Stuttgart (dpa) - In Stuttgart präsentieren sie sich als Traumpaar und Erfolgs-Gespann: Mit Hilfe ihres Trainers und Partners Mike Kluge feierte Hanka Kupfernagel mit Gold im Zeitfahren ein sensationelles WM-Comeback auf der Straße.
Minutenlang vergoss die dreifache Cross-Weltmeisterin auf dem Killesberg Freudentränen und dankte ihrem Motivator: «Mein Leben ist viel entspannter geworden und ich konzentriere mich nicht nur auf das Radfahren. Das ist mein Erfolgsrezept. Mit diesem Tag habe ich einen großen Schritt zu meinem großen Ziel Olympia 2008 gemacht», sagte die 33-jährige im Schwarzwald lebende Thüringerin, die auf der Straße zuletzt mit Silber in Sydney groß aufgetrumpft hatte.
Mit dem ehemaligen Cross-Weltmeister Kluge, dem sie mit der Goldmedaille das schönste Geschenk zum 45. Geburtstag nachträglich machen konnte, hat Kupfernagel ihr privates und sportliche Glück gefunden. «Nach 2001 hatte ich eine schwierige Zeit durchzumachen und dachte öfter an ein Karrierenende», sagte sie und meinte damit das Ende ihrer Ehe mit dem Berliner Cross-Fahrer Thorsten Wittig, der sie ebenfalls trainiert hatte.
Kluge achtet bei der Trainings-Arbeit nicht nur auf die ideale Fahrlinie der attraktiven Thüringerin, sondern auch auf modische Assescoires: Rechtzeitig vor Stuttgart hatte er ihr in Italien goldene Rennschuhe besorgt, die sich im Nieselregen von Stuttgart besonders gut machten.
Nach ihrem Triumph von Stuttgart ist Hanka Kupfernagel bereit, beim Straßenrennen wieder ins zweite Glied zu treten und Helferdienste für die Ex-Weltmeisterin Judith Arndt und Trixi Worrack zu leisten: «Die beiden haben das ganze Jahr gezeigt, dass sie vorne dabei sind.» Kupfernagel, dem der BDR in früheren Zeiten oft sturen Eigensinn und mangelnden Teamgeist vorgeworfen hatte, will im Straßenrennen der Frauen «für die Stärksten bei uns fahren, und ich glaube, das bin nicht ich.»
Die neue Weltmeisterin, die auf schwierigem Kurs trotz Gegenwind ein unglaubliches Stundenmittel von 43,43 Kilometer fuhr, «obwohl sie in einigen Kurven ein paar Sekunden liegen ließ» (Kluge), will in Zukunft auch als Teamchefin auftreten: «Es gibt bei uns so viele talentierte Nachwuchsfahrerinnen. Da wäre es doch ganz gut, wenn es neben T-Mobile und Nürnberger vielleicht noch eine dritte Mannschaft bei uns gäbe.»
Voraussetzung dafür wäre allerdings vorhandenes Interesse der Sponsoren. Die Geldgeber halten sich wegen der Doping-Problematik im Radsport zur Zeit aber merklich zurück. Vielleicht ist da sogar eine Goldmedaille als Empfehlung zu wenig.