Hermanus (rad-net) - Auf der längsten Etappe des Absa Cape Epic 2019 haben Nino Schurter/Lars Forster sowie Annika Langvad/Anna van der Breggen ihren zweiten Tagessieg eingefahren. Wie schon im gestrigen Prolog dominierten die beiden Duos das 111 Kilometer lange Teilstück mit Start und Ziel in Hermanus. Manuel Fumic/Henrique Avancini fuhren erneut auf Rang zwei, der dritte Platz ging an Alban Lakata/Karl Platt. Bei den Damen kam das deutsch-südafrikanische Duo Adelheid Morath und Candice Lill wieder auf Rang drei.
Es war ein Manöver von Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing), das die bis dahin noch große Spitzengruppe nach der Hälfte der Distanz auseinander riss. Avancini beschleunigte am Berg und sofort entstanden Lücken. Manuel Fumic konnte nicht mitgehen, doch in der folgenden Verpflegungszone stoppte der Deutsche Meister nicht, weil er mit einem Waterbag ausgerüstet war. So entstand eine vier Teams starke Führungsgruppe mit Kristian Hynek/Petter Fagerhaug (Canyon Trek), mit Schurter/Forster (Scott-Sram), Jaroslav Kulhavy/Sam Gaze (Investec-Songo-Specialized), so wie dem Cannondale-Duo.
Für den 23-jährigen Fagerhaug wurde es dann zu viel und kurze Zeit später begann bei Investec-Songo-Specialized einiges schief zu gehen. Erst musste in der drei Teams starken Spitzengruppe fahrend Sam Gaze einen Defekt beheben, kurze Zeit später stürzte er noch und dann musste auch noch Kulhavy seine Schuhplatte fixieren. Alles innerhalb einer Viertelstunde.
Vorne diktierte Scott-Sram das Tempo und es entstand eine taktische Situation, die letztlich für die entscheidende Attacke im Kampf um den Etappensieg sorgen sollte. Forster fuhr vorne, Fumic an seinem Hinterrad. Dahinter öffnete sich eine Lücke zu Schurter und Avancini. Beide fuhren nebeneinander. Es schien nicht so zu sein, dass einer der beiden wirklich zu leiden hatte. Der Abstand betrug rund 100 Meter. Fumic blickte zurück und entschloss sich zurückfallen zu lassen. Als er den beiden Gesellschaft leistete, spannte sich Schurter vorne hin und attackierte schließlich. Rasch tat sich eine Lücke auf und es wurde sichtbar, dass Manuel Fumic das Tempo nicht mitgehen konnte. Der Abstand wurde größer und größer, allerdings auch nach hinten zu den Verfolgern.
2:51 Minuten kassierten Fumic und Avancini gegenüber Schurter/Forster, was ihnen in der Gesamtwertung nach zwei Tagen schon 3:32 Minuten Rückstand einbrachte. «Es war ein langer, hektischer Tag. Nach Kilometer 50 hat das Rennen dann richtig begonnen. Scott-Sram hat ein paar Spiele gespielt, da wollten wir nicht mitmachen. Alles okay, wir sind zufrieden mit dem Resultat», erklärte Fumic.
Lars Forster zeigte sich glücklich und überrascht vom zweiten Etappensieg auf der längsten Etappe. «Gestern, das wusste ich, das liegt uns. Aber auf Marathon-Strecken habe ich keine Erfahrung. Nino sagte, ich soll an seinem Hinterrad bleiben und es hat funktioniert», erklärte Forster und sein Partner assistierte mit einem Lachen: «Hey, er ist bis jetzt zwei Etappen gefahren und hat beide gewonnen.»
Zwischen den beiden Top-Duos schien es ein wenig Reibereien gegeben zu haben, denn Avancini beklagte sich über «shit talking» von Schurter. «Es wäre schön, wenn man ein Mikrofon an den Bikes hätte. Nino ist der stärkste Fahrer überhaupt, aber was er auf dem Bike zu einem sagt, das mag ich nicht.» Schurter darauf angesprochen, reagierte mit einem Schulterzucken. «Sie wollten keine Führung machen, aber als Gesamtzweite könnten sie das auch tun. Aber nicht mit uns, dann müssen sie halt alleine fahren», meinte Schurter.
