Madrid (dpa) - Im großen spanischen Dopingprozess um die «Operación Puerto» hat nun die Richterin das Wort. Die Verhandlung im Gerichtsverfahren gegen den Dopingarzt Eufemiano Fuentes und vier weitere Angeklagte wurden nach mehr als zwei Monaten abgeschlossen.
Die Richterin Julia Patricia Santamaría wird in den kommenden Wochen die Urteile sprechen. Der Termin steht nicht fest. Mit noch größerer Spannung wird die Entscheidung der Richterin erwartet, ob die spanische Justiz die bei Fuentes sichergestellten Blutbeutel von Sportlern den Anti-Doping-Agenturen zur Verfügung stellen wird. Der Hauptangeklagte Fuentes beteuerte in einem Schlusswort seine Unschuld. «In meiner 35-jährigen Berufslaufbahn habe ich nie der Gesundheit meiner Patienten Schaden zugefügt», betonte der Mediziner.
Neben Fuentes waren die Schwester des Dopingarztes, die Medizinerin Yolanda Fuentes, sowie die früheren Radteamchefs Manolo Saiz, Ignacio Labarta und Vicente Belda angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hatte für alle bis auf Belda je zwei Jahre Haft gefordert. Für Belda hatte die Staatsanwältin Rosa Calero kein Strafmaß verlangt. Die Verteidiger hatten auf Freispruch für alle Angeklagten plädiert.
Die Tätigkeit von Fuentes war im Vorfeld der Tour de France 2006 aufgeflogen. Die Polizei stellte mehr als 200 Blutbeutel sicher. Mehr als 200 Sportler gerieten unter Dopingverdacht, darunter ca. 50 Radprofis. Die Richterin muss in ihrem Urteil nicht über Doping entscheiden, sondern darüber, ob die Angeklagten die Gesundheit ihrer Kunden beziehungsweise Angestellten gefährdet haben. Doping war bei Auffliegen des Skandals in Spanien nach dem Gesetzbuch noch kein Straftatbestand gewesen.
Der Prozess hatte deutlich gemacht, dass Fuentes ein lukratives Unternehmen betrieb, das Dutzenden von Sportlern Transfusionen mit Eigenblut anbot. Einige Kunden sind namentlich bekannt, von anderen kennt man nur die von Fuentes verwendeten Pseudonyme und Kürzel. Die Welt-Antidoping-Agentur (WADA) und der Rad-Weltverband (UCI) waren in dem Prozess als Nebenkläger vertreten. Sie hoffen darauf, die Kunden von Fuentes namhaft zu machen und wegen Dopings zur Rechenschaft zu ziehen. Spanien musste sich während der siebenjährigen Ermittlungen zu dem Skandal vorhalten lassen, nicht energisch genug gegen Doping vorzugehen.
Fuentes hatte bei seiner Vernehmung vor dem Gericht ausgesagt, dass er neben Radsportlern auch Fußballer, Tennisspieler und Boxer zu seinen Kunden zählte. Er bot die Herausgabe der Liste seiner Kunden an, aber die Richterin wollte während des laufenden Verfahrens davon nichts wissen. Zehn Radprofis sagten als Zeugen aus, aber nur drei berichteten offen über ihre Erfahrungen als Kunden von Fuentes. Dies waren der Spanier Jesús Manzano, der Amerikaner Tyler Hamilton und der Deutsche Jörg Jaksche.
Gegen die Urteile kann Berufung eingelegt werden. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass der Dopingskandal um die «Operación Puerto» die Gerichte noch für längere Zeit beschäftigen wird.