Schwetzingen (rad-net) - Anfang Oktober krönte sich Lennart Krayer zum Junioren-Weltmeister im Cross-Country. In der 26-jährigen Geschichte der MTB-Weltmeisterschaften in der U19-Klasse ist er erst der zweite Deutsche dem dieses Kunststück gelang - 2013 holte Lukas Baum den WM-Titel. Krayer tritt mit dem Gewinn des Regenbogentrikots in große Fußstapfen, denn später erfolgreiche Mountainbiker wie Julien Absalon (1998), Jaroslav Kulhavy (2003) sowie Nino Schurter (2004) waren auch schon bei der U19-WM erfolgreich.
Dennoch ist Krayer ein sehr bodenständiger, aber auch sehr ehrgeiziger junger Mann. Wenn man ihm am Anfang des Jahres gesagt hätte, er würde Weltmeister werden, hätte er es nicht geglaubt. «Da es jedoch mein Ziel war, hätte ich mich über eine solche Aussage aber sehr gefreut», so Krayer gegenüber rad-net.
Entsprechend schwer war es erst einmal für ihn, die Absage der MTB-WM im eigenen Land, in Albstadt, zu verkraften. «Ich hatte das ganze Jahr auf die WM in Albstadt hin trainiert und als sie Ende April abgesagt wurde, war ich sehr traurig, da ich kein richtiges Ziel mehr hatte. Erst als dann klar wurde, dass die WM in Leogang stattfindet, konnte ich mir die als neues Ziel setzten und habe motiviert dafür trainiert.» Und dass sein Training gut war, wusste der 18-Jährige, denn sein Ziel war es, «auf jeden Fall eine Medaille zu holen».
Und Lennart Krayer zeigte ein starkes WM-Rennen. Aus dem Start Loop kam er als Neunter und arbeitete sich von da an stetig nach vorne. In der dritten von vier Runden übernahm er alleine die Führung, baute seine Führung aus und gewann schließlich mit 40 Sekunden Vorsprung auf den Schweizer Janis Baumann und 1:24 Minuten vor Luca Martin aus Frankreich. Dass er Weltmeister werden würde, war ihm aber «erst auf der Zielgeraden» klar. «Ich habe gleich nach dem Start gemerkt, dass ich in super Verfassung bin, mir die Strecke liegt. Die Beine liefen gut, das war heute mein Rennen», freute sich der neue Junioren-Weltmeister nach dem Rennen im Ziel.
Nach der WM standen auch noch die Europameisterschaften und die Deutschen Meisterschaften für die Mountainbiker im Kalender - natürlich auch für Krayer. Beide Rennen ging er genauso motiviert an, schließlich konnte er dort erstmals sein Regenbogentrikot präsentieren, doch ihm war auch klar, dass man nun anders auf ihn als Weltmeister achten wird. «Bei der EM war der Druck deutlich spürbar, was mich auch dazu brachte, dass ich nur Neunter wurde. Bei der DM habe ich es mehr in Motivation umgewandelt», berichtet Krayer im Nachhinein.
Zum Radsport kam Krayer durch seinen Vater, «aber dass ich einmal Weltmeister werde, hätte ich nie gedacht. Mein Ziel war es immer, Spaß zu haben». Sein erstes Lizenzrennen bestritt Lennart Krayer 2017 als U17-Fahrer. Bereits das Rennen war eines im Gelände, ein Crossrennen an der Radrennbahn Mannheim, bei dem er den neunten Platz belegte. Das zweite Rennen war ein MTB-Marathon, bei dem er prompt aufs Podest fuhr und der erste Sieg in einem Cross-Country-Rennen ließ auch nicht lange auf sich warten. In seiner zweiten Saison fuhr Krayer bereits neun Siege ein und 2019, in seinem ersten Jahr als Junior, konnte er bereits - neben zehn weiteren Siegen - den DM-Titel feiern. Und den verteidigte der Schwetzinger auch in diesem Jahr mit über zwei Minuten Vorsprung. «Dass ich den Titel erfolgreich verteidigen konnte, bedeutet mir sehr viel», so Krayer.
Seine Vorbilder sind aber nicht etwa Fahrer wie die bereits erwähnten Olympiasieger Absalon, Kulhavy oder Schurter, sondern der deutsche Nationalfahrer Max Brandl, «weil er schon mit 23 in der Weltspitze mitfährt und so sympathisch ist».
Und in die Weltspitze, da möchte auch Lennart Krayer, denn in seiner Karriere als Mountainbiker möchte er noch viel erreichen. Er träumt von einem Start bei den Olympischen Spielen und das i-Tüpfelchen wäre es, «eine Medaille mit nach Hause zu bringen». Für 2021 hat sich der 18-Jährige aber erst einmal kleinere Ziele gesetzt. «Ich möchte ein Top-30-Ergebnis im Weltcup erreichen und wieder bei der Weltmeisterschaft teilnehmen», berichtet er. Bei und mit welchem Team das passieren soll - ob das weiter Lexware sein wird -, konnte er aber noch nicht verraten.