Marseille (dpa) - Endlich ein Erfolgserlebnis für Tony Martins Omega Pharma-Quick Step-Team: Mark Cavendish strampelte sich den ganzen Frust aus dem Leib und nutzte die zweite Gelegenheit, die sich den Sprintern bei der 100. Tour de France bot.
Der seit den britischen Meisterschaften durch eine leichte Bronchitis angeschlagene Cavendish gewann die fünfte und mit 228,5 Kilometern zweitlängste Etappe vor dem Norweger Edvald Boasson Hagen und dem Slowaken Peter Sagan. Nach dem wichtigen Erfolg lagen sich die Teamkollegen in den Armen.
In Marseille ließ der Brite («Ich bin noch nicht bei hundert Prozent») auch dem ambitionierten Rostocker André Greipel auf Platz vier keine Chance und feierte seinen insgesamt 24. Tour-Etappensieg. Zum Auftakt in Bastia waren ihm noch die Hände gebunden, weil er, bevor es richtig zur Sache ging, durch einen Massensturz im Feld behindert worden war und nicht in den Sprint eingreifen konnte. Stattdessen hatte sich auf Korsika Marcel Kittel den Tagessieg und das erste Gelbe Trikot sichern können. «Wir werden unseren Sieg noch bekommen», meinte Greipel in Marseille trotzig.
Cavendish, der nach der vergangenen Saison von Sky zu Omega gewechselt war, lobte die Teamleistung. «Die Mannschaft hat versucht, mich aus allem rauszuhalten. Das ist sehr gut gelungen. Ich bin sehr zufrieden. Ich hoffe, das ist der Start für mehr Erfolge. Wir wollen noch einiges hier gewinnen, vielleicht kann auch Tony noch etwas abholen. Ich bin superhappy nach den großen Enttäuschungen der vergangenen Tage mit dem Sturz von Tony und der knappen Niederlage gestern im Teamzeitfahren gegen Orica-GreenEdge», sagte der britische Meister.
Simon Gerrans aus dem australischen Team verteidigte in Marseille, wo es wenige Hundert Meter vor dem Zielstrich einen Massensturz gegeben hatte, sein Gelbes Trikot. Kittel war mit vielen weiteren Fahrern 15 Kilometer vor dem Ziel zu Fall gekommen, so dass er im Finale keine Rolle spielen konnte. «Was ich mitnehme für morgen, ist, dass meine Beine gut sind», sagte Kittel, der sich am Donnerstag auf die dritte Sprintetappe freut. Auch Altmeister Andreas Klöden war am Mittwoch mehrmals gestürzt.
Omega Pharma-Quick Step hatte seinen Sprint-Kapitän optimal in Position gebracht. Beim Kampf um die Führungspositionen leistete auch der verletzte Martin Schwerstarbeit für Cavendish, der seinen ersten Sieg bei der diesjährigen Tour feierte. Im schwierig zu fahrenden Zielbereich mit einer scharfen Linkskurve 450 Meter vor dem Zielstrich hielten ihn seine Teamkollegen aus dem Wind und brachten ihn zur 200-Meter-Marke. Dann explodierte Cavendish und ließ alle hinter sich.
«Dieser Sieg hat uns wirklich gefehlt. Wir waren nach Korsika und der knappen Niederlage im Mannschaftszeitfahren ganz schön am Boden. Ich bin ein Teamplayer und wenn meine Mannschaft glücklich ist, bin ich das auch», ergänzte Martin.
Der kletterstarke Christopher Froome freut sich indes schon auf den Beginn der Pyrenäen-Etappen am Samstag. «Ich nähere mich meiner Topform und bin gespannt auf die Pyrenäen», sagte der britische Topfavorit für den Gesamtsieg bei der Jubiläumstour vor dem Start zur fünften Etappe. Angeblich sei es ihm ganz recht gewesen, dass sein Sky-Team beim Mannschafts-Zeitfahren am Dienstag nicht zum Sieg gefahren war. «So früh hätten wir das Gelbe Trikot nicht gebrauchen können», erklärte der Vorjahreszweite.