Val di Sole (rad-net) - Nach einem packenden Rennen hat die Polin Maja Wloszczowska beim MTB-Weltcup im Val di Sole (Italien) den vierten Weltcupsieg ihrer Karriere gefeiert. Sie gewann zum ersten Mal nach sechs Jahren in 1:30:51 Stunden mit neun Sekunden Vorsprung auf die Kanadierin Emily Batty und 30 Sekunden vor Jolanda Neff. Die Schönaicherin Elisabeth Brandau zeigte erneut eine starke Leistung und wurde Achte (+1:41). Sabine Spitz stürzte und schied aus.
Mit dem Hintergrund eines Rippenbruchs vor zehn Tagen liest sich Brandaus Ergebnis noch bemerkenswerter. Zudem hatte sie in der Startphase Pech, als direkt vor ihr die Weltcup-Führende Annika Langvad zu Boden ging und Brandau abbremsen musste. Für die Dänin bedeutete das mit Schmerzen am Handgelenk das Aus. Elisabeth Brandau lag nach der 2,8 Kilometer langen Startrunde nur an 26. Stelle und war zu einer Aufholjagd gezwungen. «Ich habe versucht, mich auf mich selbst zu konzentrieren», erklärt Brandau. Das gelang auch ganz gut. Langsam tastete sie sich nach vorne und in Runde vier von sieben war sie bei Position zehn angekommen. Dann fuhr sie in Runde fünf die schnellste Rundenzeit und bekam Anschluss an Rang sechs.
Gemeinsam mit drei weiteren Fahrerinnen ging sie dann an sechster Stelle in die letzten 4,1 Kilometer. «Ich habe mich vorne hingesetzt, um meinen Rhythmus fahren zu können. Aber ich kann das nicht so gut, wenn ich einen Rattenschwanz hinten dran habe und bin deshalb auch mal unkonzentriert geworden. Es tat schon weh am Schluss», erzählte die 32-Jährige.
Die Schweizerin Alessandra Keller ging vor der letzten Abfahrt an ihr vorbei und nahm ihr Platz sechs ab. Im Sprint um Rang sieben verlor sie um eine Reifenbreite gegen die US-Amerikanerin Kate Courtney. «Durch das Adrenalin hatte ich kaum Schmerzen. Insgesamt kann ich mit dem Ergebnis schon sehr zufrieden sein, zumal ich einen Start generell in Frage gestellt habe», meinte Brandau bilanzierend.
Für Sabine Spitz (Murg-Niederhof) endete das Rennen vorzeitig im Sanitätszelt. Sie stürzte in der dritten Runde, etwa an 20. Stelle fahrend, fiel auf den Kopf und spürte danach eine Art Blockade im Rückenbereich.
Nadine Rieder (Sonthofen) fuhr für ihre Verhältnisse ein sehr gutes Rennen, das sie mit 7:19 Minuten Rückstand auf Wloszczowska (1:30:51) beendete. «Val di Sole ist mein Lieblingsrennen. Ich wusste, dass ich hier gut fahren kann, wenn alles gut geht. Am Anfang war es zu meiner Überraschung gar nicht so schnell, so dass ich mein Tempo durchfahren konnte. Ich bin auf jeden Fall sehr, sehr zufrieden», sagte Rieder, die damit drei Plätze vor Straßenolympiasiegerin Anna van der Breggen (Niederlande) ins Ziel kam, die im Val di Sole ihren ersten MTB-Weltcup bestritt.
An der Spitze entstand eine fünfköpfige Spitzengruppe, zu der die Schweizerin Alessandra Keller zu Beginn auch noch Kontakt hatte, doch als vorne das Tempo verschärft wurde, konnte die Schweizer U23-Meisterin nicht mehr mithalten.
Vorne riss die Formation mehrfach auseinander, meist wurde Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Norwegen) abgehängt, aber auch Maja Wloszczowska machte nicht den Eindruck, als ob sie die Siegkandidatin sein würde. Die Damen lieferten einander eine großartige Auseinandersetzung. Weltmeisterin Jolanda Neff bekam Szenenapplaus für Überholmanöver gegen Pauline Ferrand Prevot (Frankreich). Einmal versuchte sie durch eine Attacke im Downhill davonzukommen, doch ihr Vorsprung wird wieder geschluckt.
In der vorletzten von sieben Runden markierte dann Neffs Kross-Teamkollegin Maja Wloszczowska eine «Bilderbuch-Attacke», wie es Neff nannte. Sie ging mit acht Sekunden Vorsprung auf Emily Batty in die Schlussrunde. Neff lag an dritter Stelle, doch am ersten Anstieg überholte sie die Kanadierin. «Ich habe versucht die Lücke nach vorne zu schließen, bin dann aber mal weg gerutscht», erklärte Jolanda Neff. So konnte Emily Batty noch mal zurückkommen und der Schweizerin den zweiten Rang abnehmen. «Ich habe dann nur noch geschaut, dass ich diesen dritten Platz ins Ziel bringe. Es war ein super Rennen, ich bin mit Platz drei sehr zufrieden. Maja hat in letzter Zeit sehr hart trainiert, ich wusste, dass sie in Form ist und sie hat es sich verdient», so Neff.
Für die 35-jährige Polin ist es der erstes Weltcupsieg seit Pietermaritzburg 2012 und der vierte insgesamt.