Frankfurt/Main (dpa) - Der Pharmakologe Fritz Sörgel hat den Freispruch von Tour-de-France-Sieger Alberto Contador durch den spanischen Radsportverband (RFEC) als «Rückschlag für die Dopingverfolgung» bezeichnet.
«Die Strict Liability (Haftung des Sportlers) ist nun wieder in Gefahr. Es war klar, wenn man den Tischtennisspielern die Möglichkeit gibt, sich über ein Gutachten zu exkulpieren, dass auch Contador damit kommt. Da konnte man die Uhr nach stellen», sagte Sörgel in einem dpa-Gespräch.
Wie Contador bei der Tour de France war Deutschlands Tischtennis-Ass Dmitri Ovtcharov im vergangenen Jahr bei einem Turnier in China positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet worden. Beide Sportler hatten dies mit dem Verzehr von verunreinigtem Fleisch begründet. Nach einem monatelangen Gang durch die Instanzen war Ovtcharovs Freispruch durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) endgültig bestätigt worden.
Sörgel bewertet die Fälle allerdings unterschiedlich. «Man muss davon ausgehen, dass Fleisch in der EU - anders als in China - clenbuterolfrei ist. Das ist eine wichtige Annahme, die man machen muss», betonte der Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) in Heroldsberg bei Nürnberg.
Zudem habe Contador das Problem, «dass er es nicht über einen Haartest nachweisen konnte und bei ihm der Weichmacher im Urin gemessen wurde. Der steigt im Urin so an, wie auch das Clenbuterol, wie man es erwarten würde, wenn es zu einer Transfusion des Blutes gekommen wäre», sagte Sörgel.
Der Doping-Experte rechnet damit, dass der Fall nun in die Verlängerung geht. «Ich glaube nicht, dass die WADA sich das gefallen lässt. Die wird sicher vor den Internationalen Sportgerichtshof ziehen.» Sörgel erwartet allerdings keine schnelle Entscheidung: «Wir wissen ja, das zieht sich hin. Bis da ein Urteil kommt, fährt Contador auf jeden Fall die Tour de France.»