour steht vor ihren entscheidenden Etappen: In den Alpen möchte sich auch Emanuel Buchmann noch einmal zeigen und sich im Gesamtklassement verbessern. Das wäre ein gutes Omen für die Olympischen Spiele in wenigen Wochen in Rio, wo der Ravensburger im Straßenrennen starten wird.
Das steht außer Frage: Emanuel Buchmann ist der beste Bergfahrer, den der deutsche Radsport derzeit zu bieten hat. Das stellt der junge Mann aus Ravensburg gerade wieder in der Tour de France unter Beweis, wo er in den Pyrenäen wieder mit den Besten mithielt. Diesmal ist sein toller Auftritt in der Tour nicht mehr überraschend. Vor einem Jahr sorgte sein dritter Platz auf der Pyrenäen-Etappe über den Tourmalet hinauf nach Cauterets noch für staunende Gesichter, als er im Ziel vier Minuten schneller war als der spätere Tour-Sieger Froome. Die britischen Medien nannten ihn am nächsten Tag «The German Sensation.»
«Ich kann das noch gar nicht wirklich glauben», sprach der 22-jährige Ravensburger später im Ziel den internationalen Journalisten in die Mikrofone. «Das ist ein supergeiles Gefühl. Damit hätte ich echt nicht gerechnet - ein Riesenergebnis für mich, gerade bei einer so schweren Etappe», freute sich der junge Kletterspezialist aus dem Team Bora-Argon 18. «Am meisten hat mich beeindruckt, wie er in die Ausreißergruppe kam. Das war ja kein Glück oder Taktieren, sondern man musste wirklich ganz, ganz stark sein», lobte ihn Teamchef Ralph Denk, der mit dem Neuzugang ein glückliches Händchen bewies.
Buchmann selbst wurde bei seiner ersten Tour de France erschlagen von den vielen neuen Eindrücken, die sich ihm Tag für Tag boten. In diesem Jahr ging er schon gelassener mit den Medien um. Ein Mann der großen Worte ist Buchmann aber immer noch nicht, sondern lässt lieber seine Beine sprechen.
Dass er ein Riesentalent ist, einer, der in Deutschland die Lücke schließen könnte, der ersehnte Klassementfahrer, konnte man schon seit ein paar Jahren beobachten. 2014, damals beim rad-net ROSE Team unter Vertrag, war Buchmann Deutscher Bergmeister der U23, er gewann die Rad-Bundesliga und wurde Gesamtsiebter der Tour de l'Avenir, 2015 wurde er Deutscher Straßenmeister.
Der Wechsel zu Bora-Argon 18 im vergangenen Jahr war für beide Seiten ein Gewinn. Für Buchmann, weil er in diesem Team ohne Druck langsam weiter aufgebaut werden kann und für Bora, weil genau solche Fahrer der Philosophie des Teams entsprechen. Man will nicht den schnellen Erfolg, man will Kontinuität. In der Tour erhielt Bora auch in diesem Jahr eine Wildcard und enttäuschte nicht. Am wenigsten Buchmann, auf den jetzt die nächste Herausforderung wartet: die Olympischen Spiele in Rio.
Der 23-Jährige gibt sich zurückhaltend, wenn er auf seine Erwartungen angesprochen wird. «Es kommt darauf an, wie ich aus der Tour komme», meint der Allgäuer, der zu Beginn des Jahres nicht mit einer Olympia-Nominierung gerechnet hatte. «Aber im Laufe des Jahres habe ich mir das schon zum Ziel gesetzt. Ich finde es eine große Auszeichnung, mit 23 Jahren in Rio dabei sein zu dürfen», sagt Buchmann, der im Straßenrennen eine «gute Rolle» spielen will. «Ich weiß, dass der Kurs extrem schwer ist, aber wenn wir unsere Form von der Tour kompensieren können, sehe ich uns nicht chancenlos», gibt sich Buchmann optimistisch. Was er erreichen will? «Das kann ich nicht in Zahlen ausdrücken. Ich will ein gutes Rennen fahren, Deutschland würdig vertreten», sagt er.
Und danach freut er sich, noch ein wenig von der Olympischen Atmosphäre mitnehmen zu können. «Olympische Spiele zu erleben, dort dabei zu sein, das ist schon etwas ganz Besonderes.»
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