Hinter diesen beiden Paarungen schlossen weitere Teams zu dem Duo Gaze/Kulhavy auf und Canyon lag zu diesem Zeitpunkt an dritter Position. Doch Petter Fagerhaug konnte das Tempo nicht halten und so formierte sich eine Verfolgergruppe mit den beiden Bulls-Teams, Investec-Songo-Specialized und dem Duo von Trek Selle San Marco, Damiano Ferraro und Samuele Porro. Urs Huber/Simon Stiebjahn (Bulls Heros), Alban Lakata/Karl Platt (Bulls Legends) und Trek Selle San Marco ließen Kulhavy/Gaze zurück und kämpften um den dritten Platz auf dem Podest. Alban Lakata und Karl Platt, die beim Prolog durch einen Defekt viel Zeit verloren, überquerten 1:20 nach Fumic/Avancini die Ziellinie vor ihren Teamkollegen Huber/Stiebjahn und Ferraro/Porro.
«Auf dem Podium zu stehen, gibt mir Selbstvertrauen», meinte Karl Platt. Er und Lakata, das gab der dreifache Marathon-Weltmeister preis, hätten sich am Anfang raushalten und dann «von hinten kommen» wollen. «Dass ein Podium herausspringt, damit habe ich nicht gerechnet», meinte Lakata. «Morgen fahren wir eine andere Taktik, mal sehen ob die auch aufgeht.»
Mit ihrem zweiten Etappensieg haben Annika Langvad und Anna van der Breggen ihre Gesamtführung ausgebaut. Das Duo aus Dänemark und den Niederlanden konnte sich bereits früh absetzen und überquerte die Ziellinie 3:07 vor Ariane Lüthi und Maja Wloszczowska. Das deutsch-südafrikanische Duo Adelheid Morath und Candice Lill festigten als Tagesdritte mit 5:20 Minuten Differenz ihren dritten Gesamtrang.
Die 111 Kilometer am zweiten Tag unterstrichen bei den Damen das Gefüge, das sich bereits beim Prolog am Sonntag angedeutet hatte. Während sich die Topfavoritinnen Annika Langvad/Anna van der Breggen am ersten längeren Berg auf und davon machten, arbeiteten Morath/Lill mit der Polin Maja Wloszczowska/Ariane Lüthi (Pol/Sui) und Mariske Strauss (Südafrika) und Jennie Stenerhag (Schweden) zusammen. «Die beiden waren am Berg sehr stark», sollte Ex-Weltmeisterin Wloszczowska im Ziel über Morath und Lill sagen, doch sie nutzten ihre Fähigkeiten in den technischen und den flachen Passagen, um die Freiburgerin und ihre Kollegin zu distanzieren.
Die hatten noch eine Weile Gesellschaft von Strauss/Stenerhag, konnten die dann aber deutlich distanzieren, obschon Lill zwischen Kilometer 70 und 90 die Unterstützung von Morath benötigte. «Es war ein harter Tag, von Anfang an sehr schnell. Nachdem Annika und Anna weg waren, wurde es zu einem offenen Rennen. Es war ein wirklich ein harter Kampf, wir sind zufrieden», kommentierte Morath.
Mit 5:20 Minuten Differenz auf Langvad/Lüthi und 2:13 Minuten hinter Wloszczowska/Lüthi erreichte das Duo das Ziel als Dritte und festigte damit den angepeilten Podestplatz.
Sabine Spitz und Nadine Rieder (Meerendal Wiawis Rotwild) erwischten keinen perfekten Tag. Als Tagesfünfte verloren sie 15:04 Minuten auf die Etappensiegerinnen und fielen in der Gesamtwertung auch auf diese Position zurück, hinter Mariske Strauss/Jennie Stenerhag.