Minsk (rad-net) - Nach dem Verzicht von Stefan Nimke ist Maximilian Levy mit Abstand der erfahrenste und erfolgreichste Fahrer in der deutschen Bahn-Nationalmannschaft. Dabei ist der Cottbuser erst 26 Jahre alt, fährt aber nach zwei Olympischen Spielen 2008 und 2012 schon seine achte WM und ist die Medaillenhoffnung in Minsk, wo in der kommenden Woche die Bahn-Weltmeisterschaften vom 20. bis 24. Februar stattfinden.
Seit 2006 ist Levy ununterbrochen in der Nationalmannschaft dabei. Neben drei Olympia-Medaillen holte der Sprinter bei den Weltmeisterschaften drei Titel, einmal Silber und zweimal Bronze. Nach dem Rücktritt des Briten Chris Hoy – im vergangenen Jahr der große Rivale und Sieger vor Levy im WM- und Olympia-Finale im Keirin – könnte der Cottbuser in seiner Paradedisziplin Kampfsprint schon in Minsk vom Jäger zum Gejagten werden. «Es könnte natürlich passieren, dass nun um mein Hinterrad gefeilscht wird, was es für mich natürlich nicht einfacher macht. Ich möchte trotzdem meine Chance suchen und nach ganz vorne fahren», sagt der Keirin-Weltmeister von 2009 gewohnt selbstbewusst und unaufgeregt.
Die Standortbestimmung mit dem Sieg beim Sechstagerennen in Berlin war vielversprechend – trotz, oder gerade wegen der längeren Pause nach den Spielen: «Meine Zeiten waren schon richtig gut. So schnell war ich im Januar noch nie unterwegs und von daher gehe ich die WM optimistisch an», sagte Levy, der als Schlussmann im Teamsprint eine zweite große Medaillenchance hat. Dort wird er zusammen mit René Enders und vermutlich Stefan Bötticher auf Medaillenjagd gehen. Alle Drei sind derzeit im Trainingslager in Polen, um sich den Feinschliff zu holen.
Der Zeit in Minsk sieht er gelassen entgegen. Levy ist zu routiniert, um vor einer Weltmeisterschaft Nerven zu zeigen. Außerdem ist er gut vorbereitet. Und von der politischen Situation des Landes, so glaubt er, bekommen die Athleten nicht viel mit. «Wir waren schon 2009 in Minsk zur Europameisterschaft. Die Veranstalter sind bemüht, gute Gastgeber zu sein.» Wegen des straffen Zeitplans sei es ohnehin kaum möglich, Land und Leute näher kennenzulernen. Die kalten Außentemperaturen werden außerdem dafür sorgen, dass kein - wie Levy es nennt - «Wohlfühlgefühl» aufkommen kann. «Aber es kann nicht jede Weltmeisterschaft in Australien stattfinden», sagt er in Erinnerung an die Titelkämpfe 2012. Und letztlich wird es Levy egal sein, ob draußen die Sonne scheint, wenn der Startschuss fällt. Dann wird sein Killerinstinkt geweckt, dann zählt nur der Erfolg.