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27.07.2009 13:08
Untersuchung: AFLD macht Nach-Tests zur Tour de France 2008

Paris (dpa) - Die 96. Tour de France ging frei von Dopingskandalen über die Bühne. Zunächst wollen sich die Ermittler jetzt nochmals auf die Tour de France 2008 konzentrieren. Die Meldung, dass eingelagertes Blut von 15 der besten 20 Radprofis der Tour 2008 nochmals gezielt auf das EPO-Präparat CERA untersucht werden soll, platzte mitten in die Feierlichkeiten auf den Champs Elysées. Klar ist: Sollte es im Oktober ein Doping-Nachbeben geben, würden wohl auch die diesjährigen Astana-Festspiele nochmals genauer unter die Lupe genommen werden.

Bislang «zieren» sieben Fahrer, davon die meisten als CERA-Betrüger, die Doping-Chronik der vergangenen Tour. Der Höhenflug der beiden Gerolsteiner-Stars Stefan Schumacher und Bernhard Kohl entpuppte sich erst im Oktober unterstützt von der Pharmazie. Betrachtet man die damaligen Top-20, so finden sich sieben davon auch unter den besten 20 in diesem Jahr. Spannung ist also garantiert, auch wenn es die Astana-Asse Alberto Contador und Andreas Klöden nicht treffen kann: Ihr kasachisches Team war wegen der Doping-Vergangenheit erst gar nicht zum Start zugelassen. Auch Lance Armstrong muss nichts fürchten: Er war 2008 noch im Ruhestand.

Dass die französische Anti-Doping-Agentur AFLD und ihr Chef Pierre Bordry just am Schlusstag die Party-Stimmung störten, sorgte für Ärger. «Bordrys Ego ist etwas zu groß geworden. Man kommt mit Fakten oder ist zurückhaltend», schimpfte Milram-Teamchef Gerry van Gerwen. Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag meinte lapidar, Bordry habe sich für seine Ankündigung einen «prestigeträchtigen Tag» mit großem «PR- Wert» ausgesucht. «Der Anti-Doping-Kampf ist ein großes Geschäft. Da muss man sich vielleicht ins Gespräch bringen», sagte Aldag.

In der Tat hat die AFLD den Zeitpunkt des spektakulären Paukenschlags wohl bewusst gewählt. Wer dahinter ein Nachtreten gegen den Weltverband UCI und die Tour-Veranstalter vermutet, dürfte nicht falsch liegen. Bereits die «Kaffee-Affäre» rund um das Astana-Team, als UCI-Kontrolleure erst mit 55-minütiger Verzögerung Armstrong und Co. zum Test baten, hatte das angespannte Verhältnis zwischen UCI und AFLD offenbart. Damals gab es eine in der Öffentlichkeit ausgetragene Kontroverse, zu deren Höhepunkt Bordry der UCI vorwarf, insgesamt zu nachlässig zu testen und nicht alle Fahrer gleich zu behandeln.

Nun legte der Franzose nach. «Bevor ich ein abschließendes Fazit dieser Tour ziehe, möchte ich die Analyseergebnisse abwarten und auch die Resultate der Nach-Tests», sagte Bordry der dpa. Insgesamt waren 520 Kontrollen bei der 96. Großen Schleife geplant - bislang ohne positiven Befund. Die kritischen Stimmen werden aber nicht so schnell verstummen. «Alberto Contador hat gestern die Tour 2009 gewonnen, bei der es scheinbar kein Doping gab. Aber die unnatürlichen Leistungen der Fahrer zeigen, dass es legitim ist, von Betrug zu sprechen», schrieb die französische Zeitung «Libération».


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