Hagen (rad-net) - In gut zwei Monaten soll mit Strade Bianche (1. August) das erste WorldTour-Rennen anrollen, was die führenden Teams dazu veranlasst hat, bereits jetzt um die besten Orte für Höhentrainingslager zu konkurrieren. Die Trainingslager sollen die Fahrer auf den intensiven Rennkalender und besonders auf die Tour de France, die am 29. August in Nizza startet, vorbereiten.
Die Mannschaften sind in der frühen Saison oftmals die einzigen Gäste in den Hotels in Spanien und Italien, doch in diesem Jahr ist das Angebot durch die Coronakrise limitierter als sonst. Neben Touristen, die in den entlegeneren Berggegenden ihren Urlaub verbringen wollen, konkurrieren die Teams auch untereinander. Laut «AD.nl» hätten Hotels auf Teneriffa zwar bereits angekündigt, ab dem 21. Juni zu öffnen, doch allgemein wird erwartet, dass die WorldTour-Mannschaften in diesem Jahr das beliebte Trainingsziel nicht anfliegen werden. Stattdessen scheinen derzeitig die französischen und italienischen Alpen, die per Auto erreicht werden können, zu den bevorzugten Trainingsorten zu zählen.
Während Astana vermutlich in kleinen Gruppen in Livigno, Sestriere (beides Italien) und in der Sierra Nevada (Spanien) residieren will, hat Ag2r-La Mondiale laut «La Gazetta dello Sport» ebenfalls ein Hotel in Sestriere für Ende Juli reserviert. Bahrain-McLaren hat hingegen angekündigt, sich nach Orten in Andorra, den italienischen Dolomiten, Livigno, Österreich und Slowenien umzuschauen und die Fahrer von Jumbo-Visma werden vermutlich in Kühtai (Österreich) auf 2400 Metern ihr Höhentraining absolvieren.
Giuseppe Martinelli, sportlicher Leiter von Astana, hat berichtet, aufgrund des großen Konkurrenzdrucks durch die anderen Teams persönlich zu den Hotels in Livigno gefahren zu sein, um die Lage dort auszuloten. «Wir suchen nach etwas exklusivem, einem kleinen Hotel mit 14 oder 15 Zimmern, damit das Infektionsrisiko und der Desinfektionsaufwand minimal bleiben», berichtete er im Interview mit «La Gazetta dello Sport».
Die Mannschaften werden während ihrer Trainingslager strenge Vorschriften befolgen müssen, die von der UCI und den Mannschaftsärzten kürzlich festgelegt wurden. Vor der Abfahrt zu den Trainingsorten werden alle Fahrer auf das Coronavirus getestet und die Teams müssen in kleine Trainingsgruppen unterteilt werden. In diesen Gruppen müssen sie dasselbe Trainingsprogramm mit denselben Mitarbeitern bewältigen, um das Infektionsrisiko innerhalb des Teams so gering wie möglich zu halten.
Da die europäischen Länder vermutlich am 3. Juni ihre Grenzen öffnen werden, wird die Anreise der Fahrer aus dem Schengenraum unproblematisch gesehen, wenn auch viele bereits angekündigt haben, statt des Flugzeuges das Auto zu nehmen: «Wir versuchen, wenn es geht, Flüge im Team zu vermeiden, deshalb ist das Auto definitiv vorzuziehen, wenn es zum Höhentraining geht», sagte Tom Dumoulin (Jumbo-Visma), der bereits im März angemerkt hatte, dass ein Höhentraining für den Erfolg bei der Tour de France essentiell und unerlässlich sei.
Die britischen Fahrer müssen hingegen befürchten, nach ihrer Einreise in den Schengenraum eine 14-tägige Quarantäne aussitzen zu müssen, während die kolumbianischen Fahrer um Egan Bernal (Ineos) und Nairo Quintana (Arkéa-Samsic) derzeitig sogar um ihre Ausreise aus ihrer Heimat bangen müssen, nachdem in Kolumbien der Notstand bis zum 31. August verlängert wurde. Andere Fahrer, die beispielsweise in Südamerika in Höhenlagen leben, haben hingegen angekündigt, ab nächster Woche individuelle Höhentrainingslager in der Heimat zu unternehmen, während Vincenzo Nibali (Trek-Segafredo) bereits seit der Rückkehr zum ausgiebigen Training lange Fahrten in den schweizerischen Alpen unternommen hat.
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