Berlin (rad-net/dpa) - Bruno Risi und Franco Marvulli haben sich in einem packenden Finale des Berliner Sechstagerennens durchgesetzt und mit 215 Punkten und neun Punkten Vorsprung die 97. Auflage des Rennens für sich entschieden. Den zweiten Platz sicherten sich Lokalmatador Guido Fulst und Leif Lampater. Den dritten Platz holten sich vor mit 13.000 Zuschauern erneut bestens besetzten Rängen Christian Lademann und Alexander Aeschbach. Insgesamt kamen nach Berlin rund 77.000 Fans. Das bedeutete neuen Besucherrekord in der Hauptstadt.
In einer spannenden Jagd schafften die beiden Weltmeister aus der Schweiz zunächst ihre Runde Rückstand aufzuholen. Zudem holten sie die Punkte aus den Wertungssprints und verdrängten Lampater und Fulst auf die Plätze. „Ich bin schon sehr traurig, dass ich das letzte Rennen vor heimischen Publikum nicht gewinnen konnte. Gerade wo die Zuschauer uns so angefeuert haben, aber es hat einfach nicht mehr gereicht“, so Fulst. Leif Lampater: „In den letzten Runden konnten wir noch nicht einmal mehr Christian Lademann folgen. Das haben die beiden Schweizer gnadenlos ausgenutzt.“
Für Franco Marvulli war es im Velodrom an der Landsberger Allee ein Sieg trotz Krankenschein: Der Schweizer hatte sich bei einer Rempelei nach dem Sechstagerennen in Stuttgart das Kreuzband gerissen und präsentierte sich in den ersten Tagen des Berliner Sechstagerennen zu Fuß deutlich angeschlagen, biss sich auf dem Rad aber durch.
Sieger des Steher-Championats in Berlin wurde Timo Scholz punktgleich vor Carsten Podlesch. Dritter wurde Jan-Eric Schwarzer aus Bielefeld. Das Omnium der U15 gewann Lokalmatador Maximilian Schachmann vom Marzahner RC vor Tim Reske vom Schöneberger RV Iduna und Lorenz Moritz vom Erneraner RC. Auch in der U19 gab es einen Heimsieg: Thomas Juhas und Theo Reinhardt vom SC Berlin setzten sich vor den Niederländern Nick Stöpler und Michael Vingerling und Lukas Gelosky aus Österreich und Claudio Imhof aus der Schweiz durch.
Bruno Risi, der einflussreiche Fahrer-Sprecher, hatte vor dem
Start in Berlin mit einem Machtwort dafür gesorgt, dass ein
Vertrags-Modus gestrichen wurde. Veranstalter Heinz Seesing wollte
dem Zeitgeist folgend einen drastischen Anti-Doping-Kurs mit
drohenden Gehalts-Streichungen dokumentieren. Das letzte Drittel der
Fahrer-Gagen sollte erst nach negativer A-Probe ausgezahlt werden.
Risi war im Namen vieler strikt dagegen: «Ich bin für verschärfte
Doping-Regeln. Aber nicht so, das ist nicht üblich. Es gibt gegen uns
keinen Vorverdacht, weshalb also ein solcher Passus? Im Vorfeld der
Berliner Veranstaltung haben wir uns in Bremen darauf geeinigt, die
Klausel zu streichen». Die Doping-Tests liefen wie immer, sechs
Fahrer wurden täglich kontrolliert.
Zusammen mit seinem Partner musste Risi als Gesamtsieger in Berlin
obligatorisch nur einmal beim Abschluss in der Nacht zum Mittwoch zur
Doping-Kontrolle. Ansonsten herrschen auf der Sechstage-Bahn trotz
der entlarvenden Doping-Enthüllungen im Radsport aber weiter
besondere Gesetze: Anders als neuerdings ab 1. Januar von allen Top-
Profis auf der Straße, fordert der Weltverband UCI von den Sechstage-
Fahrern keinen Blutpass, wie Risi betätigte.
In Deutschland ist die Sechstage-Saison dieses Winters damit vorbei. Die beiden letzten Rennen der Saison finden in Kopenhagen und im belgischen Hasselt statt.