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Hans Michael Holczer verklagt Schumacher auf eine Gesamthöhe von 150 000 Euro. Foto: Bernd Weißbrod
02.04.2013 12:11
Thurau zweifelt an Holczers Glaubwürdigkeit

Berlin (dpa) - In der düsteren Doping-Ära hatte sich Hans Michael Holczer als energischer Kämpfer für einen sauberen Sport profiliert, inzwischen werden die Zweifel an seiner weißen Weste immer größer.

«Wenn Holczer nicht weiß, was da gespielt wurde, dann ist er für mich ein totaler Armleuchter. Er ist zwar Lehrer, auf der anderen Seite dann aber auch total dumm. Wenn ich das ganze Team und die Ärzte eingestellt habe, dann weiß ich, was da läuft. Er ist da genau involviert», sagte der sechsmalige Tour-Etappengewinner Dietrich Thurau der Nachrichtenagentur dpa.

Die Anschuldigungen von Schumacher, der bei seinem Geständnis im «Spiegel» betont hatte, dass Holczer über die Doping-Aktivitäten informiert gewesen sei, wertet Thurau als Retourkutsche im Zuge der gerichtlichen Auseinandersetzung. «Da hat er dann gesagt, wie es wirklich ist.» Holczer hatte Schumacher auf Rückzahlung von drei Monatsgehältern in Gesamthöhe von 150 000 Euro verklagt, der Betrugsprozess beginnt am 10. April vor dem Landgericht Stuttgart.

Holczer hatte die Anschuldigungen Schumachers als «aus der Luft gegriffen» zurückgewiesen und vermutet taktische Gründe mit Blick auf den Prozess. Das Geständnis des «Rad-Schumis», der jahrelang Doping-Aktivitäten geleugnet hatte, findet in der Radszene durchaus Zuspruch. «Grundsätzlich befürworte ich so ein Geständnis. Ich finde es gut, dass einer Ehrlichkeit zeigt. Wenn wir es nicht so machen, kommen wir im Radsport nicht weiter», sagte der WM-Vierte John Degenkolb der dpa.

Auf Holczer könnten beim Betrugsprozess jedenfalls ungemütliche Fragen zukommen. Denn Schumacher war kein Einzelfall im Team. Auch der Österreicher Bernhard Kohl und der italienische Klassikerspezialist Davide Rebellin waren zu Gerolsteiner-Zeiten des Dopings überführt worden. Und der damalige Kapitän Levi Leipheimer (USA) hat im Zuge des Skandals um Lance Armstrong ebenfalls ein Geständnis abgelegt.

Die Doping-Ära im Radsport sei laut Thurau, der 1977 15 Tage das Gelbe Trikot getragen hatte, nicht vergleichbar zu seiner Zeit. «Wenn man liest, was da passiert ist, ist das schon schockierend. Dagegen waren wir Waisenkinder. Es wäre mir auch zu riskant gewesen», ergänzte Thurau, der selbst mehrmals wegen Dopingverstößen aufgeflogen war.

Für den Radsport sei all das, was nun offen zutage tritt, eine «Katastrophe». Es seien zwar immer wieder die alten Kamellen und jeder wisse, dass alle dasselbe gemacht hätten, «aber es kommt immer wieder neu hoch». Die Leistung werde in der Öffentlichkeit längst nicht mehr respektiert, sagte Thurau, der glaubt, dass sich inzwischen aber etwas geändert habe. «Was ich höre, geht es auch ohne Doping. Ich glaube auch, dass mein Sohn sauber fährt», sagte der Frankfurter, dessen 24-jähriger Sohn Björn beim französischen Team Europcar fährt.


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