Leverkusen (rad-net) - Die Leiter der 19 deutschen Olympiastützpunkte haben auf ihrer Jahrestagung in Leverkusen gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ein Positionspapier zu den Eliteschulen des Sports beschlossen. Sie reagieren damit auf eine Veröffentlichung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 24. September, in der Kritiker der Eliteschulen Sports deren Effektivität in Frage stellten. Aktive oder ehemalige Schüler der insgesamt 40 Eliteschulen hatten 28 Prozent der Olympiateilnehmer für Peking 2008 gestellt.
Die Olympiastützpunkte und der Deutsche Olympische Sportbund untermauern in dem Papier einvernehmlich, dass sich das System der Eliteschulen des Sports in Deutschland bewährt habe und dass es keine effektive Alternative dazu gebe. Insbesondere in einer Zeit der sich verändernden Bildungslandschaft seien die Eliteschulen des Sports in Deutschland Garanten einer dualen Karriere, in der eine adäquate Schulausbildung in optimaler Weise mit dem Sport verknüpft werden können. Wer das System der Eliteschulen des Sports in Frage stelle, habe aufgehört, die duale Karriere im Miteinander von Schule und Nachwuchsleistungssport zu fordern und zu fördern, so die Verantwortlichen.
In der Region sind die Laufbahnberater der Olympiastützpunkte die zentralen Ansprechpartner und Multiplikatoren der Athleten bei der individuellen Ausgestaltung ihrer dualen Karriere in Spitzensport, Ausbildung und Beruf. Die Forderung des Beirats der Aktiven nach einer «echten dualen Karriere» unterstreicht die Bedeutung der Arbeit der Laufbahnberater der Olympiastützpunkte.
Für Andreas Dittmer, Kanu Olympiasieger und seit diesem Jahr Projektmanager für Sportförderung beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) ist «in den Einzelsportarten das System der Eliteschulen des Sports alternativlos». Von den Sportlehrern fordert er schon im Grundschulbereich besonderen Einsatz. «Nach meinem Verständnis gehört es beispielsweise zum Profil eines Sportlehrers, dass er sich zugleich in einem Sportverein engagiert und versucht, sportlich talentierte Schüler als Mitglieder zu gewinnen oder zu empfehlen. Darüber hinaus stehen vor allem die Vereine in der Verantwortung, Talente zu entdecken und zu fördern. Die Sportvereine sollten ja ein ganz natürliches Interesse daran haben. Zugleich müssen die Sportvereine natürlich bereit sein, ihren besten Talenten den Weg zu den Eliteschulen des Sports zu rechtzeitig ebnen», so Dittmer.
«Natürlich fällt es den Vereinen nicht leicht, ihre größten Nachwuchshoffnungen abzugeben, wo doch die Übungsleiter und ehrenamtlichen Helfer vor Ort so viel Herzblut in die Nachwuchsgewinnung und Förderung gesteckt haben. Doch andererseits gibt es meines Erachtens kaum eine andere Möglichkeit, um junge Sportler in die Weltspitze zu führen. An den Eliteschulen des Sports haben sie optimale Bedingungen, in manchen kleinen Vereinen sind die leistungssportlichen Perspektiven stark begrenzt.»
Auch die Ergebnisse der letzten großen Titelkämpfe unterstrichen die Bedeutung der Eliteschulen. «Nahezu sämtliche Athleten, die bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin für Deutschland eine Medaille gewonnen haben, haben eine Eliteschule des Sports besucht. Von den deutschen Olympiateilnehmern 2006 in Turin waren 50 Prozent ehemalige Eliteschüler und sogar 75 Prozent der Medaillengewinner besuchten in Ihrer Laufbahn diese Einrichtungen», so Dittmer.
Auch DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach hat sich ausdrücklich hinter die Eliteschulen gestellt. Es habe allerdings seine Zeit gekostet, bis diese akzeptiert worden sein. «Das lag an der ideologischen Belastung der Kinder- und Jugend- Sportschulen der DDR. Man tat sich schwer, den sportlichen Kern herauszuschälen und sie unter demokratischen Bedingungen weiterzuentwickeln», so Bach.