Yorkshire (rad-net) - Zum Auftakt der Straßen-Weltmeisterschaften in Yorkshire (Großbritannien) hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die erste Medaille gewonnen. In der Mannschaftszeitfahr-Staffel belegten Tony Martin, Nils Politt und Jasha Sütterlin sowie Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kröger den zweiten Rang. Der WM-Titel ging in die Niederlande, Platz drei belegte das einheimische britische Team.
Martin, Politt und Sütterlin waren als vorletzes Männer-Trio auf die Strecke gegangen und erzielten zur Hälfte nur die fünftbeste Zeit. Dazu gab es ein ungewohntes Bild: Wenige Kilometer vor der Übergabe an die Damen ließ Martin abreißen. Die strapaziöse Vuelta mit einem heftigen Sturz waren womöglich zu viel gewesen.
«Da schlagen heute zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits freue ich mich über die Silbermedaille, andererseits bin ich unzufrieden mit der Leistung, die wir im Männerteam gebracht haben. Wir haben uns einfach nicht gefunden, und diese Erkenntnis war schon bitter. Auf dem technisch anspruchsvollen Kurs wollten wir Risiko vermeiden und haben in den Kurven zu viel Zeit verloren», bilanzierte Martin. Politt stimmte zu: «Der zweite Platz war ein guter Einstieg in die WM. Wir sind gut gestartet, aber als die Strecke kurvenreicher wurden, haben wir in jeder Kurve Sekunde um Sekunde verloren und das hat sich am Ende aufaddiert. Ich persönlich habe mich gut gefühlt und das gibt Zuversicht für das Einzelzeitfahren am Mittwoch.» Und Sütterlin sagte: «Mit der EM kann man das heute nicht vergleichen, da waren wir bei den Männern ein komplett anders Team. Dass ich bei beiden Wettbewerben Silber gewonnen habe, macht mich natürlich stolz.»
Brennauer, Klein und Kröger holten den Rückstand aber noch auf. Zu Beginn war es vor allem Kröger, die viel Tempoarbeit übernahm. Danach ließ sie sich abfallen und Brennauer und Klein machten noch mehr Boden gut, wodurch sie die Silbermedaille retteten.
Klein freute sich über Silber: «Wir wussten unterwegs nicht, wo wir stehen, haben alles raugeholt und das war am Ende vielleicht der Schlüssel zum Erfolg. Wir haben es einfach durchgezogen.» Auch Brennauer zeigte sich zufrieden: «In Alkmaar haben wir noch Fehler gemacht, die wir hier vermeiden konnten. Wir haben als Team harmoniert und ich bin total happy mit dem zweiten Platz.»
Am Ende trennten die Deutschen und die siegreichen Niederländer 22 Sekunden. Die Briten wiesen als Dritte 51 Sekunden Rückstand auf. Nur vier Sekunden dahinter belegte Italien Rang vier, die sich womöglich nach einem Defekt von Elisa Longo Borghini verspekuliert hatte und zu lange auf ihre Teamkollegin gewartet hatten.
«Sie sind stark gefahren, waren allerdings in den Kurven zu vorsichtig. Wenn man bedenkt, dass Tony Martins Verletzungen, die er sich vor einer Woche bei einem Sturz bei der Vuelta zuzog, mit 24 Stichen genäht werden musste, verdient er besonderen Respekt. Die Männer waren nach ihrem Lauf nur zwölf Sekunden hinter Bronze zurück, die Frauen haben dann alles gegeben und alles rausgeholt und sind auf den Medaillenrang gefahren. Das war eine große Leistung», so Jens Zemke, BDR-Teamleiter Männer Elite.