Berlin (rad-net) - Emma Hinze hat gestern in Berlin ihren zweiten WM-Titel auf der Bahn gefeiert und ist endgültig in der Weltspitze angekommen.
Bundestrainer Detlef Uibel zollte großen Respekt: «So deutlich, wie sie dieses Turnier dominiert hat, so habe ich das bei noch keiner Frau gesehen», meinte der erfahrene Coach, als Hinze im Einzelsprint zur zweiten Goldmedaille rauschte. Die Cottbuserin hatte im Finale die Russin Anastasiia Voinova glatt in zwei Läufen geschlagen, zuvor auch im Halbfinale gegen Vorjahressiegerin Wai Sze Lee aus Hongkong klar gewonnen. «Das war das Schlüsselerlebnis, dass sie sich so souverän gegen die amtierende Weltmeisterin durchgesetzt hatte», meinte Uibel.
Als Emma Hinze Minuten nach ihrem Triumph von der Bahn kam, mischten sich Tränen unter den Jubel: «Ich kann es nicht glauben. Ich habe noch nie geweint, wenn ich etwas gewonnen habe. Aber das ist ein so besonderer Moment», sagte Hinze, nachdem sie ausführlich die Ovationen des Publikums mit der Fahne auf dem Rücken genossen hatte. «Ich habe noch keinen Sprint-Weltcup gewonnen und dann gleich der WM-Titel. Wahnsinn! Der Titel vom Mittwoch hat mich beflügelt. Meine Nervosität vor dem Finale habe ich akzeptiert. Ich bin dann in so einem Tunnel, kriege nichts um mich herum mit. Dieser Erfolg gibt Rückenwind für Tokio», jubelte die Weltmeisterin nach der Siegerehrung.
Unter Trainer Jörg Wiechmann begann sie im zarten Alter von sechs Jahren in ihrem Heimatverein RSC Hildesheim mit dem Radsport. Emmas Vater Mathias überredete sie, es mal auf der Bahn zu versuchen. Dann belegte sie bei ihrer ersten DM auf Anhieb Platz zwei. «Dieser frühe Erfolg hat diese Sportart für mich attraktiv gemacht», erinnert sich Emma Hinze.
2013 zieht sie, gerade einmal 16 Jahre alt, nach Kaiserslautern, weil sie zu Hause in Hildesheim nicht auf der Bahn trainieren konnte. Aber nach nur einem Jahr wechselt sie von der Pfalz nach Brandenburg, weil sie die Trainingsbedingungen in Cottbus noch optimaler fand. «Ich war schon immer neugierig und gespannt auf neue Dinge», sagt sie und hatte keine Probleme mit dem Ortswechsel.<>
Dafür stellten sich gesundheitliche Probleme ein, Knie und Rücken schmerzten, erlaubten keine optimalen Trainingseinheiten. Emma Hinze war nicht einmal 20 Jahre alt, als sie schon an ihr Karriereende dachte. Doch dann traf sie auf Aleksander Harisanow. Er brachte sie wieder in die Erfolgsspur. «Emma hat noch längst nicht ihr Potential ausgeschöpft», verheißt Harisanow seiner Fahrerin noch eine erfolgreiche Zukunft.
Und er sollte recht behalten: 2018 fuhr sie an der Seite von Miriam Welte zu EM-Bronze im Teamsprint. Im Folgejahr gewannen sie WM-Bronze im Teamsprint und Silber bei der EM. Im letzten Winter stand die Cottbuserin sechs Mal auf dem Podest verschiedener Weltcups, siegte in Hongkong im Teamsprint an der Seite von Pauline Grabosch und gewann in Minsk die Entscheidung im Keirin. Und gestern holte sie in Berlin ihr zweites WM-Gold nach dem Sieg im Teamsprint am Eröffnungtag der Bahn-Weltmeisterschaften.
Morgen startet Hinze noch im Keirin. Drittes Gold nicht ausgeschlossen.