Brüssel (rad-net) - Philippe Gilbert verzichtet auf die Flandern-Rundfahrt. Wie sein Team Lotto-Soudal mitteilte, fühle er sich sowohl körperlich als auch geistig erschöpft. Ziel sollen die Ardennenklassiker bleiben, aber gesichert sei sein Start dort noch nicht.
Bereits bei Mailand-Sanremo, der E3 Saxo Bank Classic sowie Gent-Wevelgem war Gilbert nicht der Rennfahrer, wie man ihn kennt. Bei Mailand-Sanremo kam er als 72. ins Ziel, die anderen beiden Rennen beedente er nicht. Nun entschied sich der 38-Jährige dazu, eine Pause einzulegen. «Wir haben mit dem Team beschlossen, mir eine Ruhephase zu gönnen, weil es einfach nicht mehr gut läuft», erklärt Gilbert in der Pressemitteilung. «Wir haben uns die Zeit genommen, alles zu analysieren und sind zu dem Schluss gekommen, dass es mir an geistiger und körperlicher Frische fehlt.»
Der Weltmeister von 2012 und Sieger zahlreicher Klassiker habe seit seinem Sturz bei der Tour de France im vergangenen Jahr lange hart gearbeitet, um wieder auf sein Niveau zurückzukommen. «Ich habe viel Arbeit investiert, ohne wirklich eine anständige Pause einzulegen, weil ich in den Wochen abseits des Fahrrads hart mit dem Physiotherapeuten oder anderen Spezialisten zusammengearbeitet habe», so Gilbert, der damals eine schlechte Diagnose für sein Knie erhielt. «Wir haben nicht wirklich gemerkt, wie ernst dieser zweite Sturz war. Am Ende war es viel ernster als wir ursprünglich dachten. Vielleicht hätte ich meine Saison 2020 zu diesem Zeitpunkt beenden sollen.»
Mailand-Sanremo sei das erste Rennen gewesen, welches er ohne Schmerzen bestreiten konnte. «Vielleicht ist dies auch eine Erklärung dafür, dass der Körper eine Art Dekompression durchführt, nachdem er mit so viel Schmerz konfrontiert wurde. Ich glaube, ich habe während dieses Prozesses viel mehr Energie zur Heilung gebraucht, als wir uns hätten vorstellen können.» Vor allem in den Wochen vor Mailand-Sanremo habe er hart an sich gearbeitet, da es das einzige Monument des Radsports ist, welches noch in seiner Siegesliste fehlt und er im Trainingslager mit seinem Team gemerkt habe, noch 20 bis 30 Prozent hinter seinen Teamkollegen zurückzuliegen.
Philippe Gilbert wird später - zusammen mit dem Team - entscheiden, ob es möglich ist, bei den Ardennenklassikern wieder ins Renngeschehen einzusteigen. Nun wolle er erst einmal vier bis fünf Tage eine Pause vom Radfahren machen, um dann wieder langsam mit dem Training zu beginnen. «Die Ardennenklassiker bleiben eine Option, aber es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen. Zuerst möchte ich mich sowohl körperlich als auch geistig zu 100 Prozent fit fühlen, um im Finale eine Rolle zu spielen. Schließlich treibe ich deshalb Sport», so der Belgier.