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UCI-Präsident Pat McQuaid. Foto: rad-net
26.02.2008 18:52
Streit eskaliert weiter: McQuaid droht ASO und Profi-Teams

Aigle/Paris (rad-net) - Der Streit zwischen dem Weltradsportverband (UCI) und der Tour-Organisation Amaury Sport Organisation (A.S.O.) spitzt sich zu. UCI-Präsident Pat McQuaid hat den Profi-Teams mit Sanktionen gedroht, sollten sie an der Fernfahrt Paris-Nizza teilnehmen. Nach seiner Ansicht wird die Veranstaltung als ein „unkontrolliertes Rennen“ ausgetragen. Dies sei die Konsequenz aus der Zustimmung des französischen Radsortverbandes (FFC) zur Anfrage der ASO, das Rennen als Veranstaltung des nationalen Kalenders und unter der ausschließlicher Zuständigkeit französischen Rechts durchzuführen, so der McQuaid in einem Schreiben an die Profiteams.

„Diese Maßnahme ist absolut irregulär und wird weit reichenden Konsequenzen für alle Beteiligten haben“, so der Ire. Unter den gewählten Regeln könne das Rennen auch nicht als Rennen des französischen Kalenders durchgeführt werden. „Wenn der FFC darauf besteht, seine Position beizubehalten, befindet sich das Rennen komplett außerhalb der Regeln und Strukturen der UCI.“

Damit greift der Weltverband nach der ASO auch den nationalen Verband Frankreichs heftig an, der nach seiner Ansicht die Verantwortung für den Bruch der Regeln trage. „Der französische Verband erkennt damit ein privates Rennen an, das kein Verbindung zum organisierten Sport und zur olympischen Bewegung hat“, so McQuaid. Die Konsequenzen aus seiner Sicht sind auch, dass die UCI weder ein Klassement des Rennens anerkennen, noch Anti-Doping-Kontrollen organisieren oder durchführen und auch keinerlei Kommissäre zu dem Rennen schicken wird.

Die ASO hat sich bisher von den Drohungen durch die UCI nicht einschüchtern lassen. Aus Paris teilte man mit, das Rennen werde trotz der „feindseligen Positionen des UCI-Präsidenten“ wie geplant stattfinden.

Den Teams, die trotzdem bei Paris-Nizza starten wollen, drohte McQuaid mit Konsequenzen, nannte aber zunächst keine Einzelheiten. Erst am Abend schob McQuaid nach, ein Start bei Paris-Nizza könnte sich negativ auf die Chancen einer Olympia-Teilnahme auswirken. Die Teams stehen damit erneut zwischen den Fronten. Starten sie nicht bei Paris-Nizza, das vom 9. bis zum 16. März stattfindet, droht möglicherweise die Ausladung für die Tour. Aber auch die UCI übt Druck aus. „Alle 18 ProTour-Teams haben bei der UCI eine Bank-Garantie hinterlegt, die die Höhe eines Viertels aller Fahrer-Gehälter umfasst“, sagt Hans-Michael Holczer, der Manager des Gerolsteiner Teams. Damit könnte die UCI ein probates Druckmittel in der Hand haben und gegebenenfalls drastische Strafen verhängen. „Das Minimum der Bürgschaft beträgt 604000 Euro, bei vielen Teams wird es über eine Million liegen“, sagte Holczer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Der Chef des neben Milram zweiten deutschen ProTour-Teams, das für das nächste Jahr immer noch ohne Sponsor dasteht, hat sich noch nicht entschieden, wie er sich verhalten werde. Am Dienstag würden unter den Teams und deren Sponsoren intensive Beratungen beginnen. Der ehemalige Berufsschullehrer hofft auf „Möglichkeiten einer Synthese“. Holczer: „UCI, ASO und die Teams müssen sich an einen Tisch setzen.“ Wenn keine Einigung zustande kommt, befürchtet der Manager „den großen Showdown, bei dem uns von beiden Seiten die Kugeln um die Ohren fliegen werden“. Luc Eisenga, der Kommunikations-Manager des niederländischen Rabobank-Teams, hofft auf eine rasche Einigung der Streithähne: „Wir Teams sind nicht direkt Partei, nur die Leidtragenden.“

Der Streit zwischen den Renn-Veranstaltern mit der ASO an der Spitze und der UCI schwelt seit Jahren. Die vergangene Tour mit drei Doping-Fällen und den Querelen um den Dänen Michael Rasmussen, der im Gelben Trikot die Rundfahrt verlassen musste, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Tour-Chefs unterstellten der UCI im Fall Rasmussen eine gezielte Provokation und erteilten McQuaid eine Art Platzverbot. Die Verlagsgruppe ASO kündigte an, die von ihnen veranstalteten Rennen - darunter auch der Klassiker Paris-Roubaix - in Zukunft außerhalb der UCI-Verantwortlichkeit zu stellen. Vor dem Saisonstart war der Weltverband den Organisatoren entgegen gekommen, hatte sie von starren Einladungs-Kriterien entbunden und den ProTour-Renn-Kalender modifiziert.

Wenn es hart auf hart kommt, könnten die Teams, die wegen der Doping-Diskussion ohnehin mit dem Rücken zur Wand stehen, in einer schwierigen Zwickmühle stecken. Entweder sie folgen der UCI und können ungehindert an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teilnehmen, oder sie folgen der ASO und haben freie Fahrt beim für alle Sponsoren und Profis größten Highlight Tour de France und anderen wichtigen Rennen. Dass sich die ASO nicht mehr an UCI-Regeln gebunden fühlt, hat die Verlagsgruppe bereits mit der kategorischen Ausladung des Astana-Teams für Paris-Nizza, Paris-Roubaix, Tour de France und alle andere ASO-Rennen bewiesen.

Im Vorjahr hatte die ASO trotz UCI-Warnung auch einen Nicht-Start der schwedischen Unibet-Mannschaft, die für einen privaten Wettanbieter warb, bei Paris-Nizza durchgesetzt.


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